Gewiß ist es, wenn auch nicht eben für den Naturforscher von Profession, welcher ein so trefliches Original wohl mit keiner Uibersetzung vertauschen möchte, so doch für den Naturliebhaber, ein weder unangeneh- mes noch ungewünschtes Geschenk, was ich ihm hier übergebe. Uiberhaupt hoffe ich auf keinen Fall wegen Uibertragung dieses Werks getadelt zu werden, es müßte denn die Ausführung desselben Tadel verdienen. Denn abgerechnet das Interesse, welches die behandelte Materie, für den philosophi- schen Geschichtsforscher der Menschheit, ja gewissermaßen selbst für den bloßen Univer- salhistoriker hat, wüßte ich auch überhaupt keine, welche für den Menschen als solchen wichtiger seyn könnte. Ich getraue mich zu behaupten, und was sich von selbst versteht, mit Beweisen zu belegen, daß in Europa allgemeine Duldung, ächte Humanität, nie
so
Gewiß iſt es, wenn auch nicht eben fuͤr den Naturforſcher von Profeſſion, welcher ein ſo trefliches Original wohl mit keiner Uiberſetzung vertauſchen moͤchte, ſo doch fuͤr den Naturliebhaber, ein weder unangeneh- mes noch ungewuͤnſchtes Geſchenk, was ich ihm hier uͤbergebe. Uiberhaupt hoffe ich auf keinen Fall wegen Uibertragung dieſes Werks getadelt zu werden, es muͤßte denn die Ausfuͤhrung deſſelben Tadel verdienen. Denn abgerechnet das Intereſſe, welches die behandelte Materie, fuͤr den philoſophi- ſchen Geſchichtsforſcher der Menſchheit, ja gewiſſermaßen ſelbſt fuͤr den bloßen Univer- ſalhiſtoriker hat, wuͤßte ich auch uͤberhaupt keine, welche fuͤr den Menſchen als ſolchen wichtiger ſeyn koͤnnte. Ich getraue mich zu behaupten, und was ſich von ſelbſt verſteht, mit Beweiſen zu belegen, daß in Europa allgemeine Duldung, aͤchte Humanitaͤt, nie
ſo
<TEI><text><body><pbfacs="#f0007"n="[V]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">G</hi>ewiß iſt es, wenn auch nicht eben fuͤr<lb/>
den Naturforſcher von Profeſſion, welcher<lb/>
ein ſo trefliches Original wohl mit keiner<lb/>
Uiberſetzung vertauſchen moͤchte, ſo doch fuͤr<lb/>
den Naturliebhaber, ein weder unangeneh-<lb/>
mes noch ungewuͤnſchtes Geſchenk, was ich<lb/>
ihm hier uͤbergebe. Uiberhaupt hoffe ich<lb/>
auf keinen Fall wegen Uibertragung dieſes<lb/>
Werks getadelt zu werden, es muͤßte denn<lb/>
die Ausfuͤhrung deſſelben Tadel verdienen.<lb/>
Denn abgerechnet das Intereſſe, welches<lb/>
die behandelte Materie, fuͤr den philoſophi-<lb/>ſchen Geſchichtsforſcher der Menſchheit, ja<lb/>
gewiſſermaßen ſelbſt fuͤr den bloßen Univer-<lb/>ſalhiſtoriker hat, wuͤßte ich auch uͤberhaupt<lb/>
keine, welche fuͤr den Menſchen als ſolchen<lb/>
wichtiger ſeyn koͤnnte. Ich getraue mich zu<lb/>
behaupten, und was ſich von ſelbſt verſteht,<lb/>
mit Beweiſen zu belegen, daß in Europa<lb/>
allgemeine Duldung, aͤchte Humanitaͤt, nie<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſo</fw><lb/></p></body></text></TEI>
[[V]/0007]
Gewiß iſt es, wenn auch nicht eben fuͤr
den Naturforſcher von Profeſſion, welcher
ein ſo trefliches Original wohl mit keiner
Uiberſetzung vertauſchen moͤchte, ſo doch fuͤr
den Naturliebhaber, ein weder unangeneh-
mes noch ungewuͤnſchtes Geſchenk, was ich
ihm hier uͤbergebe. Uiberhaupt hoffe ich
auf keinen Fall wegen Uibertragung dieſes
Werks getadelt zu werden, es muͤßte denn
die Ausfuͤhrung deſſelben Tadel verdienen.
Denn abgerechnet das Intereſſe, welches
die behandelte Materie, fuͤr den philoſophi-
ſchen Geſchichtsforſcher der Menſchheit, ja
gewiſſermaßen ſelbſt fuͤr den bloßen Univer-
ſalhiſtoriker hat, wuͤßte ich auch uͤberhaupt
keine, welche fuͤr den Menſchen als ſolchen
wichtiger ſeyn koͤnnte. Ich getraue mich zu
behaupten, und was ſich von ſelbſt verſteht,
mit Beweiſen zu belegen, daß in Europa
allgemeine Duldung, aͤchte Humanitaͤt, nie
ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/7>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.