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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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sten, mich völlig unfähig fühlte. Man hat-
te seinen vorgesetzten Zweck nicht durch
so wenige Mittel zu erreichen gehofft
und freute sich nun um so viel mehr, dass
es geschehen war. Man dachte nicht dar-
an, mich über meine Irrthümer zu beleh-
ren und ich bekam bald genug Erlaubniß,
mein Glück anderswo zu suchen. Ich
konnte meine Wanderschaft nur mit ge-
ringen Hülfsmitteln antreten und um das
Wenige zusammen zu bringen, hatt' ich
mich genöthigt gesehen meine besten Klei-
dungsstücke und meinen kleinen Bücher-
vorrath fast um nichts wegzugeben. Ei-
ner meiner vormaligen Gönner, der einzige
zu dem ich meine Zuflucht zu nehmen
wagte, betrog mich, bey dem Zutrauen
das ich in seine Menschenliebe setzte, gleich-
wohl auf das schrecklichste in meiner Er-
wartung. Ich hatte ihn noch um nichts

ſten, mich völlig unfähig fühlte. Man hat-
te ſeinen vorgeſetzten Zweck nicht durch
ſo wenige Mittel zu erreichen gehofft
und freute ſich nun um ſo viel mehr, daſs
es geſchehen war. Man dachte nicht dar-
an, mich über meine Irrthümer zu beleh-
ren und ich bekam bald genug Erlaubniß,
mein Glück anderswo zu ſuchen. Ich
konnte meine Wanderſchaft nur mit ge-
ringen Hülfsmitteln antreten und um das
Wenige zuſammen zu bringen, hatt’ ich
mich genöthigt geſehen meine beſten Klei-
dungsſtücke und meinen kleinen Bücher-
vorrath faſt um nichts wegzugeben. Ei-
ner meiner vormaligen Gönner, der einzige
zu dem ich meine Zuflucht zu nehmen
wagte, betrog mich, bey dem Zutrauen
das ich in ſeine Menſchenliebe ſetzte, gleich-
wohl auf das ſchrecklichſte in meiner Er-
wartung. Ich hatte ihn noch um nichts

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[210/0216] ſten, mich völlig unfähig fühlte. Man hat- te ſeinen vorgeſetzten Zweck nicht durch ſo wenige Mittel zu erreichen gehofft und freute ſich nun um ſo viel mehr, daſs es geſchehen war. Man dachte nicht dar- an, mich über meine Irrthümer zu beleh- ren und ich bekam bald genug Erlaubniß, mein Glück anderswo zu ſuchen. Ich konnte meine Wanderſchaft nur mit ge- ringen Hülfsmitteln antreten und um das Wenige zuſammen zu bringen, hatt’ ich mich genöthigt geſehen meine beſten Klei- dungsſtücke und meinen kleinen Bücher- vorrath faſt um nichts wegzugeben. Ei- ner meiner vormaligen Gönner, der einzige zu dem ich meine Zuflucht zu nehmen wagte, betrog mich, bey dem Zutrauen das ich in ſeine Menſchenliebe ſetzte, gleich- wohl auf das ſchrecklichſte in meiner Er- wartung. Ich hatte ihn noch um nichts

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/216>, abgerufen am 21.11.2024.