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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.

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Briefwechsel mit Ludwig von Baiern.

Zu meiner wahren Freude ist es nicht eingetreten, und ich
wünsche von ganzem Herzen, daß Ihre Weisheit und Thatkraft
dem Reiche und dem reichstreuen Bayern noch recht lange erhalten
bleiben möge! Haben Sie, mein lieber Fürst, meinen innigsten
Dank auch für die Mittheilung erfreulicher Friedensaussichten und
für die Zusicherung, daß mein für Berlin bestimmter Gesandter
v. Rudhart bei Ihnen wohlwollende und vertrauensvolle Aufnahme
finden werde. In Ihrer Stellung zu der immer wieder auf¬
tauchenden Frage verantwortlicher Reichsministerien erscheinen Sie
als der starke Hort der Rechte der Bundesfürsten, und mit wahr¬
hafter Beruhigung nehme ich von Ihnen, mein lieber Fürst, das
Wort entgegen, daß das Heil der deutschen Zukunft nicht in der
Centralisirung zu suchen ist, welche mit der Schaffung solcher
Ministerien eintreten würde. Seien Sie überzeugt, daß ich es an
nichts fehlen lassen werde, um Ihnen in dem Kampfe für Aufrecht¬
erhaltung der Grundlagen der Reichsverfassung die offene und vollste
Unterstützung meiner Vertreter im Bundesrathe, welchen sich gewiß
auch die Bevollmächtigten der andern Fürsten anschließen werden,
für alle Zukunft zu sichern*).

Berg, den 7. Juli 1877. Ludwig.

Kissingen, den 12. August 1878.

Eurer Majestät erlaube ich mir meinen ehrfurchtsvollen Dank
zu Füßen zu legen für die huldreichen Befehle, welche der König¬
liche Marstall auch in diesem Jahre für meinen hiesigen Aufent¬
halt erhalten hat, und für die gnädige Anerkennung, welche der Mi¬
nister von Pfretzschner mir im Allerhöchsten Auftrage überbracht hat.
Durch den Congreß ist die Politik einstweilen zum Abschlusse ge¬
bracht, deren Angemessenheit für Deutschland Eure Majestät in huld¬
reichen Schreiben anzuerkennen geruhten. Der eigne Frieden blieb

*) Das bewährte sich bei Rudhart nicht.
Briefwechſel mit Ludwig von Baiern.

Zu meiner wahren Freude iſt es nicht eingetreten, und ich
wünſche von ganzem Herzen, daß Ihre Weisheit und Thatkraft
dem Reiche und dem reichstreuen Bayern noch recht lange erhalten
bleiben möge! Haben Sie, mein lieber Fürſt, meinen innigſten
Dank auch für die Mittheilung erfreulicher Friedensausſichten und
für die Zuſicherung, daß mein für Berlin beſtimmter Geſandter
v. Rudhart bei Ihnen wohlwollende und vertrauensvolle Aufnahme
finden werde. In Ihrer Stellung zu der immer wieder auf¬
tauchenden Frage verantwortlicher Reichsminiſterien erſcheinen Sie
als der ſtarke Hort der Rechte der Bundesfürſten, und mit wahr¬
hafter Beruhigung nehme ich von Ihnen, mein lieber Fürſt, das
Wort entgegen, daß das Heil der deutſchen Zukunft nicht in der
Centraliſirung zu ſuchen iſt, welche mit der Schaffung ſolcher
Miniſterien eintreten würde. Seien Sie überzeugt, daß ich es an
nichts fehlen laſſen werde, um Ihnen in dem Kampfe für Aufrecht¬
erhaltung der Grundlagen der Reichsverfaſſung die offene und vollſte
Unterſtützung meiner Vertreter im Bundesrathe, welchen ſich gewiß
auch die Bevollmächtigten der andern Fürſten anſchließen werden,
für alle Zukunft zu ſichern*).

Berg, den 7. Juli 1877. Ludwig.

Kiſſingen, den 12. Auguſt 1878.

Eurer Majeſtät erlaube ich mir meinen ehrfurchtsvollen Dank
zu Füßen zu legen für die huldreichen Befehle, welche der König¬
liche Marſtall auch in dieſem Jahre für meinen hieſigen Aufent¬
halt erhalten hat, und für die gnädige Anerkennung, welche der Mi¬
niſter von Pfretzſchner mir im Allerhöchſten Auftrage überbracht hat.
Durch den Congreß iſt die Politik einſtweilen zum Abſchluſſe ge¬
bracht, deren Angemeſſenheit für Deutſchland Eure Majeſtät in huld¬
reichen Schreiben anzuerkennen geruhten. Der eigne Frieden blieb

*) Das bewährte ſich bei Rudhart nicht.
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[363/0390] Briefwechſel mit Ludwig von Baiern. Zu meiner wahren Freude iſt es nicht eingetreten, und ich wünſche von ganzem Herzen, daß Ihre Weisheit und Thatkraft dem Reiche und dem reichstreuen Bayern noch recht lange erhalten bleiben möge! Haben Sie, mein lieber Fürſt, meinen innigſten Dank auch für die Mittheilung erfreulicher Friedensausſichten und für die Zuſicherung, daß mein für Berlin beſtimmter Geſandter v. Rudhart bei Ihnen wohlwollende und vertrauensvolle Aufnahme finden werde. In Ihrer Stellung zu der immer wieder auf¬ tauchenden Frage verantwortlicher Reichsminiſterien erſcheinen Sie als der ſtarke Hort der Rechte der Bundesfürſten, und mit wahr¬ hafter Beruhigung nehme ich von Ihnen, mein lieber Fürſt, das Wort entgegen, daß das Heil der deutſchen Zukunft nicht in der Centraliſirung zu ſuchen iſt, welche mit der Schaffung ſolcher Miniſterien eintreten würde. Seien Sie überzeugt, daß ich es an nichts fehlen laſſen werde, um Ihnen in dem Kampfe für Aufrecht¬ erhaltung der Grundlagen der Reichsverfaſſung die offene und vollſte Unterſtützung meiner Vertreter im Bundesrathe, welchen ſich gewiß auch die Bevollmächtigten der andern Fürſten anſchließen werden, für alle Zukunft zu ſichern *). Berg, den 7. Juli 1877. Ludwig. Kiſſingen, den 12. Auguſt 1878. Eurer Majeſtät erlaube ich mir meinen ehrfurchtsvollen Dank zu Füßen zu legen für die huldreichen Befehle, welche der König¬ liche Marſtall auch in dieſem Jahre für meinen hieſigen Aufent¬ halt erhalten hat, und für die gnädige Anerkennung, welche der Mi¬ niſter von Pfretzſchner mir im Allerhöchſten Auftrage überbracht hat. Durch den Congreß iſt die Politik einſtweilen zum Abſchluſſe ge¬ bracht, deren Angemeſſenheit für Deutſchland Eure Majeſtät in huld¬ reichen Schreiben anzuerkennen geruhten. Der eigne Frieden blieb *) Das bewährte ſich bei Rudhart nicht.

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Zitationshilfe: Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/390>, abgerufen am 23.11.2024.