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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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so wie der Falke zur Jagd gebraucht wird. Was
Linne u. a. von den Thieren dieses Geschlechts
überhaupt gesagt haben, daß sie vom Brode
stürben, ist irrig. Wir haben mehrere Sperber
geraume Zeit lebendig erhalten, die ganz willig
Brod unter anderm Futter frassen, und sich wohl
dabey befanden.

3. strix. Eule. Rostrum breve, aduncum,
nudum absque cera. nares barbatae. caput
grande. lingua bifida. pedes digito versatili.

Lichtscheue Vögel, die ihren Geschäften nur
zur Nachtzeit nachgehen, und die, wenn sie sich
am Tage blicken lassen, von vielen kleinen Vö-
geln, besonders aber von den Krähen mit lautem
Geschrey insultirt und berupft werden: daher
man auch lebendige oder ausgestopfte Eulen auf
Vogelheerden zum Anlocken braucht. Sie haben
grosse, scharfsehende, im Finstern leuchtende
Augen, mit einem sehr empfindlichen, schönfar-
bichten Sterne; und ein überaus feines Gehör,
mit einer besondern Klappe in der Oeffnung des
äussern Ohrs. Sie nähren sich von Aas und von
lebendigen kleinen Thieren, von Haasen, Mäu-
sen, Fledermäusen, Vögeln, Eidexen, Heuschre-
ken u. s. w. Den Winter bringen sie ganz trau-
rig und einsam mit Hungern und Schlafen in
Scheuren und altem Gemäuer zu, und fressen in
der Noth wohl einander selbst auf. In der Le-
bensart, auch im runden Kopf etc. äneln sie der
Katze.

1. + Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohr-
eule. S. auribus pennatis, iridibus croceis,
corpore ruffo.
*

so wie der Falke zur Jagd gebraucht wird. Was
Linné u. a. von den Thieren dieses Geschlechts
überhaupt gesagt haben, daß sie vom Brode
stürben, ist irrig. Wir haben mehrere Sperber
geraume Zeit lebendig erhalten, die ganz willig
Brod unter anderm Futter frassen, und sich wohl
dabey befanden.

3. strix. Eule. Rostrum breve, aduncum,
nudum absque cera. nares barbatae. caput
grande. lingua bifida. pedes digito versatili.

Lichtscheue Vögel, die ihren Geschäften nur
zur Nachtzeit nachgehen, und die, wenn sie sich
am Tage blicken lassen, von vielen kleinen Vö-
geln, besonders aber von den Krähen mit lautem
Geschrey insultirt und berupft werden: daher
man auch lebendige oder ausgestopfte Eulen auf
Vogelheerden zum Anlocken braucht. Sie haben
grosse, scharfsehende, im Finstern leuchtende
Augen, mit einem sehr empfindlichen, schönfar-
bichten Sterne; und ein überaus feines Gehör,
mit einer besondern Klappe in der Oeffnung des
äussern Ohrs. Sie nähren sich von Aas und von
lebendigen kleinen Thieren, von Haasen, Mäu-
sen, Fledermäusen, Vögeln, Eidexen, Heuschre-
ken u. s. w. Den Winter bringen sie ganz trau-
rig und einsam mit Hungern und Schlafen in
Scheuren und altem Gemäuer zu, und fressen in
der Noth wohl einander selbst auf. In der Le-
bensart, auch im runden Kopf ꝛc. äneln sie der
Katze.

1. † Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohr-
eule. S. auribus pennatis, iridibus croceis,
corpore ruffo.
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[189/0212] so wie der Falke zur Jagd gebraucht wird. Was Linné u. a. von den Thieren dieses Geschlechts überhaupt gesagt haben, daß sie vom Brode stürben, ist irrig. Wir haben mehrere Sperber geraume Zeit lebendig erhalten, die ganz willig Brod unter anderm Futter frassen, und sich wohl dabey befanden. 3. strix. Eule. Rostrum breve, aduncum, nudum absque cera. nares barbatae. caput grande. lingua bifida. pedes digito versatili. Lichtscheue Vögel, die ihren Geschäften nur zur Nachtzeit nachgehen, und die, wenn sie sich am Tage blicken lassen, von vielen kleinen Vö- geln, besonders aber von den Krähen mit lautem Geschrey insultirt und berupft werden: daher man auch lebendige oder ausgestopfte Eulen auf Vogelheerden zum Anlocken braucht. Sie haben grosse, scharfsehende, im Finstern leuchtende Augen, mit einem sehr empfindlichen, schönfar- bichten Sterne; und ein überaus feines Gehör, mit einer besondern Klappe in der Oeffnung des äussern Ohrs. Sie nähren sich von Aas und von lebendigen kleinen Thieren, von Haasen, Mäu- sen, Fledermäusen, Vögeln, Eidexen, Heuschre- ken u. s. w. Den Winter bringen sie ganz trau- rig und einsam mit Hungern und Schlafen in Scheuren und altem Gemäuer zu, und fressen in der Noth wohl einander selbst auf. In der Le- bensart, auch im runden Kopf ꝛc. äneln sie der Katze. 1. † Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohr- eule. S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore ruffo. *

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/211>, abgerufen am 23.11.2024.