Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

schwimmt und taucht mit viel Geschick, hat aber
keinesweges, wie doch viele berümte Män-
ner behaupten, hinten Schwimmfüsse. Man
kennt auch eine weisse Spielart von diesem Thier.

3. +. Silvaticus. die Waldmaus, grosse Feld-
maus; Buffons Mulot. M. cauda medio-
cri, pectore flavescente, abdomine albido
.

Hat das gleiche Vaterland mit der vorigen
Gattung. Hält sich aber nicht beym Wasser, son-
dern im Wald und Feld auf. Lebt von Getraide
und Früchten; sammlet auch wie der Hamster
Wintervorrath.

4. +. Musculus. die Hausmaus. M. cauda
elongata, palmis tetradactylis, pollice pal-
marum mutico. *

Ein freylich sehr gefräßiges, und daher oft be-
schwerliches; aber flinkes und muntres Thiergen,
was seinen Geschäften bey Nachtzeit nachgeht,
und das Unglück hat, so vielen Menschen aus
Idiosyncrasie verhaßt zu seyn. Die Maus geniest
beynahe gar keine bestimmte Nahrungsmittel,
sondern fast alles was ihr vorkommt, und ihren
Zähnen beisbar ist; selbst Bley. Sie zieht sich
nach der Musik, die sie zu lieben scheint. Ihre
Oekonomie gleicht der Ratte ihrer vollkommen.
Sie wohnt auch, wie diese am liebsten auf Korn-
böden, in Mehlkammern u. s. w. doch auch in
Eichelwäldern. Katzen, Igel und Eulen sind ihre
Erbfeinde. Die weissen Mäuse mit rothen Augen
find Kakerlaken im höchsten Grade; die Mäuse
überhaupt sind ohnedem animalia nocturna, die
weissen aber sind folgends so Lichtschen, daß sie
auch jede mäßige Hellung fliehen. Bey einem
solchen Albino, den wir noch jetzt lebendig haben,
können wir daher nicht entscheiden, ob er blind

schwimmt und taucht mit viel Geschick, hat aber
keinesweges, wie doch viele berümte Män-
ner behaupten, hinten Schwimmfüsse. Man
kennt auch eine weisse Spielart von diesem Thier.

3. †. Silvaticus. die Waldmaus, grosse Feld-
maus; Buffons Mulot. M. cauda medio-
cri, pectore flavescente, abdomine albido
.

Hat das gleiche Vaterland mit der vorigen
Gattung. Hält sich aber nicht beym Wasser, son-
dern im Wald und Feld auf. Lebt von Getraide
und Früchten; sammlet auch wie der Hamster
Wintervorrath.

4. †. Musculus. die Hausmaus. M. cauda
elongata, palmis tetradactylis, pollice pal-
marum mutico. *

Ein freylich sehr gefräßiges, und daher oft be-
schwerliches; aber flinkes und muntres Thiergen,
was seinen Geschäften bey Nachtzeit nachgeht,
und das Unglück hat, so vielen Menschen aus
Idiosyncrasie verhaßt zu seyn. Die Maus geniest
beynahe gar keine bestimmte Nahrungsmittel,
sondern fast alles was ihr vorkommt, und ihren
Zähnen beisbar ist; selbst Bley. Sie zieht sich
nach der Musik, die sie zu lieben scheint. Ihre
Oekonomie gleicht der Ratte ihrer vollkommen.
Sie wohnt auch, wie diese am liebsten auf Korn-
böden, in Mehlkammern u. s. w. doch auch in
Eichelwäldern. Katzen, Igel und Eulen sind ihre
Erbfeinde. Die weissen Mäuse mit rothen Augen
find Kakerlaken im höchsten Grade; die Mäuse
überhaupt sind ohnedem animalia nocturna, die
weissen aber sind folgends so Lichtschen, daß sie
auch jede mäßige Hellung fliehen. Bey einem
solchen Albino, den wir noch jetzt lebendig haben,
können wir daher nicht entscheiden, ob er blind

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000021">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0106" xml:id="pb084_0001" n="84"/>
schwimmt und taucht mit viel Geschick, hat aber<lb/>
keinesweges, wie doch viele berümte Män-<lb/>
ner behaupten, hinten Schwimmfüsse. Man<lb/>
kennt auch eine weisse Spielart von diesem Thier.</p>
              <p rendition="#indent-2">3. &#x2020;. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Silvaticus</hi></hi>. die Waldmaus, grosse Feld-<lb/>
maus; Buffons <hi rendition="#aq">Mulot. M. cauda medio-<lb/>
cri, pectore flavescente, abdomine albido</hi>.</p>
              <p rendition="#l1em">Hat das gleiche Vaterland mit der vorigen<lb/>
Gattung. Hält sich aber nicht beym Wasser, son-<lb/>
dern im Wald und Feld auf. Lebt von Getraide<lb/>
und Früchten; sammlet auch wie der Hamster<lb/>
Wintervorrath.</p>
              <p rendition="#indent-2">4. &#x2020;. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Musculus</hi></hi>. die Hausmaus. <hi rendition="#aq">M. cauda<lb/>
elongata, palmis tetradactylis, pollice pal-<lb/>
marum mutico. *</hi></p>
              <p rendition="#l1em">Ein freylich sehr gefräßiges, und daher oft be-<lb/>
schwerliches; aber flinkes und muntres Thiergen,<lb/>
was seinen Geschäften bey Nachtzeit nachgeht,<lb/>
und das Unglück hat, so vielen Menschen aus<lb/>
Idiosyncrasie verhaßt zu seyn. Die Maus geniest<lb/>
beynahe gar keine bestimmte Nahrungsmittel,<lb/>
sondern fast alles was ihr vorkommt, und ihren<lb/>
Zähnen beisbar ist; selbst Bley. Sie zieht sich<lb/>
nach der Musik, die sie zu lieben scheint. Ihre<lb/>
Oekonomie gleicht der Ratte ihrer vollkommen.<lb/>
Sie wohnt auch, wie diese am liebsten auf Korn-<lb/>
böden, in Mehlkammern u. s. w. doch auch in<lb/>
Eichelwäldern. Katzen, Igel und Eulen sind ihre<lb/>
Erbfeinde. Die weissen Mäuse mit rothen Augen<lb/>
find Kakerlaken im höchsten Grade; die Mäuse<lb/>
überhaupt sind ohnedem <hi rendition="#aq">animalia nocturna</hi>, die<lb/>
weissen aber sind folgends so Lichtschen, daß sie<lb/>
auch jede mäßige Hellung fliehen. Bey einem<lb/>
solchen Albino, den wir noch jetzt lebendig haben,<lb/>
können wir daher nicht entscheiden, ob er blind<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0106] schwimmt und taucht mit viel Geschick, hat aber keinesweges, wie doch viele berümte Män- ner behaupten, hinten Schwimmfüsse. Man kennt auch eine weisse Spielart von diesem Thier. 3. †. Silvaticus. die Waldmaus, grosse Feld- maus; Buffons Mulot. M. cauda medio- cri, pectore flavescente, abdomine albido. Hat das gleiche Vaterland mit der vorigen Gattung. Hält sich aber nicht beym Wasser, son- dern im Wald und Feld auf. Lebt von Getraide und Früchten; sammlet auch wie der Hamster Wintervorrath. 4. †. Musculus. die Hausmaus. M. cauda elongata, palmis tetradactylis, pollice pal- marum mutico. * Ein freylich sehr gefräßiges, und daher oft be- schwerliches; aber flinkes und muntres Thiergen, was seinen Geschäften bey Nachtzeit nachgeht, und das Unglück hat, so vielen Menschen aus Idiosyncrasie verhaßt zu seyn. Die Maus geniest beynahe gar keine bestimmte Nahrungsmittel, sondern fast alles was ihr vorkommt, und ihren Zähnen beisbar ist; selbst Bley. Sie zieht sich nach der Musik, die sie zu lieben scheint. Ihre Oekonomie gleicht der Ratte ihrer vollkommen. Sie wohnt auch, wie diese am liebsten auf Korn- böden, in Mehlkammern u. s. w. doch auch in Eichelwäldern. Katzen, Igel und Eulen sind ihre Erbfeinde. Die weissen Mäuse mit rothen Augen find Kakerlaken im höchsten Grade; die Mäuse überhaupt sind ohnedem animalia nocturna, die weissen aber sind folgends so Lichtschen, daß sie auch jede mäßige Hellung fliehen. Bey einem solchen Albino, den wir noch jetzt lebendig haben, können wir daher nicht entscheiden, ob er blind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/106
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/106>, abgerufen am 25.11.2024.