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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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unsrer fortwährenden Sicherheit, von den
künftigen Befehlshabern unsrer siegreichen
Legionen möchte man wohl ein anständi-
geres Betragen erwarten. -- Wir Leh-
rer einer Religion, bey deren erhabenster
Wahrheit sie sich zu einer unbestechlichen
Treue gegen den Staat verpflichtet haben,
was haben wir ihnen gethan, dass sie uns
für Flende halten, für Störer alles Vergnü-
gens, für Feinde ihrer Ruhe, denen man
Grobheiten sagen darf, wenn man will,
und denen man Grimassen machen darf,
wenn man lustig ist? Es ist wahr, wir sind
Diener einer Religion, die ihren Neigun-
gen zuwider ist, die sie sich zu bekennen
schämen; allein wir sind mit ihnen Bür-
ger eines Staats, der uns nicht dulden, nicht
ernähren würde, wenn ihm unsre Dienste
so überflüßig wären; wir sind Menschen,
und, wie wir es ohne Eitelkeit sagen kön-

unſrer fortwährenden Sicherheit, von den
künftigen Befehlshabern unſrer ſiegreichen
Legionen möchte man wohl ein anſtändi-
geres Betragen erwarten. — Wir Leh-
rer einer Religion, bey deren erhabenſter
Wahrheit ſie ſich zu einer unbeſtechlichen
Treue gegen den Staat verpflichtet haben,
was haben wir ihnen gethan, daſs ſie uns
für Flende halten, für Störer alles Vergnü-
gens, für Feinde ihrer Ruhe, denen man
Grobheiten ſagen darf, wenn man will,
und denen man Grimaſſen machen darf,
wenn man luſtig iſt? Es iſt wahr, wir ſind
Diener einer Religion, die ihren Neigun-
gen zuwider iſt, die ſie ſich zu bekennen
ſchämen; allein wir ſind mit ihnen Bür-
ger eines Staats, der uns nicht dulden, nicht
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ſo überflüßig wären; wir ſind Menſchen,
und, wie wir es ohne Eitelkeit ſagen kön-

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[89/0095] unſrer fortwährenden Sicherheit, von den künftigen Befehlshabern unſrer ſiegreichen Legionen möchte man wohl ein anſtändi- geres Betragen erwarten. — Wir Leh- rer einer Religion, bey deren erhabenſter Wahrheit ſie ſich zu einer unbeſtechlichen Treue gegen den Staat verpflichtet haben, was haben wir ihnen gethan, daſs ſie uns für Flende halten, für Störer alles Vergnü- gens, für Feinde ihrer Ruhe, denen man Grobheiten ſagen darf, wenn man will, und denen man Grimaſſen machen darf, wenn man luſtig iſt? Es iſt wahr, wir ſind Diener einer Religion, die ihren Neigun- gen zuwider iſt, die ſie ſich zu bekennen ſchämen; allein wir ſind mit ihnen Bür- ger eines Staats, der uns nicht dulden, nicht ernähren würde, wenn ihm unſre Dienſte ſo überflüßig wären; wir ſind Menſchen, und, wie wir es ohne Eitelkeit ſagen kön-

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/95>, abgerufen am 23.11.2024.