Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

*).

§. 82.

So unbestimmt auch der Bau der ächten
Näthe auf den ersten Blick zu seyn scheint,
so viele weise Einrichtung verrätht er bey einer
nähern Beleuchtung: da man sieht wie be-
stimmt ihre Lage, Richtung etc. an gewissen
Stellen ist, um dadurch die Hirnschaalknochen
desto dauerhafter und fester mit einander zu
verbinden*). So ist z. B. am Stirnbein der
obere Rand mehr einwärts gezänelt; die bei-
den Seitenränder hingegen mehr nach außen,
damit der Knochen mittelst dieser verschiednen
Richtungen desto fester in die umgekehrt dar-

*) comm. Petropolit. tab. IX. und albinvs de sceleto
pag. 131.Einen ganz sonderbaren Fall, wo bey einem
8jährigen Knaben alle drey ächten Näthe doppelt,
oder vielmehr durch einen zwischen denselben lie-
genden anderthalb Zoll breiten Knochenstreifen von
einander abgesondert waren, beschreibt Mauchart
in den Ephem. N. C. Dec. III. ann. 4, pag. 147.Mancherley andre Varietäten an den Suturen
s. bey v. doeveren observ. acad. pag. 193. sq. und
sandifort observ. anat. pathol. Lib. III. pag. 103. sq.
*) Daher sind auch die ächten Näthe, die sonst über-
haupt bey den mehresten Thieren minder zackicht
sind als beym Menschen, doch bey den gehörn-
ten bisulcis ausnehmend stark gezänelt, um die
Hirnschaale bey der Gewalt die sie mit ihren
Hörnern ausüben müssen, für dem auseinander-
weichen zu sichern. - Vorzüglich ist deshalb die
sutura frontalis bey diesen Thieren von einer aus-
nehmenden Dicke und Festigkeit.

*).

§. 82.

So unbestimmt auch der Bau der ächten
Näthe auf den ersten Blick zu seyn scheint,
so viele weise Einrichtung verrätht er bey einer
nähern Beleuchtung: da man sieht wie be-
stimmt ihre Lage, Richtung ꝛc. an gewissen
Stellen ist, um dadurch die Hirnschaalknochen
desto dauerhafter und fester mit einander zu
verbinden*). So ist z. B. am Stirnbein der
obere Rand mehr einwärts gezänelt; die bei-
den Seitenränder hingegen mehr nach außen,
damit der Knochen mittelst dieser verschiednen
Richtungen desto fester in die umgekehrt dar-

*) comm. Petropolit. tab. IX. und albinvs de sceleto
pag. 131.Einen ganz sonderbaren Fall, wo bey einem
8jährigen Knaben alle drey ächten Näthe doppelt,
oder vielmehr durch einen zwischen denselben lie-
genden anderthalb Zoll breiten Knochenstreifen von
einander abgesondert waren, beschreibt Mauchart
in den Ephem. N. C. Dec. III. ann. 4, pag. 147.Mancherley andre Varietäten an den Suturen
s. bey v. doeveren observ. acad. pag. 193. sq. und
sandifort observ. anat. pathol. Lib. III. pag. 103. sq.
*) Daher sind auch die ächten Näthe, die sonst über-
haupt bey den mehresten Thieren minder zackicht
sind als beym Menschen, doch bey den gehörn-
ten bisulcis ausnehmend stark gezänelt, um die
Hirnschaale bey der Gewalt die sie mit ihren
Hörnern ausüben müssen, für dem auseinander-
weichen zu sichern. – Vorzüglich ist deshalb die
sutura frontalis bey diesen Thieren von einer aus-
nehmenden Dicke und Festigkeit.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000062">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><pb facs="#f0208" xml:id="pb176_0001" n="176"/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">comm. Petropolit</hi></hi>. <hi rendition="#aq">tab</hi>. IX. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">albinvs</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de sceleto</hi></hi><lb/><hi rendition="#aq">pag</hi>. 131.</p><p>Einen ganz sonderbaren Fall, wo bey einem<lb/>
8jährigen Knaben alle drey ächten Näthe doppelt,<lb/>
oder vielmehr durch einen zwischen denselben lie-<lb/>
genden anderthalb Zoll breiten Knochenstreifen von<lb/>
einander abgesondert waren, beschreibt Mauchart<lb/>
in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ephem. N. C</hi></hi>. <hi rendition="#aq">Dec</hi>. III. <hi rendition="#aq">ann</hi>. 4, <hi rendition="#aq">pag</hi>. 147.</p><p>Mancherley andre Varietäten an den Suturen<lb/>
s. bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">v. doeveren</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">observ. acad</hi></hi>. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 193. <hi rendition="#aq">sq</hi>. und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">sandifort</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">observ. anat. pathol.</hi></hi> <hi rendition="#aq">Lib</hi>. III. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 103. <hi rendition="#aq">sq</hi>.</p></note>.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">§. 82.</head><lb/>
            <p>So unbestimmt auch der Bau der ächten<lb/>
Näthe auf den ersten Blick zu seyn scheint,<lb/>
so viele weise Einrichtung verrätht er bey einer<lb/>
nähern Beleuchtung: da man sieht wie be-<lb/>
stimmt ihre Lage, Richtung &#xA75B;c. an gewissen<lb/>
Stellen ist, um dadurch die Hirnschaalknochen<lb/>
desto dauerhafter und fester mit einander zu<lb/>
verbinden<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Daher sind auch die ächten Näthe, die sonst über-<lb/>
haupt bey den mehresten Thieren minder zackicht<lb/>
sind als beym Menschen, doch bey den gehörn-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">bisulcis</hi> ausnehmend stark gezänelt, um die<lb/>
Hirnschaale bey der Gewalt die sie mit ihren<lb/>
Hörnern ausüben müssen, für dem auseinander-<lb/>
weichen zu sichern. &#x2013; Vorzüglich ist deshalb die<lb/><hi rendition="#aq">sutura frontalis</hi> bey diesen Thieren von einer aus-<lb/>
nehmenden Dicke und Festigkeit.</p></note>. So ist z. B. am Stirnbein der<lb/>
obere Rand mehr einwärts gezänelt; die bei-<lb/>
den Seitenränder hingegen mehr nach außen,<lb/>
damit der Knochen mittelst dieser verschiednen<lb/>
Richtungen desto fester in die umgekehrt dar-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0208] *). §. 82. So unbestimmt auch der Bau der ächten Näthe auf den ersten Blick zu seyn scheint, so viele weise Einrichtung verrätht er bey einer nähern Beleuchtung: da man sieht wie be- stimmt ihre Lage, Richtung ꝛc. an gewissen Stellen ist, um dadurch die Hirnschaalknochen desto dauerhafter und fester mit einander zu verbinden *). So ist z. B. am Stirnbein der obere Rand mehr einwärts gezänelt; die bei- den Seitenränder hingegen mehr nach außen, damit der Knochen mittelst dieser verschiednen Richtungen desto fester in die umgekehrt dar- *) comm. Petropolit. tab. IX. und albinvs de sceleto pag. 131. Einen ganz sonderbaren Fall, wo bey einem 8jährigen Knaben alle drey ächten Näthe doppelt, oder vielmehr durch einen zwischen denselben lie- genden anderthalb Zoll breiten Knochenstreifen von einander abgesondert waren, beschreibt Mauchart in den Ephem. N. C. Dec. III. ann. 4, pag. 147. Mancherley andre Varietäten an den Suturen s. bey v. doeveren observ. acad. pag. 193. sq. und sandifort observ. anat. pathol. Lib. III. pag. 103. sq. *) Daher sind auch die ächten Näthe, die sonst über- haupt bey den mehresten Thieren minder zackicht sind als beym Menschen, doch bey den gehörn- ten bisulcis ausnehmend stark gezänelt, um die Hirnschaale bey der Gewalt die sie mit ihren Hörnern ausüben müssen, für dem auseinander- weichen zu sichern. – Vorzüglich ist deshalb die sutura frontalis bey diesen Thieren von einer aus- nehmenden Dicke und Festigkeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/208
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/208>, abgerufen am 23.11.2024.