Die mehresten Gattungen dieses und des fol- genden Geschlechts werden durch die strenge ge- sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu tau- senden beysammen leben, und durch die überaus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Woh- nungen, die sie sich mit vereinten Kräften zu ver- fertigen wissen, merkwürdig. Sie bauen diese meist in horizontalen Scheiben oder Kuchen, die Etagenweis über einander stehen, und in lauter einzelne senkrechte Zellen abgetheilt sind, die ge- rade diejenige Form haben, bey der sie mit mög- lichster Ersparung des Raums doch am mehresten fassen können. Die Wespen bauen nur einfache Scheiben, die Bienen aber doppelte, so daß zwey Schichten von Zellen über einander stehen, und durch eine gemeinschaftliche Scheidewand von einander getrennet werden. Bey diesen ist folglich jede Zelle aus neun Flächen zusammenge- setzt: sechs lange Trapezia nemlich die die Sei- tenwände, und drey Rhombi die den Boden aus- machen. Daß die Wespen aus Holzzasern bauen, ist schon oben (§. 1.) beyläufig gesagt. Die mei- sten hängen ihre Nester an Bäumen auf. Einige Merkwürdigkeiten, die den Geschlechtsunterschied und die eheliche Verfassung der Wespen betreffen und die sie mit der Biene gemein haben, versparen wir bis zu diesem Thiere.
2. + Vulgaris, die Horniße. V. thorace utrin- que lineola interrupta, scutello quadrimacu- lato, abdominis incisuris punctis nigris di- stinctis. *
Die mehresten Gattungen dieses und des fol- genden Geschlechts werden durch die strenge ge- sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu tau- senden beysammen leben, und durch die überaus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Woh- nungen, die sie sich mit vereinten Kräften zu ver- fertigen wissen, merkwürdig. Sie bauen diese meist in horizontalen Scheiben oder Kuchen, die Etagenweis über einander stehen, und in lauter einzelne senkrechte Zellen abgetheilt sind, die ge- rade diejenige Form haben, bey der sie mit mög- lichster Ersparung des Raums doch am mehresten fassen können. Die Wespen bauen nur einfache Scheiben, die Bienen aber doppelte, so daß zwey Schichten von Zellen über einander stehen, und durch eine gemeinschaftliche Scheidewand von einander getrennet werden. Bey diesen ist folglich jede Zelle aus neun Flächen zusammenge- setzt: sechs lange Trapezia nemlich die die Sei- tenwände, und drey Rhombi die den Boden aus- machen. Daß die Wespen aus Holzzasern bauen, ist schon oben (§. 1.) beyläufig gesagt. Die mei- sten hängen ihre Nester an Bäumen auf. Einige Merkwürdigkeiten, die den Geschlechtsunterschied und die eheliche Verfassung der Wespen betreffen und die sie mit der Biene gemein haben, versparen wir bis zu diesem Thiere.
2. † Vulgaris, die Horniße. V. thorace utrin- que lineola interrupta, scutello quadrimacu- lato, abdominis incisuris punctis nigris di- stinctis. *
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Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
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sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu tau-
senden beysammen leben, und durch die überaus
kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Woh-
nungen, die sie sich mit vereinten Kräften zu ver-
fertigen wissen, merkwürdig. Sie bauen diese
meist in horizontalen Scheiben oder Kuchen, die
Etagenweis über einander stehen, und in lauter
einzelne senkrechte Zellen abgetheilt sind, die ge-
rade diejenige Form haben, bey der sie mit mög-
lichster Ersparung des Raums doch am mehresten
fassen können. Die Wespen bauen nur einfache
Scheiben, die Bienen aber doppelte, so daß
zwey Schichten von Zellen über einander stehen,
und durch eine gemeinschaftliche Scheidewand
von einander getrennet werden. Bey diesen ist
folglich jede Zelle aus neun Flächen zusammenge-
setzt: sechs lange Trapezia nemlich die die Sei-
tenwände, und drey Rhombi die den Boden aus-
machen. Daß die Wespen aus Holzzasern bauen,
ist schon oben (§. 1.) beyläufig gesagt. Die mei-
sten hängen ihre Nester an Bäumen auf. Einige
Merkwürdigkeiten, die den Geschlechtsunterschied
und die eheliche Verfassung der Wespen betreffen
und die sie mit der Biene gemein haben, versparen
wir bis zu diesem Thiere.
1. † Crabro. V. thorace nigro antice rufo im-
maculato abdominis incisuris puncto nigro
duplici contigno. *
2. † Vulgaris, die Horniße. V. thorace utrin-
que lineola interrupta, scutello quadrimacu-
lato, abdominis incisuris punctis nigris di-
stinctis. *
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/403>, abgerufen am 21.11.2024.
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