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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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berzeugung wird uns, auch bey dem gehei-
men Widerspruche unsers Herzens, den
Trost gewähren: dass das was geschah ein
gleichgeltendes, wo nicht gar ein größeres
Gut für uns seyn müße, als das was unsrer
Meynung nach geschehen sollte, und die
Erfahrung wird uns nicht selten am Ende
davon gewiß machen.

Diese guten Wünsche sollen aber un-
sererseits das ernstlichste Bestreben nicht
ausschließen: alles zu unternehmen, was
anständiger Weise von uns selbst zu ihrer
Erfüllung unternommen werden kann. Ich
rathe ihnen nicht, die Entscheidung ihres
Schicksals von dem Zufalle besorgen zu
laßen, und den ersten besten Mann, der
sich ihnen anbietet, als ein Geschenk des
Himmels anzunehmen. Es wäre wohl ein-
mal möglich, dass auch in diesem Falle für
sie das beste Loos gezogen würde; allein

berzeugung wird uns, auch bey dem gehei-
men Widerſpruche unſers Herzens, den
Troſt gewähren: daſs das was geſchah ein
gleichgeltendes, wo nicht gar ein größeres
Gut für uns ſeyn müße, als das was unſrer
Meynung nach geſchehen ſollte, und die
Erfahrung wird uns nicht ſelten am Ende
davon gewiß machen.

Dieſe guten Wünſche ſollen aber un-
ſererſeits das ernſtlichſte Beſtreben nicht
ausſchließen: alles zu unternehmen, was
anſtändiger Weiſe von uns ſelbſt zu ihrer
Erfüllung unternommen werden kann. Ich
rathe ihnen nicht, die Entſcheidung ihres
Schickſals von dem Zufalle beſorgen zu
laßen, und den erſten beſten Mann, der
ſich ihnen anbietet, als ein Geſchenk des
Himmels anzunehmen. Es wäre wohl ein-
mal möglich, daſs auch in dieſem Falle für
ſie das beſte Loos gezogen würde; allein

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[170/0176] berzeugung wird uns, auch bey dem gehei- men Widerſpruche unſers Herzens, den Troſt gewähren: daſs das was geſchah ein gleichgeltendes, wo nicht gar ein größeres Gut für uns ſeyn müße, als das was unſrer Meynung nach geſchehen ſollte, und die Erfahrung wird uns nicht ſelten am Ende davon gewiß machen. Dieſe guten Wünſche ſollen aber un- ſererſeits das ernſtlichſte Beſtreben nicht ausſchließen: alles zu unternehmen, was anſtändiger Weiſe von uns ſelbſt zu ihrer Erfüllung unternommen werden kann. Ich rathe ihnen nicht, die Entſcheidung ihres Schickſals von dem Zufalle beſorgen zu laßen, und den erſten beſten Mann, der ſich ihnen anbietet, als ein Geſchenk des Himmels anzunehmen. Es wäre wohl ein- mal möglich, daſs auch in dieſem Falle für ſie das beſte Loos gezogen würde; allein

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/176>, abgerufen am 21.11.2024.