Kriterien betrift, so ist dieses bereits vorn bey dem Verzeichniß vom anthropologischen Vorrathe des Herrn Verfassers, und zwar S. 6. angeführt wor- den, also
2) Ich bewahre alle die accessorischen Theile auf, welche etwa einem oder dem andern Schädel anhangen, wenn sie nämlich von solcher Beschaffen- heit sind, daß sie schon an sich die Aechtheit desselben beweisen; z. B. bey Mumienschädeln Uiberreste von Erdharz oder Byssus. So sind an dem Karai- benschädel, welchen ich der Güte des Herrn Baronet Banks verdanke, mit gutem Vorbedacht die hin und wieder anhangenden, ziemlich geraden, starren Haare aufbewahrt worden, wodurch sogleich auf den ersten Anblick im nöthigen Fall der Zweifel geho- ben werden kann, daß er nicht etwa von einem über- gelaufenen Aethiopier sey
1) 1)
, welche seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bekanntlich die karaibi- schen Inseln, und hauptsächlich die Insel St. Vin- cent in großer Anzahl bewohnen, und unterweilen die besondere Form des Kopfes der eingebornen In- dier, die sie durch Kunst bewirken, an sich haben
2) 2)
.
3) Nun muß aber der Schädel selbst untersucht und erörtert werden, ob er auch wirklich charakteri- stisch sey, und zu dem antropologischen Zwecke die- nen könne. Denn es kann sich treffen, daß auch ein wirklich ächter Schädel diesem Zwecke schlecht entspricht, wenn er etwa an kranker Beschaffenheit leidet, oder durch ein zufälliges individuelles Mis- verhältniß der Theile verunstaltet worden ist. So finden wir unterweilen unter unsern Landsleuten
Men
Versch. des M. S
Kriterien betrift, ſo iſt dieſes bereits vorn bey dem Verzeichniß vom anthropologiſchen Vorrathe des Herrn Verfaſſers, und zwar S. 6. angefuͤhrt wor- den, alſo
2) Ich bewahre alle die acceſſoriſchen Theile auf, welche etwa einem oder dem andern Schaͤdel anhangen, wenn ſie naͤmlich von ſolcher Beſchaffen- heit ſind, daß ſie ſchon an ſich die Aechtheit deſſelben beweiſen; z. B. bey Mumienſchaͤdeln Uiberreſte von Erdharz oder Byſſus. So ſind an dem Karai- benſchaͤdel, welchen ich der Guͤte des Herrn Baronet Banks verdanke, mit gutem Vorbedacht die hin und wieder anhangenden, ziemlich geraden, ſtarren Haare aufbewahrt worden, wodurch ſogleich auf den erſten Anblick im noͤthigen Fall der Zweifel geho- ben werden kann, daß er nicht etwa von einem uͤber- gelaufenen Aethiopier ſey
1) 1)
, welche ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bekanntlich die karaibi- ſchen Inſeln, und hauptſaͤchlich die Inſel St. Vin- cent in großer Anzahl bewohnen, und unterweilen die beſondere Form des Kopfes der eingebornen In- dier, die ſie durch Kunſt bewirken, an ſich haben
2) 2)
.
3) Nun muß aber der Schaͤdel ſelbſt unterſucht und eroͤrtert werden, ob er auch wirklich charakteri- ſtiſch ſey, und zu dem antropologiſchen Zwecke die- nen koͤnne. Denn es kann ſich treffen, daß auch ein wirklich aͤchter Schaͤdel dieſem Zwecke ſchlecht entſpricht, wenn er etwa an kranker Beſchaffenheit leidet, oder durch ein zufaͤlliges individuelles Mis- verhaͤltniß der Theile verunſtaltet worden iſt. So finden wir unterweilen unter unſern Landsleuten
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Kriterien betrift, ſo iſt dieſes bereits vorn bey dem
Verzeichniß vom anthropologiſchen Vorrathe des
Herrn Verfaſſers, und zwar S. 6. angefuͤhrt wor-
den, alſo
2) Ich bewahre alle die acceſſoriſchen Theile
auf, welche etwa einem oder dem andern Schaͤdel
anhangen, wenn ſie naͤmlich von ſolcher Beſchaffen-
heit ſind, daß ſie ſchon an ſich die Aechtheit deſſelben
beweiſen; z. B. bey Mumienſchaͤdeln Uiberreſte
von Erdharz oder Byſſus. So ſind an dem Karai-
benſchaͤdel, welchen ich der Guͤte des Herrn Baronet
Banks verdanke, mit gutem Vorbedacht die hin und
wieder anhangenden, ziemlich geraden, ſtarren
Haare aufbewahrt worden, wodurch ſogleich auf
den erſten Anblick im noͤthigen Fall der Zweifel geho-
ben werden kann, daß er nicht etwa von einem uͤber-
gelaufenen Aethiopier ſey
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, welche ſeit der Mitte
des vorigen Jahrhunderts bekanntlich die karaibi-
ſchen Inſeln, und hauptſaͤchlich die Inſel St. Vin-
cent in großer Anzahl bewohnen, und unterweilen
die beſondere Form des Kopfes der eingebornen In-
dier, die ſie durch Kunſt bewirken, an ſich haben
²⁾ 2)
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3) Nun muß aber der Schaͤdel ſelbſt unterſucht
und eroͤrtert werden, ob er auch wirklich charakteri-
ſtiſch ſey, und zu dem antropologiſchen Zwecke die-
nen koͤnne. Denn es kann ſich treffen, daß auch
ein wirklich aͤchter Schaͤdel dieſem Zwecke ſchlecht
entſpricht, wenn er etwa an kranker Beſchaffenheit
leidet, oder durch ein zufaͤlliges individuelles Mis-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/307>, abgerufen am 16.02.2025.
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