Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

wohl seyn, dass ich, aus heroischer Nei-
gung zu einem andern meiner Helden, sein
Pferd mit dem meinigen vertauschte, und
diesen patriotischen Tausch mit dem Leben
bezahlte. Doch von dem allen weiß ich ja
nichts; das Andenken dieser Begebenheiten
ist ganz aus meinem Gedächtniße vertilgt.
Und das würde doch nicht seyn, wenn das
alles nicht Träume wären, die der spielen-
de Witz der Menschen erdacht hat. --

Kann man denn aber hier nichts, als
träumen? -- Wie? wenn ich die ganze
Geschichte meiner bisherigen Verwandlun-
gen, so weit sie innerhalb meines Beobach-
tungskreises liegt, zurückgienge? Wie?
wenn ich die Art meiner Zusammensetzung
genauer studierte, und dann aus dem, was
ich nach und nach war und was ich noch
bin, etwas von dem was ich werden soll
vermuthete?

wohl ſeyn, daſs ich, aus heroiſcher Nei-
gung zu einem andern meiner Helden, ſein
Pferd mit dem meinigen vertauſchte, und
dieſen patriotiſchen Tauſch mit dem Leben
bezahlte. Doch von dem allen weiß ich ja
nichts; das Andenken dieſer Begebenheiten
iſt ganz aus meinem Gedächtniße vertilgt.
Und das würde doch nicht ſeyn, wenn das
alles nicht Träume wären, die der ſpielen-
de Witz der Menſchen erdacht hat. —

Kann man denn aber hier nichts, als
träumen? — Wie? wenn ich die ganze
Geſchichte meiner bisherigen Verwandlun-
gen, ſo weit ſie innerhalb meines Beobach-
tungskreiſes liegt, zurückgienge? Wie?
wenn ich die Art meiner Zuſammenſetzung
genauer ſtudierte, und dann aus dem, was
ich nach und nach war und was ich noch
bin, etwas von dem was ich werden ſoll
vermuthete?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0125" n="119"/>
wohl &#x017F;eyn, da&#x017F;s ich, aus heroi&#x017F;cher Nei-<lb/>
gung zu einem andern meiner Helden, &#x017F;ein<lb/>
Pferd mit dem meinigen vertau&#x017F;chte, und<lb/>
die&#x017F;en patrioti&#x017F;chen Tau&#x017F;ch mit dem Leben<lb/>
bezahlte. Doch von dem allen weiß ich ja<lb/>
nichts; das Andenken die&#x017F;er Begebenheiten<lb/>
i&#x017F;t ganz aus meinem Gedächtniße vertilgt.<lb/>
Und das würde doch nicht &#x017F;eyn, wenn das<lb/>
alles nicht Träume wären, die der &#x017F;pielen-<lb/>
de Witz der Men&#x017F;chen erdacht hat. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Kann man denn aber hier nichts, als<lb/>
träumen? &#x2014; Wie? wenn ich die ganze<lb/>
Ge&#x017F;chichte meiner bisherigen Verwandlun-<lb/>
gen, &#x017F;o weit &#x017F;ie innerhalb meines Beobach-<lb/>
tungskrei&#x017F;es liegt, zurückgienge? Wie?<lb/>
wenn ich die Art meiner Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung<lb/>
genauer &#x017F;tudierte, und dann aus dem, was<lb/>
ich nach und nach war und was ich noch<lb/>
bin, etwas von dem was ich werden &#x017F;oll<lb/>
vermuthete?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0125] wohl ſeyn, daſs ich, aus heroiſcher Nei- gung zu einem andern meiner Helden, ſein Pferd mit dem meinigen vertauſchte, und dieſen patriotiſchen Tauſch mit dem Leben bezahlte. Doch von dem allen weiß ich ja nichts; das Andenken dieſer Begebenheiten iſt ganz aus meinem Gedächtniße vertilgt. Und das würde doch nicht ſeyn, wenn das alles nicht Träume wären, die der ſpielen- de Witz der Menſchen erdacht hat. — Kann man denn aber hier nichts, als träumen? — Wie? wenn ich die ganze Geſchichte meiner bisherigen Verwandlun- gen, ſo weit ſie innerhalb meines Beobach- tungskreiſes liegt, zurückgienge? Wie? wenn ich die Art meiner Zuſammenſetzung genauer ſtudierte, und dann aus dem, was ich nach und nach war und was ich noch bin, etwas von dem was ich werden ſoll vermuthete?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/125
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/125>, abgerufen am 21.11.2024.