so verbreitet gewesen sind, als seit die Be- handlung dieser Materie von einigen Schrift- stellern, welche Einfluß auf das Publikum hatten, auf die Bahn gebracht worden ist. Und, wie natürlich, unvermerkt erweiterten sich die vorher engen Begriffe über Charakter und Werth der Menschheit. Indem man erst die verschiedenen Veränderungen durchgieng, welche der physische Mensch erfahren konnte, gewöhnte man sich schon, ihn nicht so einsei- tig mehr zu nehmen, als leider es vorher geschehen war. Und als man dann den Ursachen nachspürte, welche diese Verän- derungen hervorgebracht hatten, und sie in Klima, Nahrungsmitteln und andern ähn- lichen Dingen fand, -- dabey aber, durch eine natürliche Verbindung der Ideen, auch immer mehr einsehen lernte, welchen mäch- tigen Einfluß dieses hinwiederum auf den Geist, dessen mehrere oder geringere Aus- bildung, und dann selbst mittelbar auf Moralität und Religion habe, fieng man nach gerade an, zu fühlen, daß man sich
selbst
ſo verbreitet geweſen ſind, als ſeit die Be- handlung dieſer Materie von einigen Schrift- ſtellern, welche Einfluß auf das Publikum hatten, auf die Bahn gebracht worden iſt. Und, wie natuͤrlich, unvermerkt erweiterten ſich die vorher engen Begriffe uͤber Charakter und Werth der Menſchheit. Indem man erſt die verſchiedenen Veraͤnderungen durchgieng, welche der phyſiſche Menſch erfahren konnte, gewoͤhnte man ſich ſchon, ihn nicht ſo einſei- tig mehr zu nehmen, als leider es vorher geſchehen war. Und als man dann den Urſachen nachſpuͤrte, welche dieſe Veraͤn- derungen hervorgebracht hatten, und ſie in Klima, Nahrungsmitteln und andern aͤhn- lichen Dingen fand, — dabey aber, durch eine natuͤrliche Verbindung der Ideen, auch immer mehr einſehen lernte, welchen maͤch- tigen Einfluß dieſes hinwiederum auf den Geiſt, deſſen mehrere oder geringere Aus- bildung, und dann ſelbſt mittelbar auf Moralitaͤt und Religion habe, fieng man nach gerade an, zu fuͤhlen, daß man ſich
ſelbſt
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[VI/0008]
ſo verbreitet geweſen ſind, als ſeit die Be-
handlung dieſer Materie von einigen Schrift-
ſtellern, welche Einfluß auf das Publikum
hatten, auf die Bahn gebracht worden iſt.
Und, wie natuͤrlich, unvermerkt erweiterten
ſich die vorher engen Begriffe uͤber Charakter
und Werth der Menſchheit. Indem man erſt
die verſchiedenen Veraͤnderungen durchgieng,
welche der phyſiſche Menſch erfahren konnte,
gewoͤhnte man ſich ſchon, ihn nicht ſo einſei-
tig mehr zu nehmen, als leider es vorher
geſchehen war. Und als man dann den
Urſachen nachſpuͤrte, welche dieſe Veraͤn-
derungen hervorgebracht hatten, und ſie in
Klima, Nahrungsmitteln und andern aͤhn-
lichen Dingen fand, — dabey aber, durch
eine natuͤrliche Verbindung der Ideen, auch
immer mehr einſehen lernte, welchen maͤch-
tigen Einfluß dieſes hinwiederum auf den
Geiſt, deſſen mehrere oder geringere Aus-
bildung, und dann ſelbſt mittelbar auf
Moralitaͤt und Religion habe, fieng man
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/8>, abgerufen am 21.11.2024.
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