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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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Morgen weiss man zuverlässig: sie kennen
sich etwas genauer als man meynt; sie se-
hen sich zuweilen ohne Zeugen; man hat
sie zusammen getroffen; Chloe soll gar --
-- man trägt Bedenken es zu sagen; aber
alle Umstände treffen zu, der Augenschein
lehrt es. -- Bey dem allen ist Kleanth
der ehrlichste Mann von der Welt, und
Chloe, so unschuldig, wie die Sonne am
Himmel.

Ein Beyspiel für hundert! Unsre amü-
sirenden Geschichtchen nehmen alle den
Gang. Eine herrliche Ausbeute unsers er-
finderischen Witzes! Ein theurer Zeitver-
treib in der That, den ein Dutzend besse-
rer Menschen als wir sind, mit seinem gu-
ten Namen bezahlen muss! O ihr galan-
ten Herren! o ihr einsichtsvollen Spreche-
rinnen unsrer gesellschaftlichen Zirkel! eh
ich euch um ein Talent von solchem Ge-

Morgen weiſs man zuverläſsig: ſie kennen
ſich etwas genauer als man meynt; ſie ſe-
hen ſich zuweilen ohne Zeugen; man hat
ſie zuſammen getroffen; Chloe ſoll gar —
— man trägt Bedenken es zu ſagen; aber
alle Umſtände treffen zu, der Augenſchein
lehrt es. — Bey dem allen iſt Kleanth
der ehrlichſte Mann von der Welt, und
Chloe, ſo unſchuldig, wie die Sonne am
Himmel.

Ein Beyſpiel für hundert! Unſre amü-
ſirenden Geſchichtchen nehmen alle den
Gang. Eine herrliche Ausbeute unſers er-
finderiſchen Witzes! Ein theurer Zeitver-
treib in der That, den ein Dutzend beſſe-
rer Menſchen als wir ſind, mit ſeinem gu-
ten Namen bezahlen muſs! O ihr galan-
ten Herren! o ihr einſichtsvollen Spreche-
rinnen unſrer geſellſchaftlichen Zirkel! eh
ich euch um ein Talent von ſolchem Ge-

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[205/0213] Morgen weiſs man zuverläſsig: ſie kennen ſich etwas genauer als man meynt; ſie ſe- hen ſich zuweilen ohne Zeugen; man hat ſie zuſammen getroffen; Chloe ſoll gar — — man trägt Bedenken es zu ſagen; aber alle Umſtände treffen zu, der Augenſchein lehrt es. — Bey dem allen iſt Kleanth der ehrlichſte Mann von der Welt, und Chloe, ſo unſchuldig, wie die Sonne am Himmel. Ein Beyſpiel für hundert! Unſre amü- ſirenden Geſchichtchen nehmen alle den Gang. Eine herrliche Ausbeute unſers er- finderiſchen Witzes! Ein theurer Zeitver- treib in der That, den ein Dutzend beſſe- rer Menſchen als wir ſind, mit ſeinem gu- ten Namen bezahlen muſs! O ihr galan- ten Herren! o ihr einſichtsvollen Spreche- rinnen unſrer geſellſchaftlichen Zirkel! eh ich euch um ein Talent von ſolchem Ge-

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/213>, abgerufen am 18.12.2024.