ganz anders. Da wurden alle Prozesse ver- glichen. Unser Gerichtshalter hat nun Langeweile und unsern Advokaten haben wir gar abgedankt. Der Magister weiss um alle unsre Geschäffte; er ist unser Rich- ter und Advokat. Wenn uns etwas fehlt, gehn wir zu ihm. Er leiht uns Geld, wenn wir es brauchen und er es hat. Er ist un- ser Apotheker und Wundarzt, und für sei- ne Arzneyen geben wir ihm einen Grossen- dank und sie helfen doch.
Da seyd ihr, in der That, die glück- lichsten Leute, die nur jemals in einem Dorfe zusammengelebt haben!
Ja Herr! das sind wir, und wir erken- nen es auch. Jch will die Gemeine sehen, die ihren Seelsorger mehr lieben und ehren soll, als wir! Herr! für den Mann, der sich mit uns freut, wenn wir fröhlich sind, der uns seinen letzten Dreyer nicht versagt,
ganz anders. Da wurden alle Prozeſse ver- glichen. Unſer Gerichtshalter hat nun Langeweile und unſern Advokaten haben wir gar abgedankt. Der Magiſter weiſs um alle unſre Geſchäffte; er iſt unſer Rich- ter und Advokat. Wenn uns etwas fehlt, gehn wir zu ihm. Er leiht uns Geld, wenn wir es brauchen und er es hat. Er iſt un- ſer Apotheker und Wundarzt, und für ſei- ne Arzneyen geben wir ihm einen Groſsen- dank und ſie helfen doch.
Da ſeyd ihr, in der That, die glück- lichſten Leute, die nur jemals in einem Dorfe zuſammengelebt haben!
Ja Herr! das ſind wir, und wir erken- nen es auch. Jch will die Gemeine ſehen, die ihren Seelſorger mehr lieben und ehren ſoll, als wir! Herr! für den Mann, der ſich mit uns freut, wenn wir fröhlich ſind, der uns ſeinen letzten Dreyer nicht verſagt,
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ganz anders. Da wurden alle Prozeſse ver-
glichen. Unſer Gerichtshalter hat nun
Langeweile und unſern Advokaten haben
wir gar abgedankt. Der Magiſter weiſs
um alle unſre Geſchäffte; er iſt unſer Rich-
ter und Advokat. Wenn uns etwas fehlt,
gehn wir zu ihm. Er leiht uns Geld, wenn
wir es brauchen und er es hat. Er iſt un-
ſer Apotheker und Wundarzt, und für ſei-
ne Arzneyen geben wir ihm einen Groſsen-
dank und ſie helfen doch.
Da ſeyd ihr, in der That, die glück-
lichſten Leute, die nur jemals in einem
Dorfe zuſammengelebt haben!
Ja Herr! das ſind wir, und wir erken-
nen es auch. Jch will die Gemeine ſehen,
die ihren Seelſorger mehr lieben und ehren
ſoll, als wir! Herr! für den Mann, der
ſich mit uns freut, wenn wir fröhlich ſind,
der uns ſeinen letzten Dreyer nicht verſagt,
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/64>, abgerufen am 16.07.2024.
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