Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.Der einundzwanzigste Spatziergang. Sie werden mein kleines Buch villeicht nie Der einundzwanzigſte Spatziergang. Sie werden mein kleines Buch villeicht nie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0180" n="172"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der einundzwanzigſte<lb/> Spatziergang.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">S</hi>ie werden mein kleines Buch villeicht nie<lb/> zu Geſichte bekommen, und wenn es auch<lb/> geſchehen ſollte, ſo werden ſie es doch vil-<lb/> leicht nie leſen. Es iſt ſo langweilig, ſo<lb/> ſehr moraliſch. — Aber es könnte doch<lb/> wohl ſeyn, daſs ſie es von ungefähr einmal<lb/> auf dem Sopha ihrer Freundinn liegen ſä-<lb/> hen; es könnte ſeyn, Chloe! daſs ſie es neu-<lb/> gierig öffneten; es könnte ſeyn, daſs ſie<lb/> grade Dieſe, Jhnen gewidmete Seite auf-<lb/> ſchlügen, daſs ſie ſie läſen, daſs ſie es merk-<lb/> ten, ich, ihr verſchämter, blöder Verehrer<lb/> ſey es, der ſich mit ihnen zu reden erdrei-<lb/> ſte. Auf dieſe unwahrſcheinliche Vorſtel-<lb/> lungen hin, die villeicht nie in Erfüllung<lb/> gehn werden, wag’ ich es, ſie mit den we-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0180]
Der einundzwanzigſte
Spatziergang.
Sie werden mein kleines Buch villeicht nie
zu Geſichte bekommen, und wenn es auch
geſchehen ſollte, ſo werden ſie es doch vil-
leicht nie leſen. Es iſt ſo langweilig, ſo
ſehr moraliſch. — Aber es könnte doch
wohl ſeyn, daſs ſie es von ungefähr einmal
auf dem Sopha ihrer Freundinn liegen ſä-
hen; es könnte ſeyn, Chloe! daſs ſie es neu-
gierig öffneten; es könnte ſeyn, daſs ſie
grade Dieſe, Jhnen gewidmete Seite auf-
ſchlügen, daſs ſie ſie läſen, daſs ſie es merk-
ten, ich, ihr verſchämter, blöder Verehrer
ſey es, der ſich mit ihnen zu reden erdrei-
ſte. Auf dieſe unwahrſcheinliche Vorſtel-
lungen hin, die villeicht nie in Erfüllung
gehn werden, wag’ ich es, ſie mit den we-
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