sich einen mäßigen Unterhalt auf alle Fälle versichern sollen: dieß alles sind gute und, wenn man will; nothwendige, aber gewiß auch altbekannte Klugheitsregeln, an die man sie kaum erinnern kann, ohne wider die Achtung zu handeln, die man ihrem Verstande und ihrer Erfahrung schuldig ist. Sie sind keine Romanenheldinn. Sie wißen wohl, dass man von der Liebe so wenig, als von der bloßen Luft lebt; dass man sich, ohne wichtige Gründe, nicht für einen Stand bestimmen müße, der zu tief unter dem liegt, zu welchen uns Ge- burt und Erziehung geschickt gemacht ha- ben; dass man aber auch keine zu großen Hoffnungen unterhalten muß. Der Stand, für den sie geboren sind, läuft mit vielen andern parallel, ich laße ihnen für einen jeden derselben die Wahl offen. Wenig- stens hüten sie sich Einen davon zu ver-
ſich einen mäßigen Unterhalt auf alle Fälle verſichern ſollen: dieß alles ſind gute und, wenn man will; nothwendige, aber gewiß auch altbekannte Klugheitsregeln, an die man ſie kaum erinnern kann, ohne wider die Achtung zu handeln, die man ihrem Verſtande und ihrer Erfahrung ſchuldig iſt. Sie ſind keine Romanenheldinn. Sie wißen wohl, daſs man von der Liebe ſo wenig, als von der bloßen Luft lebt; daſs man ſich, ohne wichtige Gründe, nicht für einen Stand beſtimmen müße, der zu tief unter dem liegt, zu welchen uns Ge- burt und Erziehung geſchickt gemacht ha- ben; daſs man aber auch keine zu großen Hoffnungen unterhalten muß. Der Stand, für den ſie geboren ſind, läuft mit vielen andern parallel, ich laße ihnen für einen jeden derſelben die Wahl offen. Wenig- ſtens hüten ſie ſich Einen davon zu ver-
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ſich einen mäßigen Unterhalt auf alle Fälle
verſichern ſollen: dieß alles ſind gute und,
wenn man will; nothwendige, aber gewiß
auch altbekannte Klugheitsregeln, an die
man ſie kaum erinnern kann, ohne wider
die Achtung zu handeln, die man ihrem
Verſtande und ihrer Erfahrung ſchuldig
iſt. Sie ſind keine Romanenheldinn. Sie
wißen wohl, daſs man von der Liebe ſo
wenig, als von der bloßen Luft lebt; daſs
man ſich, ohne wichtige Gründe, nicht
für einen Stand beſtimmen müße, der zu
tief unter dem liegt, zu welchen uns Ge-
burt und Erziehung geſchickt gemacht ha-
ben; daſs man aber auch keine zu großen
Hoffnungen unterhalten muß. Der Stand,
für den ſie geboren ſind, läuft mit vielen
andern parallel, ich laße ihnen für einen
jeden derſelben die Wahl offen. Wenig-
ſtens hüten ſie ſich Einen davon zu ver-
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/180>, abgerufen am 24.11.2024.
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