nen die Macht der Schönheit. Wissen sie, dass nicht leicht etwas mehr zu ihrer Vol- lendung, zu ihrer Fortdauer beyträgt, als jene Heiterkeit des Geistes, als jene Güte des Herzens, die mit allen ungeselligen Ge- müthsbewegungen so gar nichts gemein hat. Lernen sie dieses von Themiren! An wel- chen Vorzügen ist ihnen diess himmlische Mädchen nicht überlegen? So lieb sie mir sind, meine Chloe! so weit ich sie den mei- sten Schönheiten ihrer Zeit vorziehe, so ist doch keine jungfräuliche Vollkommenheit, in Absicht welcher sie nicht durchaus von Themiren verdunkelt würden. Jhre Ge- burt, ihr Stand, ist über dem Jhrigen. Und nie hab' ich so viel Verstand, nie eine so tiefe Wissenschaft, nie eine so geübte Klug- heit, mit so vieler Schönheit vereinigt ge- sehen. Und gleichwohl, wie herablassend gegen einen jeden, wie unnachahmlich ge-
nen die Macht der Schönheit. Wiſsen ſie, daſs nicht leicht etwas mehr zu ihrer Vol- lendung, zu ihrer Fortdauer beyträgt, als jene Heiterkeit des Geiſtes, als jene Güte des Herzens, die mit allen ungeſelligen Ge- müthsbewegungen ſo gar nichts gemein hat. Lernen ſie dieſes von Themiren! An wel- chen Vorzügen iſt ihnen dieſs himmliſche Mädchen nicht überlegen? So lieb ſie mir ſind, meine Chloe! ſo weit ich ſie den mei- ſten Schönheiten ihrer Zeit vorziehe, ſo iſt doch keine jungfräuliche Vollkommenheit, in Abſicht welcher ſie nicht durchaus von Themiren verdunkelt würden. Jhre Ge- burt, ihr Stand, iſt über dem Jhrigen. Und nie hab’ ich ſo viel Verſtand, nie eine ſo tiefe Wiſsenſchaft, nie eine ſo geübte Klug- heit, mit ſo vieler Schönheit vereinigt ge- ſehen. Und gleichwohl, wie herablaſsend gegen einen jeden, wie unnachahmlich ge-
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nen die Macht der Schönheit. Wiſsen ſie,
daſs nicht leicht etwas mehr zu ihrer Vol-
lendung, zu ihrer Fortdauer beyträgt, als
jene Heiterkeit des Geiſtes, als jene Güte
des Herzens, die mit allen ungeſelligen Ge-
müthsbewegungen ſo gar nichts gemein hat.
Lernen ſie dieſes von Themiren! An wel-
chen Vorzügen iſt ihnen dieſs himmliſche
Mädchen nicht überlegen? So lieb ſie mir
ſind, meine Chloe! ſo weit ich ſie den mei-
ſten Schönheiten ihrer Zeit vorziehe, ſo iſt
doch keine jungfräuliche Vollkommenheit,
in Abſicht welcher ſie nicht durchaus von
Themiren verdunkelt würden. Jhre Ge-
burt, ihr Stand, iſt über dem Jhrigen. Und
nie hab’ ich ſo viel Verſtand, nie eine ſo
tiefe Wiſsenſchaft, nie eine ſo geübte Klug-
heit, mit ſo vieler Schönheit vereinigt ge-
ſehen. Und gleichwohl, wie herablaſsend
gegen einen jeden, wie unnachahmlich ge-
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/191>, abgerufen am 21.11.2024.
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