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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 2. Göttingen, 1780.

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erwiesen hat, seines prächtigen Nahmens unge-
achtet, ganz vergänglich. Seine natürliche Cry-
stallisation wird oft sehr unrecht angegeben: die
rohen Diamanten, die wir vor uns haben, sind
völlig so geformt, wie sie der alte Ritter Maun-
devile*) aus dem 14ten Jahrhundert in sei-
ner Meerfahrt zum heiligen Grabe beschreibt:
haben nemlich acht egale dreyseitige Flachen.
Der Diamant ist von blättriger Textur und
soll eigentlich ohne Grundfarbe, wie ein Thau-
tropfe seyn, aber alle Farben mit vollen Feuer zu-
rück werfen. Doch werben einige Spielarten
von gefärbten Diamanten ihrer Schönheit und
Kostbarkeit wegen ausgenommen und den völlig
ungefärbten noch vorgezogen. So z. E. die grünen,
wovon das grosse Stück in der Büttnerischen
Juwelen Sammlung des academischen Musei
schon in mehrern Werken beschrieben worden.
Der blaue, rothe Diamant etc. werden ebenfalls
geschätzt, gelb vermindert hingegen den Werth.
Folgends braun oder ein eingesprengtes Pulver
etc. sind Hauptfehler. Die besten Diaman-
ten kommen aus den alten Gruben von De-
can, Golconda etc. Die Brasilischen sind un-
gleich schlechter. Daß schon die Alten in Dia-
mant gegraben hätten, bleibt uns noch immer
unwahrscheinlich.**) Ludwig Berquen von
Brügge hat vermutlich A. 1475. zuerst einen
Diamant geschliffen, und zwar für Herzog Carl

*) Sr. john maundevile's Travaile p. 191. seqq.
The Dyamandes ben square and poynted of here
owne kynde, bothe aboven and benethe, without-
en worchinge of mannes hond etc.
**) Herr Lippert zwar behauptet es. Daktyl. Sup-
plem. S. 131. 145. 146. 149.

erwiesen hat, seines prächtigen Nahmens unge-
achtet, ganz vergänglich. Seine natürliche Cry-
stallisation wird oft sehr unrecht angegeben: die
rohen Diamanten, die wir vor uns haben, sind
völlig so geformt, wie sie der alte Ritter Maun-
devile*) aus dem 14ten Jahrhundert in sei-
ner Meerfahrt zum heiligen Grabe beschreibt:
haben nemlich acht egale dreyseitige Flachen.
Der Diamant ist von blättriger Textur und
soll eigentlich ohne Grundfarbe, wie ein Thau-
tropfe seyn, aber alle Farben mit vollen Feuer zu-
rück werfen. Doch werben einige Spielarten
von gefärbten Diamanten ihrer Schönheit und
Kostbarkeit wegen ausgenommen und den völlig
ungefärbten noch vorgezogen. So z. E. die grünen,
wovon das grosse Stück in der Büttnerischen
Juwelen Sammlung des academischen Musei
schon in mehrern Werken beschrieben worden.
Der blaue, rothe Diamant ꝛc. werden ebenfalls
geschätzt, gelb vermindert hingegen den Werth.
Folgends braun oder ein eingesprengtes Pulver
ꝛc. sind Hauptfehler. Die besten Diaman-
ten kommen aus den alten Gruben von De-
can, Golconda ꝛc. Die Brasilischen sind un-
gleich schlechter. Daß schon die Alten in Dia-
mant gegraben hätten, bleibt uns noch immer
unwahrscheinlich.**) Ludwig Berquen von
Brügge hat vermutlich A. 1475. zuerst einen
Diamant geschliffen, und zwar für Herzog Carl

*) Sr. john maundevile's Travaile p. 191. seqq.
The Dyamandes ben square and poynted of here
owne kynde, bothe aboven and benethe, without-
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plem. S. 131. 145. 146. 149.
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[498/0054] erwiesen hat, seines prächtigen Nahmens unge- achtet, ganz vergänglich. Seine natürliche Cry- stallisation wird oft sehr unrecht angegeben: die rohen Diamanten, die wir vor uns haben, sind völlig so geformt, wie sie der alte Ritter Maun- devile *) aus dem 14ten Jahrhundert in sei- ner Meerfahrt zum heiligen Grabe beschreibt: haben nemlich acht egale dreyseitige Flachen. Der Diamant ist von blättriger Textur und soll eigentlich ohne Grundfarbe, wie ein Thau- tropfe seyn, aber alle Farben mit vollen Feuer zu- rück werfen. Doch werben einige Spielarten von gefärbten Diamanten ihrer Schönheit und Kostbarkeit wegen ausgenommen und den völlig ungefärbten noch vorgezogen. So z. E. die grünen, wovon das grosse Stück in der Büttnerischen Juwelen Sammlung des academischen Musei schon in mehrern Werken beschrieben worden. Der blaue, rothe Diamant ꝛc. werden ebenfalls geschätzt, gelb vermindert hingegen den Werth. Folgends braun oder ein eingesprengtes Pulver ꝛc. sind Hauptfehler. Die besten Diaman- ten kommen aus den alten Gruben von De- can, Golconda ꝛc. Die Brasilischen sind un- gleich schlechter. Daß schon die Alten in Dia- mant gegraben hätten, bleibt uns noch immer unwahrscheinlich. **) Ludwig Berquen von Brügge hat vermutlich A. 1475. zuerst einen Diamant geschliffen, und zwar für Herzog Carl *) Sr. john maundevile's Travaile p. 191. seqq. The Dyamandes ben square and poynted of here owne kynde, bothe aboven and benethe, without- en worchinge of mannes hond ꝛc. **) Herr Lippert zwar behauptet es. Daktyl. Sup- plem. S. 131. 145. 146. 149.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 2. Göttingen, 1780, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1780/54>, abgerufen am 18.12.2024.