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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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stehende Zähne hätten; diese Nachricht haben sie
jedoch, wie ich itzt finde, und zwar nicht mit gehö-
riger Genauigkeit aus dem im Jahr 1243 gelieferten
Berichte Yvo's, eines Geistlichen zu Narbonne ge-
schöpft, von welchem unten mehreres angeführt
werden soll; sie stimmt auch keineswegs mit den
Schädeln jetziger Mongolen, welche ich in meiner
Sammlung aufbewahre, überein.

Andre Nationaleigenheiten der Zähne endlich
rühren blos von Künsteleien her; wie bey einigen
Negerstämmen, welche sich die Zähne durch Fei-
len 177) wie Pfriemen spitzen 178); oder wie bey ei-
nigen malayischen Völkern, welche den glasartigen
Ueberzug der Zähne großentheils vertilgen 179),

oder
177) van Linschoten schipvaert naer Oost, Theil 1.
S. 60.
von der Gröben guineische Reisebeschrei-
bung
, S. 51. 94.
Barbot in Churchill's collection of voyages, Theil
5. S. 139. 143. 385.
Schotte in Philosophical Transactions, Theil 73.
Abschn. 1. S. 92.
Report of the Lords of the Committee of Council for
the consideration of slave Trade
,
Fol. L. und M.
178) Es ist zu verwundern, daß einige vortrefliche
Schriftsteller, wie Römer und der berühmte Niebubr,
diese künstliche Verunstaltung der Zähne für ihre na-
türliche Bildung angeseben haben. S. des Ersteren
Efterredning om Kysten Guinea, S. 21. und dieses Ab-
handlung im deutschen Museum 1787. St. 1.
Seite 425.
179) Von den Philippinen, Maginbanao, s. Forrest
voyage to New-Guinea,
s. 237.

ſtehende Zaͤhne haͤtten; dieſe Nachricht haben ſie
jedoch, wie ich itzt finde, und zwar nicht mit gehoͤ-
riger Genauigkeit aus dem im Jahr 1243 gelieferten
Berichte Yvo’s, eines Geiſtlichen zu Narbonne ge-
ſchoͤpft, von welchem unten mehreres angefuͤhrt
werden ſoll; ſie ſtimmt auch keineswegs mit den
Schaͤdeln jetziger Mongolen, welche ich in meiner
Sammlung aufbewahre, uͤberein.

Andre Nationaleigenheiten der Zaͤhne endlich
ruͤhren blos von Kuͤnſteleien her; wie bey einigen
Negerſtaͤmmen, welche ſich die Zaͤhne durch Fei-
len 177) wie Pfriemen ſpitzen 178); oder wie bey ei-
nigen malayiſchen Voͤlkern, welche den glasartigen
Ueberzug der Zaͤhne großentheils vertilgen 179),

oder
177) van Linſchoten schipvaert naer Ooſt, Theil 1.
S. 60.
von der Groͤben guineiſche Reiſebeſchrei-
bung
, S. 51. 94.
Barbot in Churchill’s collection of voyages, Theil
5. S. 139. 143. 385.
Schotte in Philoſophical Transactions, Theil 73.
Abſchn. 1. S. 92.
Report of the Lords of the Committee of Council for
the conſideration of slave Trade
,
Fol. L. und M.
178) Es iſt zu verwundern, daß einige vortrefliche
Schriftſteller, wie Roͤmer und der beruͤhmte Niebubr,
dieſe kuͤnſtliche Verunſtaltung der Zaͤhne fuͤr ihre na-
tuͤrliche Bildung angeſeben haben. S. des Erſteren
Efterredning om Kyſten Guinea, S. 21. und dieſes Ab-
handlung im deutſchen Muſeum 1787. St. 1.
Seite 425.
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voyage to New-Guinea,
s. 237.
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[165/0199] ſtehende Zaͤhne haͤtten; dieſe Nachricht haben ſie jedoch, wie ich itzt finde, und zwar nicht mit gehoͤ- riger Genauigkeit aus dem im Jahr 1243 gelieferten Berichte Yvo’s, eines Geiſtlichen zu Narbonne ge- ſchoͤpft, von welchem unten mehreres angefuͤhrt werden ſoll; ſie ſtimmt auch keineswegs mit den Schaͤdeln jetziger Mongolen, welche ich in meiner Sammlung aufbewahre, uͤberein. Andre Nationaleigenheiten der Zaͤhne endlich ruͤhren blos von Kuͤnſteleien her; wie bey einigen Negerſtaͤmmen, welche ſich die Zaͤhne durch Fei- len 177) wie Pfriemen ſpitzen 178); oder wie bey ei- nigen malayiſchen Voͤlkern, welche den glasartigen Ueberzug der Zaͤhne großentheils vertilgen 179), oder 177) van Linſchoten schipvaert naer Ooſt, Theil 1. S. 60. von der Groͤben guineiſche Reiſebeſchrei- bung, S. 51. 94. Barbot in Churchill’s collection of voyages, Theil 5. S. 139. 143. 385. Schotte in Philoſophical Transactions, Theil 73. Abſchn. 1. S. 92. Report of the Lords of the Committee of Council for the conſideration of slave Trade, Fol. L. und M. 178) Es iſt zu verwundern, daß einige vortrefliche Schriftſteller, wie Roͤmer und der beruͤhmte Niebubr, dieſe kuͤnſtliche Verunſtaltung der Zaͤhne fuͤr ihre na- tuͤrliche Bildung angeſeben haben. S. des Erſteren Efterredning om Kyſten Guinea, S. 21. und dieſes Ab- handlung im deutſchen Muſeum 1787. St. 1. Seite 425. 179) Von den Philippinen, Maginbanao, ſ. Forreſt voyage to New-Guinea, s. 237.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/199>, abgerufen am 20.05.2024.