Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.Briefwechsel mit Ludwig von Baiern. ich die Ihrem Schreiben beigefügten Darlegungen über die politischeLage verfolgt habe. -- Zu meiner großen Genugthuung durfte ich demselben entnehmen, daß zur Zeit keine ernsten Anzeichen vor¬ handen sind, welche eine nahe Gefahr für den europäischen Frieden befürchten lassen. Wenn gleichwohl die Zustände in Rußland und die ungewöhnlichen Truppenaufstellungen an der russischen West¬ gränze einige Besorgniß zu erwecken geeignet sind, so gebe ich mich doch der Hoffnung hin, daß es dem so glücklichen Einverständnisse zwischen Deutschland und Oesterreich, das eine machtvolle Bürg¬ schaft des Friedens für den Welttheil bietet, und Ihrer weisen und vorausschauenden Politik gelingen wird, einer kriegerischen Ver¬ wicklung vorzubeugen, und daß schließlich doch die erst kürzlich bei dem feierlichen Anlasse der Krönung zu Moskau laut und offen verkündigten friedlichen Absichten des Kaisers von Rußland den Sieg behaupten werden. -- Empfangen Sie, mein lieber Fürst, mit meinem wärmsten Danke für Ihre stets so willkommenen Mit¬ theilungen den Ausdruck meiner wahren Freude darüber, daß Ihre, wie ich tief bedauere, seit längerer Zeit angegriffene Gesundheit unter den heilkräftigen Einwirkungen des Kissinger Curgebrauches und Dank einer trefflichen ärztlichen Behandlung sich zu bessern begonnen hat. Möge Ihnen, das ist mein aufrichtigster Wunsch, recht bald die volle Kraft der Gesundheit wieder geschenkt werden, auf daß sich Deutschland noch recht lange des Gefühles der Sicher¬ heit erfreue, welches ihm das Vertrauen auf die Thatkraft und die Umsicht seines großen Staatsmannes einflößt. Ferner er¬ neuere ich in diesen Zeilen die Versicherung wahrer Bewunderung und unwandelbarer Zuneigung, von der ich stets für Sie, mein lieber Fürst, beseelt bin! Ihnen meine herzlichsten Grüße sendend, bleibe ich immerdar Schloß Berg, den 2. Sept. 1883. Ihr aufrichtiger Freund Ludwig. Briefwechſel mit Ludwig von Baiern. ich die Ihrem Schreiben beigefügten Darlegungen über die politiſcheLage verfolgt habe. — Zu meiner großen Genugthuung durfte ich demſelben entnehmen, daß zur Zeit keine ernſten Anzeichen vor¬ handen ſind, welche eine nahe Gefahr für den europäiſchen Frieden befürchten laſſen. Wenn gleichwohl die Zuſtände in Rußland und die ungewöhnlichen Truppenaufſtellungen an der ruſſiſchen Weſt¬ gränze einige Beſorgniß zu erwecken geeignet ſind, ſo gebe ich mich doch der Hoffnung hin, daß es dem ſo glücklichen Einverſtändniſſe zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich, das eine machtvolle Bürg¬ ſchaft des Friedens für den Welttheil bietet, und Ihrer weiſen und vorausſchauenden Politik gelingen wird, einer kriegeriſchen Ver¬ wicklung vorzubeugen, und daß ſchließlich doch die erſt kürzlich bei dem feierlichen Anlaſſe der Krönung zu Moskau laut und offen verkündigten friedlichen Abſichten des Kaiſers von Rußland den Sieg behaupten werden. — Empfangen Sie, mein lieber Fürſt, mit meinem wärmſten Danke für Ihre ſtets ſo willkommenen Mit¬ theilungen den Ausdruck meiner wahren Freude darüber, daß Ihre, wie ich tief bedauere, ſeit längerer Zeit angegriffene Geſundheit unter den heilkräftigen Einwirkungen des Kiſſinger Curgebrauches und Dank einer trefflichen ärztlichen Behandlung ſich zu beſſern begonnen hat. Möge Ihnen, das iſt mein aufrichtigſter Wunſch, recht bald die volle Kraft der Geſundheit wieder geſchenkt werden, auf daß ſich Deutſchland noch recht lange des Gefühles der Sicher¬ heit erfreue, welches ihm das Vertrauen auf die Thatkraft und die Umſicht ſeines großen Staatsmannes einflößt. Ferner er¬ neuere ich in dieſen Zeilen die Verſicherung wahrer Bewunderung und unwandelbarer Zuneigung, von der ich ſtets für Sie, mein lieber Fürſt, beſeelt bin! Ihnen meine herzlichſten Grüße ſendend, bleibe ich immerdar Schloß Berg, den 2. Sept. 1883. Ihr aufrichtiger Freund Ludwig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0402" n="375"/><fw place="top" type="header">Briefwechſel mit Ludwig von Baiern.<lb/></fw> ich die Ihrem Schreiben beigefügten Darlegungen über die politiſche<lb/> Lage verfolgt habe. — Zu meiner großen Genugthuung durfte<lb/> ich demſelben entnehmen, daß zur Zeit keine ernſten Anzeichen vor¬<lb/> handen ſind, welche eine nahe Gefahr für den europäiſchen Frieden<lb/> befürchten laſſen. 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Briefwechſel mit Ludwig von Baiern.
ich die Ihrem Schreiben beigefügten Darlegungen über die politiſche
Lage verfolgt habe. — Zu meiner großen Genugthuung durfte
ich demſelben entnehmen, daß zur Zeit keine ernſten Anzeichen vor¬
handen ſind, welche eine nahe Gefahr für den europäiſchen Frieden
befürchten laſſen. Wenn gleichwohl die Zuſtände in Rußland und
die ungewöhnlichen Truppenaufſtellungen an der ruſſiſchen Weſt¬
gränze einige Beſorgniß zu erwecken geeignet ſind, ſo gebe ich mich
doch der Hoffnung hin, daß es dem ſo glücklichen Einverſtändniſſe
zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich, das eine machtvolle Bürg¬
ſchaft des Friedens für den Welttheil bietet, und Ihrer weiſen und
vorausſchauenden Politik gelingen wird, einer kriegeriſchen Ver¬
wicklung vorzubeugen, und daß ſchließlich doch die erſt kürzlich bei
dem feierlichen Anlaſſe der Krönung zu Moskau laut und offen
verkündigten friedlichen Abſichten des Kaiſers von Rußland den
Sieg behaupten werden. — Empfangen Sie, mein lieber Fürſt,
mit meinem wärmſten Danke für Ihre ſtets ſo willkommenen Mit¬
theilungen den Ausdruck meiner wahren Freude darüber, daß Ihre,
wie ich tief bedauere, ſeit längerer Zeit angegriffene Geſundheit
unter den heilkräftigen Einwirkungen des Kiſſinger Curgebrauches
und Dank einer trefflichen ärztlichen Behandlung ſich zu beſſern
begonnen hat. Möge Ihnen, das iſt mein aufrichtigſter Wunſch,
recht bald die volle Kraft der Geſundheit wieder geſchenkt werden,
auf daß ſich Deutſchland noch recht lange des Gefühles der Sicher¬
heit erfreue, welches ihm das Vertrauen auf die Thatkraft und
die Umſicht ſeines großen Staatsmannes einflößt. Ferner er¬
neuere ich in dieſen Zeilen die Verſicherung wahrer Bewunderung
und unwandelbarer Zuneigung, von der ich ſtets für Sie, mein
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bleibe ich immerdar
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