unsrer fortwährenden Sicherheit, von den künftigen Befehlshabern unsrer siegreichen Legionen möchte man wohl ein anständi- geres Betragen erwarten. -- Wir Leh- rer einer Religion, bey deren erhabenster Wahrheit sie sich zu einer unbestechlichen Treue gegen den Staat verpflichtet haben, was haben wir ihnen gethan, dass sie uns für Flende halten, für Störer alles Vergnü- gens, für Feinde ihrer Ruhe, denen man Grobheiten sagen darf, wenn man will, und denen man Grimassen machen darf, wenn man lustig ist? Es ist wahr, wir sind Diener einer Religion, die ihren Neigun- gen zuwider ist, die sie sich zu bekennen schämen; allein wir sind mit ihnen Bür- ger eines Staats, der uns nicht dulden, nicht ernähren würde, wenn ihm unsre Dienste so überflüßig wären; wir sind Menschen, und, wie wir es ohne Eitelkeit sagen kön-
unſrer fortwährenden Sicherheit, von den künftigen Befehlshabern unſrer ſiegreichen Legionen möchte man wohl ein anſtändi- geres Betragen erwarten. — Wir Leh- rer einer Religion, bey deren erhabenſter Wahrheit ſie ſich zu einer unbeſtechlichen Treue gegen den Staat verpflichtet haben, was haben wir ihnen gethan, daſs ſie uns für Flende halten, für Störer alles Vergnü- gens, für Feinde ihrer Ruhe, denen man Grobheiten ſagen darf, wenn man will, und denen man Grimaſſen machen darf, wenn man luſtig iſt? Es iſt wahr, wir ſind Diener einer Religion, die ihren Neigun- gen zuwider iſt, die ſie ſich zu bekennen ſchämen; allein wir ſind mit ihnen Bür- ger eines Staats, der uns nicht dulden, nicht ernähren würde, wenn ihm unſre Dienſte ſo überflüßig wären; wir ſind Menſchen, und, wie wir es ohne Eitelkeit ſagen kön-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0095"n="89"/>
unſrer fortwährenden Sicherheit, von den<lb/>
künftigen Befehlshabern unſrer ſiegreichen<lb/>
Legionen möchte man wohl ein anſtändi-<lb/>
geres Betragen erwarten. — Wir Leh-<lb/>
rer einer Religion, bey deren erhabenſter<lb/>
Wahrheit ſie ſich zu einer unbeſtechlichen<lb/>
Treue gegen den Staat verpflichtet haben,<lb/>
was haben wir ihnen gethan, daſs ſie uns<lb/>
für Flende halten, für Störer alles Vergnü-<lb/>
gens, für Feinde ihrer Ruhe, denen man<lb/>
Grobheiten ſagen darf, wenn man will,<lb/>
und denen man Grimaſſen machen darf,<lb/>
wenn man luſtig iſt? Es iſt wahr, wir ſind<lb/>
Diener einer Religion, die ihren Neigun-<lb/>
gen zuwider iſt, die ſie ſich zu bekennen<lb/>ſchämen; allein wir ſind mit ihnen Bür-<lb/>
ger eines Staats, der uns nicht dulden, nicht<lb/>
ernähren würde, wenn ihm unſre Dienſte<lb/>ſo überflüßig wären; wir ſind Menſchen,<lb/>
und, wie wir es ohne Eitelkeit ſagen kön-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[89/0095]
unſrer fortwährenden Sicherheit, von den
künftigen Befehlshabern unſrer ſiegreichen
Legionen möchte man wohl ein anſtändi-
geres Betragen erwarten. — Wir Leh-
rer einer Religion, bey deren erhabenſter
Wahrheit ſie ſich zu einer unbeſtechlichen
Treue gegen den Staat verpflichtet haben,
was haben wir ihnen gethan, daſs ſie uns
für Flende halten, für Störer alles Vergnü-
gens, für Feinde ihrer Ruhe, denen man
Grobheiten ſagen darf, wenn man will,
und denen man Grimaſſen machen darf,
wenn man luſtig iſt? Es iſt wahr, wir ſind
Diener einer Religion, die ihren Neigun-
gen zuwider iſt, die ſie ſich zu bekennen
ſchämen; allein wir ſind mit ihnen Bür-
ger eines Staats, der uns nicht dulden, nicht
ernähren würde, wenn ihm unſre Dienſte
ſo überflüßig wären; wir ſind Menſchen,
und, wie wir es ohne Eitelkeit ſagen kön-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/95>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.