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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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uns oft zu besuchen. Nun ist es unmög-
lich, stundenlang von der Wirthschaft, von
dem Kornpreise, von Viehmärkten und
ähnlichen Dingen zu reden. Man wird
auch der pohlnischen Händel und des
Türkenkrieges müde. Semlern und die
allgemeine deutsche Bibliotheck haben wir
ein für allemal dem Satan übergeben. Was
soll man in den trüben Wintertagen vor-
nehmen die böse Laune zu entfernen, die
der Gesundheit und Gemüthsruhe eines
armen Dorfpfarrern so gefährlich werden
kann? Ich bin erbötig, für einen jeden
bessern Vorschlag meine Karten, so viel
ich deren habe, in den Kamin zu werfen.
Ich leugne es so gar nicht, dass ich einigen
von meinen Amtsbrüdern Lektion im Spie-
len gegeben habe, und dass ich mich nun in
ihrer Gesellschaft um so viel besser befinde.
Denn was soll man in aller Welt mit ge-

(II. Theil.) C

uns oft zu beſuchen. Nun iſt es unmög-
lich, ſtundenlang von der Wirthſchaft, von
dem Kornpreiſe, von Viehmärkten und
ähnlichen Dingen zu reden. Man wird
auch der pohlniſchen Händel und des
Türkenkrieges müde. Semlern und die
allgemeine deutſche Bibliotheck haben wir
ein für allemal dem Satan übergeben. Was
ſoll man in den trüben Wintertagen vor-
nehmen die böſe Laune zu entfernen, die
der Geſundheit und Gemüthsruhe eines
armen Dorfpfarrern ſo gefährlich werden
kann? Ich bin erbötig, für einen jeden
beſſern Vorſchlag meine Karten, ſo viel
ich deren habe, in den Kamin zu werfen.
Ich leugne es ſo gar nicht, daſs ich einigen
von meinen Amtsbrüdern Lektion im Spie-
len gegeben habe, und daſs ich mich nun in
ihrer Geſellſchaft um ſo viel beſſer befinde.
Denn was ſoll man in aller Welt mit ge-

(II. Theil.) C
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[33/0039] uns oft zu beſuchen. Nun iſt es unmög- lich, ſtundenlang von der Wirthſchaft, von dem Kornpreiſe, von Viehmärkten und ähnlichen Dingen zu reden. Man wird auch der pohlniſchen Händel und des Türkenkrieges müde. Semlern und die allgemeine deutſche Bibliotheck haben wir ein für allemal dem Satan übergeben. Was ſoll man in den trüben Wintertagen vor- nehmen die böſe Laune zu entfernen, die der Geſundheit und Gemüthsruhe eines armen Dorfpfarrern ſo gefährlich werden kann? Ich bin erbötig, für einen jeden beſſern Vorſchlag meine Karten, ſo viel ich deren habe, in den Kamin zu werfen. Ich leugne es ſo gar nicht, daſs ich einigen von meinen Amtsbrüdern Lektion im Spie- len gegeben habe, und daſs ich mich nun in ihrer Geſellſchaft um ſo viel beſſer befinde. Denn was ſoll man in aller Welt mit ge- (II. Theil.) C

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/39>, abgerufen am 21.11.2024.