Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

erfüllt, werden schon so zeitig zu wichti-
gen Herren gemacht, dass sie nachmals,
wann sie sich von dem unmittelbaren
Zwange ihrer Aeltern und Vormünder be-
freyt und im gänzlichen Besitz ihrer selbst
sehen, zu zweifeln anfangen: ob außer
ihnen noch jemand unter die Menschen-
kinder gerechnet werden könne. Wer
sich nur ein paar Tage auf einer und der
andern deutschen Universität aufgehalten
hat, wird sich leichter davon überzeugen
können, als wir andern, die wir von der
Wunderkraft der akademischen Luft viel
zu sehr überzeugt sind, als dass wir davon
nicht den heilsamsten Einfluß auf den Ver-
stand und die Sitten unsrer geliebten Zög-
linge erwarten sollten. Wir laßen es uns
nicht träumen, dass die Lieblinge der Gra-
zien und Musen gegen irgend jemand die
Gesetze der Höflichkeit verletzen; einen

erfüllt, werden ſchon ſo zeitig zu wichti-
gen Herren gemacht, daſs ſie nachmals,
wann ſie ſich von dem unmittelbaren
Zwange ihrer Aeltern und Vormünder be-
freyt und im gänzlichen Beſitz ihrer ſelbſt
ſehen, zu zweifeln anfangen: ob außer
ihnen noch jemand unter die Menſchen-
kinder gerechnet werden könne. Wer
ſich nur ein paar Tage auf einer und der
andern deutſchen Univerſität aufgehalten
hat, wird ſich leichter davon überzeugen
können, als wir andern, die wir von der
Wunderkraft der akademiſchen Luft viel
zu ſehr überzeugt ſind, als daſs wir davon
nicht den heilſamſten Einfluß auf den Ver-
ſtand und die Sitten unſrer geliebten Zög-
linge erwarten ſollten. Wir laßen es uns
nicht träumen, daſs die Lieblinge der Gra-
zien und Muſen gegen irgend jemand die
Geſetze der Höflichkeit verletzen; einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="84"/>
erfüllt, werden &#x017F;chon &#x017F;o zeitig zu wichti-<lb/>
gen Herren gemacht, da&#x017F;s &#x017F;ie nachmals,<lb/>
wann &#x017F;ie &#x017F;ich von dem unmittelbaren<lb/>
Zwange ihrer Aeltern und Vormünder be-<lb/>
freyt und im gänzlichen Be&#x017F;itz ihrer &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ehen, zu zweifeln anfangen: ob außer<lb/>
ihnen noch jemand unter die Men&#x017F;chen-<lb/>
kinder gerechnet werden könne. Wer<lb/>
&#x017F;ich nur ein paar Tage auf einer und der<lb/>
andern deut&#x017F;chen Univer&#x017F;ität aufgehalten<lb/>
hat, wird &#x017F;ich leichter davon überzeugen<lb/>
können, als wir andern, die wir von der<lb/>
Wunderkraft der akademi&#x017F;chen Luft viel<lb/>
zu &#x017F;ehr überzeugt &#x017F;ind, als da&#x017F;s wir davon<lb/>
nicht den heil&#x017F;am&#x017F;ten Einfluß auf den Ver-<lb/>
&#x017F;tand und die Sitten un&#x017F;rer geliebten Zög-<lb/>
linge erwarten &#x017F;ollten. Wir laßen es uns<lb/>
nicht träumen, da&#x017F;s die Lieblinge der Gra-<lb/>
zien und Mu&#x017F;en gegen irgend jemand die<lb/>
Ge&#x017F;etze der Höflichkeit verletzen; einen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0090] erfüllt, werden ſchon ſo zeitig zu wichti- gen Herren gemacht, daſs ſie nachmals, wann ſie ſich von dem unmittelbaren Zwange ihrer Aeltern und Vormünder be- freyt und im gänzlichen Beſitz ihrer ſelbſt ſehen, zu zweifeln anfangen: ob außer ihnen noch jemand unter die Menſchen- kinder gerechnet werden könne. Wer ſich nur ein paar Tage auf einer und der andern deutſchen Univerſität aufgehalten hat, wird ſich leichter davon überzeugen können, als wir andern, die wir von der Wunderkraft der akademiſchen Luft viel zu ſehr überzeugt ſind, als daſs wir davon nicht den heilſamſten Einfluß auf den Ver- ſtand und die Sitten unſrer geliebten Zög- linge erwarten ſollten. Wir laßen es uns nicht träumen, daſs die Lieblinge der Gra- zien und Muſen gegen irgend jemand die Geſetze der Höflichkeit verletzen; einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/90
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/90>, abgerufen am 23.11.2024.