Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.die flügelartigen Fortsätze die an beyden En- §. 172. Jener begreift wieder das Rinnf) f) In der specifischen Form des menschlichen Kinnes
glaube ich einen Hauptcharacter der Humanität gesunden zu haben. Nur beym Menschen ist es prominirend, mithin haben seine untern Alveo- lon verticale Richtung und folglich auch seine untern Vorderzähne aufrechte Stellung. Und darin kommen alle Raßen seines Geschlechts mit einander überein, da hingegen die Richtung der obern Schneidezähne gar verschiedentlich variirt z. E. bey der äthiopischen weit schräger läuft als bey der caucasischen. - s. Decas cranior. I. tab. VI. VII. VIII. und Dec. II. tab. XVII. XVIII. XIX. - Schon beym Orang-Utang und noch mehr bey andern Assen, vollends aber bey den übrigen Thie- ren ist das Kinn, (das überhaupt bey ihnen kaum diesen Namen verdient) mehr oder weniger zu- rückgezogen. - s. die IIIte Ausg. der Schrift de generis hum. varietate natiua p. 26 u. f. und den Orang-Utangsschädel in den Abbild. natur- historischer Gegenstände tab. 52. verglichen mit dem von der Georgianerin ebendaf. tab. 51. und Dec. cranior. III. tab. XXI.An letzterm zeigt sich zugleich ein sprechendes Wahrzeichen der individuellen Schönheit, näm- lich die üppige Fülle und Rundung des Kinnes die gegen das eckige scharfkantige an gemeinen Schä- deln auffallend contrastirt und hingegen mit der wunderschönen Form dieses Theils übereinstimmt so wie sich dieselbe an den edelsten Köpfen von alter griechischer Kunst zeigt, von welchen ich einen der mit eben zur Hand liegt, als Muster anführen die flügelartigen Fortsätze die an beyden En- §. 172. Jener begreift wieder das Rinnf) f) In der specifischen Form des menschlichen Kinnes
glaube ich einen Hauptcharacter der Humanität gesunden zu haben. Nur beym Menschen ist es prominirend, mithin haben seine untern Alveo- lon verticale Richtung und folglich auch seine untern Vorderzähne aufrechte Stellung. Und darin kommen alle Raßen seines Geschlechts mit einander überein, da hingegen die Richtung der obern Schneidezähne gar verschiedentlich variirt z. E. bey der äthiopischen weit schräger läuft als bey der caucasischen. – s. Decas cranior. I. tab. VI. VII. VIII. und Dec. II. tab. XVII. XVIII. XIX. – Schon beym Orang-Utang und noch mehr bey andern Assen, vollends aber bey den übrigen Thie- ren ist das Kinn, (das überhaupt bey ihnen kaum diesen Namen verdient) mehr oder weniger zu- rückgezogen. – s. die IIIte Ausg. der Schrift de generis hum. varietate natiua p. 26 u. f. und den Orang-Utangsschädel in den Abbild. natur- historischer Gegenstände tab. 52. verglichen mit dem von der Georgianerin ebendaf. tab. 51. und Dec. cranior. III. tab. XXI.An letzterm zeigt sich zugleich ein sprechendes Wahrzeichen der individuellen Schönheit, näm- lich die üppige Fülle und Rundung des Kinnes die gegen das eckige scharfkantige an gemeinen Schä- deln auffallend contrastirt und hingegen mit der wunderschönen Form dieses Theils übereinstimmt so wie sich dieselbe an den edelsten Köpfen von alter griechischer Kunst zeigt, von welchen ich einen der mit eben zur Hand liegt, als Muster anführen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0273" xml:id="pb247_0001" n="247"/> die flügelartigen Fortsätze die an beyden En-<lb/> den dieses Bogen in die Höhe stehen.</p> </div> <div n="3"> <head rendition="#c">§. 172.</head><lb/> <p>Jener begreift wieder das Rinn<note anchored="true" place="foot" n="f)"><p>In der specifischen Form des menschlichen Kinnes<lb/> glaube ich einen Hauptcharacter der Humanität<lb/> gesunden zu haben. Nur beym Menschen ist es<lb/> prominirend, mithin haben seine untern Alveo-<lb/> lon verticale Richtung und folglich auch seine<lb/> untern Vorderzähne aufrechte Stellung. Und<lb/> darin kommen alle Raßen seines Geschlechts mit<lb/> einander überein, da hingegen die Richtung der<lb/> obern Schneidezähne gar verschiedentlich variirt<lb/> z. E. bey der äthiopischen weit schräger läuft als<lb/> bey der caucasischen. – s. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Decas cranior</hi></hi>. I. <hi rendition="#aq">tab</hi>. VI.<lb/> VII. VIII. und <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Dec</hi></hi>. II. <hi rendition="#aq">tab</hi>. XVII. XVIII. XIX. –<lb/> Schon beym Orang-Utang und noch mehr bey<lb/> andern Assen, vollends aber bey den übrigen Thie-<lb/> ren ist das Kinn, (das überhaupt bey ihnen kaum<lb/> diesen Namen verdient) mehr oder weniger zu-<lb/> rückgezogen. – s. die IIIte Ausg. der Schrift <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de<lb/> generis hum. varietate natiua</hi></hi> <hi rendition="#aq">p</hi>. 26 u. f. und<lb/> den Orang-Utangsschädel in den Abbild. natur-<lb/> historischer Gegenstände <hi rendition="#aq">tab</hi>. 52. verglichen mit<lb/> dem von der Georgianerin ebendaf. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 51. und<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Dec. cranior.</hi></hi> III. <hi rendition="#aq">tab</hi>. XXI.</p><p>An letzterm zeigt sich zugleich ein sprechendes<lb/> Wahrzeichen der individuellen Schönheit, näm-<lb/> lich die üppige Fülle und Rundung des Kinnes die<lb/> gegen das eckige scharfkantige an gemeinen Schä-<lb/> deln auffallend contrastirt und hingegen mit der<lb/> wunderschönen Form dieses Theils übereinstimmt<lb/> so wie sich dieselbe an den edelsten Köpfen von<lb/> alter griechischer Kunst zeigt, von welchen ich einen<lb/> der mit eben zur Hand liegt, als Muster anführen </p></note></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0273]
die flügelartigen Fortsätze die an beyden En-
den dieses Bogen in die Höhe stehen.
§. 172.
Jener begreift wieder das Rinn f)
f) In der specifischen Form des menschlichen Kinnes
glaube ich einen Hauptcharacter der Humanität
gesunden zu haben. Nur beym Menschen ist es
prominirend, mithin haben seine untern Alveo-
lon verticale Richtung und folglich auch seine
untern Vorderzähne aufrechte Stellung. Und
darin kommen alle Raßen seines Geschlechts mit
einander überein, da hingegen die Richtung der
obern Schneidezähne gar verschiedentlich variirt
z. E. bey der äthiopischen weit schräger läuft als
bey der caucasischen. – s. Decas cranior. I. tab. VI.
VII. VIII. und Dec. II. tab. XVII. XVIII. XIX. –
Schon beym Orang-Utang und noch mehr bey
andern Assen, vollends aber bey den übrigen Thie-
ren ist das Kinn, (das überhaupt bey ihnen kaum
diesen Namen verdient) mehr oder weniger zu-
rückgezogen. – s. die IIIte Ausg. der Schrift de
generis hum. varietate natiua p. 26 u. f. und
den Orang-Utangsschädel in den Abbild. natur-
historischer Gegenstände tab. 52. verglichen mit
dem von der Georgianerin ebendaf. tab. 51. und
Dec. cranior. III. tab. XXI.
An letzterm zeigt sich zugleich ein sprechendes
Wahrzeichen der individuellen Schönheit, näm-
lich die üppige Fülle und Rundung des Kinnes die
gegen das eckige scharfkantige an gemeinen Schä-
deln auffallend contrastirt und hingegen mit der
wunderschönen Form dieses Theils übereinstimmt
so wie sich dieselbe an den edelsten Köpfen von
alter griechischer Kunst zeigt, von welchen ich einen
der mit eben zur Hand liegt, als Muster anführen
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