Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

das empfindlichste gekränkt; dass er sich
auf eine übereilte Weise von ihr getren-
net, dass er ihr Leben unglücklich ge-
macht, und villeicht gar ihren frühzeiti-
gen Tod befördert habe. Dieß Bekennt-
niß ist er allen schuldig, die an seinem
Betragen ein Aergerniß genommen ha-
ben; allen die eine argwöhnische Seele
haben; allen die sich auf dem Wege der
Uebereilung befinden.

Raimarus von Z*** starb den VII
December MDCCLXX, zwey Iahre
nach dem Tode seiner Gattin, und
zwey Monathe nach dem Tode seines
einzigen Sohnes.


Diese sonderbare Grabschrift machte
nun allerdings einen tiefen Eindruck auf
uns. Die Frau von L** hatte noch Eine
Ursach mehr an der Geschichte Theil zu
nehmen, weil sie sich in ihren jüngern Iah-

das empfindlichſte gekränkt; daſs er ſich
auf eine übereilte Weiſe von ihr getren-
net, daſs er ihr Leben unglücklich ge-
macht, und villeicht gar ihren frühzeiti-
gen Tod befördert habe. Dieß Bekennt-
niß iſt er allen ſchuldig, die an ſeinem
Betragen ein Aergerniß genommen ha-
ben; allen die eine argwöhniſche Seele
haben; allen die ſich auf dem Wege der
Uebereilung befinden.

Raimarus von Z*** ſtarb den VII
December MDCCLXX, zwey Iahre
nach dem Tode ſeiner Gattin, und
zwey Monathe nach dem Tode ſeines
einzigen Sohnes.


Dieſe ſonderbare Grabſchrift machte
nun allerdings einen tiefen Eindruck auf
uns. Die Frau von L** hatte noch Eine
Urſach mehr an der Geſchichte Theil zu
nehmen, weil ſie ſich in ihren jüngern Iah-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote>
              <p> <hi rendition="#i"><pb facs="#f0017" n="11"/>
das empfindlich&#x017F;te gekränkt; da&#x017F;s er &#x017F;ich<lb/>
auf eine übereilte Wei&#x017F;e von ihr getren-<lb/>
net, da&#x017F;s er ihr Leben unglücklich ge-<lb/>
macht, und villeicht gar ihren frühzeiti-<lb/>
gen Tod befördert habe. Dieß Bekennt-<lb/>
niß i&#x017F;t er allen &#x017F;chuldig, die an &#x017F;einem<lb/>
Betragen ein Aergerniß genommen ha-<lb/>
ben; allen die eine argwöhni&#x017F;che Seele<lb/>
haben; allen die &#x017F;ich auf dem Wege der<lb/>
Uebereilung befinden.</hi> </p><lb/>
              <p> <hi rendition="#i">Raimarus von Z<hi rendition="#sup">***</hi> &#x017F;tarb den VII<lb/>
December MDCCLXX, zwey Iahre<lb/>
nach dem Tode &#x017F;einer Gattin, und<lb/>
zwey Monathe nach dem Tode &#x017F;eines<lb/>
einzigen Sohnes.</hi> </p>
            </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Die&#x017F;e &#x017F;onderbare Grab&#x017F;chrift machte<lb/>
nun allerdings einen tiefen Eindruck auf<lb/>
uns. Die Frau von L<hi rendition="#sup">**</hi> hatte noch Eine<lb/>
Ur&#x017F;ach mehr an der Ge&#x017F;chichte Theil zu<lb/>
nehmen, weil &#x017F;ie &#x017F;ich in ihren jüngern Iah-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0017] das empfindlichſte gekränkt; daſs er ſich auf eine übereilte Weiſe von ihr getren- net, daſs er ihr Leben unglücklich ge- macht, und villeicht gar ihren frühzeiti- gen Tod befördert habe. Dieß Bekennt- niß iſt er allen ſchuldig, die an ſeinem Betragen ein Aergerniß genommen ha- ben; allen die eine argwöhniſche Seele haben; allen die ſich auf dem Wege der Uebereilung befinden. Raimarus von Z*** ſtarb den VII December MDCCLXX, zwey Iahre nach dem Tode ſeiner Gattin, und zwey Monathe nach dem Tode ſeines einzigen Sohnes. Dieſe ſonderbare Grabſchrift machte nun allerdings einen tiefen Eindruck auf uns. Die Frau von L** hatte noch Eine Urſach mehr an der Geſchichte Theil zu nehmen, weil ſie ſich in ihren jüngern Iah-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/17
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/17>, abgerufen am 21.11.2024.