Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.Geistliche Ritterschaft/ des Zorns mit seinen großen Augen undgleichsam Feuer-lohenden Rachen. Der vierdte/ ein Wolfs Kopf/ sinnbildet den Geitz/ mit seinem Stuck Luder im Maul/ und mit den Stirnfenstern/ die nach meh- rerm umschauen. Der fünfte/ ein Hunds Kopf/ zeiget den Neid; der sein eig- nes Hertz im Rachen hält und naget/ mur- ret/ und scheel seitwarts sihet. Der sech- ste/ ein Satyr-Kopf/ lachet/ voll Geilheit/ die Welt an. Der lezte ein Schweins- Kopf/ als ein Bildnis der Schlämmerer/ wühlet mit dem Rüssel in der Erden. 9 Ach betrachte doch/ O Mensch/ Oh- (d) Matth. 15. v. 19.
Geiſtliche Ritterſchaft/ des Zorns mit ſeinen großen Augen undgleichſam Feuer-lohenden Rachen. Der vierdte/ ein Wolfs Kopf/ ſinnbildet den Geitz/ mit ſeinem Stuck Luder im Maul/ und mit den Stirnfenſtern/ die nach meh- rerm umſchauen. Der fuͤnfte/ ein Hunds Kopf/ zeiget den Neid; der ſein eig- nes Hertz im Rachen haͤlt und naget/ mur- ret/ und ſcheel ſeitwarts ſihet. Der ſech- ſte/ ein Satyr-Kopf/ lachet/ voll Geilheit/ die Welt an. Der lezte ein Schweins- Kopf/ als ein Bildnis der Schlaͤmmerer/ wuͤhlet mit dem Ruͤſſel in der Erden. 9 Ach betrachte doch/ O Menſch/ Oh- (d) Matth. 15. v. 19.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0236" n="208"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Geiſtliche Ritterſchaft/</hi></fw><lb/> des <hi rendition="#fr">Zorns</hi> mit ſeinen großen Augen und<lb/> gleichſam Feuer-lohenden Rachen. Der<lb/> vierdte/ ein <hi rendition="#fr">Wolfs Kopf/</hi> ſinnbildet den<lb/><hi rendition="#fr">Geitz/</hi> mit ſeinem Stuck Luder im Maul/<lb/> und mit den Stirnfenſtern/ die nach meh-<lb/> rerm umſchauen. Der fuͤnfte/ ein <hi rendition="#fr">Hunds<lb/> Kopf/</hi> zeiget den <hi rendition="#fr">Neid;</hi> der ſein eig-<lb/> nes Hertz im Rachen haͤlt und naget/ mur-<lb/> ret/ und ſcheel ſeitwarts ſihet. Der ſech-<lb/> ſte/ ein <hi rendition="#fr">Satyr-Kopf/</hi> lachet/ voll <hi rendition="#fr">Geilheit/</hi><lb/> die Welt an. Der lezte ein <hi rendition="#fr">Schweins-<lb/> Kopf/</hi> als ein Bildnis der <hi rendition="#fr">Schlaͤmmerer/</hi><lb/> wuͤhlet mit dem Ruͤſſel in der Erden.</p><lb/> <p>9 Ach betrachte doch/ O Menſch/<lb/> was fuͤr ein greuliches Thier dir im Her-<lb/> tzen ſtecket: <note place="foot" n="(d)">Matth. 15. v. 19.</note> <hi rendition="#fr">Dann aus dem Hertzen<lb/> ſteigen auf die Laſter</hi> und Fleiſches-Luͤſte/<lb/> ſo volbeſagter maſſen wider die Seele<lb/> ſtreiten: wie uns unſer Heiland ſaget.<lb/> Von Kaiſer Friedrich den <hi rendition="#aq">IV</hi> liſet man/ wie<lb/> er einsmals in ſeiner Burg zu Wien/ von<lb/> ſeinem Bruder und den Burgern daſelbſt<lb/> hart belaͤgert worden. So ein Aufruͤh-<lb/> rer/ iſt der Leib und deſſen Begierden: die<lb/> fechten nicht allein wider die in der Burg<lb/> des Haubtes wohnende Seele/ ſondern ſie<lb/> oͤffnen auch/ dem Feind/ (wie die Wiener<lb/> Herz. Albrechten) die Pforten der Augen/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Oh-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0236]
Geiſtliche Ritterſchaft/
des Zorns mit ſeinen großen Augen und
gleichſam Feuer-lohenden Rachen. Der
vierdte/ ein Wolfs Kopf/ ſinnbildet den
Geitz/ mit ſeinem Stuck Luder im Maul/
und mit den Stirnfenſtern/ die nach meh-
rerm umſchauen. Der fuͤnfte/ ein Hunds
Kopf/ zeiget den Neid; der ſein eig-
nes Hertz im Rachen haͤlt und naget/ mur-
ret/ und ſcheel ſeitwarts ſihet. Der ſech-
ſte/ ein Satyr-Kopf/ lachet/ voll Geilheit/
die Welt an. Der lezte ein Schweins-
Kopf/ als ein Bildnis der Schlaͤmmerer/
wuͤhlet mit dem Ruͤſſel in der Erden.
9 Ach betrachte doch/ O Menſch/
was fuͤr ein greuliches Thier dir im Her-
tzen ſtecket: (d) Dann aus dem Hertzen
ſteigen auf die Laſter und Fleiſches-Luͤſte/
ſo volbeſagter maſſen wider die Seele
ſtreiten: wie uns unſer Heiland ſaget.
Von Kaiſer Friedrich den IV liſet man/ wie
er einsmals in ſeiner Burg zu Wien/ von
ſeinem Bruder und den Burgern daſelbſt
hart belaͤgert worden. So ein Aufruͤh-
rer/ iſt der Leib und deſſen Begierden: die
fechten nicht allein wider die in der Burg
des Haubtes wohnende Seele/ ſondern ſie
oͤffnen auch/ dem Feind/ (wie die Wiener
Herz. Albrechten) die Pforten der Augen/
Oh-
(d) Matth. 15. v. 19.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |