Der Granit, von dessen Ursprung wir oben (§. 222.) unsere Vermuthung geäussert haben, ist ein Gemengsel von kleinen Stücken Quarz, Feldspat und Glimmer, die alle in einzelnen eckichten Brocken (nicht wie beym Porphyr in einer weichen Grundmasse) zusammen gebacken sind: daher angeschliffener Granit sich fast wie ein Mosaik ausnimmt. Er deckt die höchsten Bergketten der Erde, ist aber von verschiedener Feine und Festigkeit. Zu den gemeinen Arten gehören die Brecciae, die Wacken vom Brocken, vom Ziegenrücken bey Goslar etc. Der Geis- bergerstein auf den Schweitzeralpen u. s. w. Die vorzüglichsten hingegen sind die vom Sinai und aus Oberägypten, wo Meilen lange Gebür- ge, das Nil Bette in der Gegend von Syene, die dortigen Inseln etc. alles aus dem schönsten röthli- chen Granite bestehen: und woraus die ehrwürdi- gen Denkmale des Alterthums die Obelisken, die so genannte Säule des Pompejus bey Alexandrien, der vorgebliche Sarg des Cheops in der grossen Pyramide und so viel andere Kunstwerke verfer- tiget worden. Denen aus unfern Zeiten blos die allgemein berühmte Basis zur Falconetischen Statue Czaar Peter des Grossen beygesellt wer- den kann, die bekanntlich aus dem einzigen un- geheuern Granit Blocke besteht, der in einem Sumpfe am Finnischen Meerbusen gefunden und seines Gewichts von drey Millionen Pfund ohngeachtet so glücklich transportirt worden.*)
*) Die schwerste Last die je von Menschen Händen be- wegt worden: der Vatikanische Obelisk den Fon- tana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil: nur 973537 35/40 Pfund.
Der Granit, von dessen Ursprung wir oben (§. 222.) unsere Vermuthung geäussert haben, ist ein Gemengsel von kleinen Stücken Quarz, Feldspat und Glimmer, die alle in einzelnen eckichten Brocken (nicht wie beym Porphyr in einer weichen Grundmasse) zusammen gebacken sind: daher angeschliffener Granit sich fast wie ein Mosaik ausnimmt. Er deckt die höchsten Bergketten der Erde, ist aber von verschiedener Feine und Festigkeit. Zu den gemeinen Arten gehören die Brecciae, die Wacken vom Brocken, vom Ziegenrücken bey Goslar ꝛc. Der Geis- bergerstein auf den Schweitzeralpen u. s. w. Die vorzüglichsten hingegen sind die vom Sinai und aus Oberägypten, wo Meilen lange Gebür- ge, das Nil Bette in der Gegend von Syene, die dortigen Inseln ꝛc. alles aus dem schönsten röthli- chen Granite bestehen: und woraus die ehrwürdi- gen Denkmale des Alterthums die Obelisken, die so genannte Säule des Pompejus bey Alexandrien, der vorgebliche Sarg des Cheops in der grossen Pyramide und so viel andere Kunstwerke verfer- tiget worden. Denen aus unfern Zeiten blos die allgemein berühmte Basis zur Falconetischen Statue Czaar Peter des Grossen beygesellt wer- den kann, die bekanntlich aus dem einzigen un- geheuern Granit Blocke besteht, der in einem Sumpfe am Finnischen Meerbusen gefunden und seines Gewichts von drey Millionen Pfund ohngeachtet so glücklich transportirt worden.*)
*) Die schwerste Last die je von Menschen Händen be- wegt worden: der Vatikanische Obelisk den Fon- tana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil: nur 973537 35/40 Pfund.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000022"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0063"xml:id="pb507_0001"n="507"/><prendition="#l1em">Der Granit, von dessen Ursprung wir oben<lb/>
(§. 222.) unsere Vermuthung geäussert haben,<lb/>
ist ein Gemengsel von kleinen Stücken Quarz,<lb/>
Feldspat und Glimmer, die alle in einzelnen<lb/>
eckichten Brocken (nicht wie beym Porphyr in<lb/>
einer weichen Grundmasse) zusammen gebacken<lb/>
sind: daher angeschliffener Granit sich fast wie<lb/>
ein Mosaik ausnimmt. Er deckt die höchsten<lb/>
Bergketten der Erde, ist aber von verschiedener<lb/>
Feine und Festigkeit. Zu den gemeinen Arten<lb/>
gehören die <hirendition="#aq">Brecciae</hi>, die Wacken vom Brocken,<lb/>
vom Ziegenrücken bey Goslar ꝛc. Der Geis-<lb/>
bergerstein auf den Schweitzeralpen u. s. w.<lb/>
Die vorzüglichsten hingegen sind die vom Sinai<lb/>
und aus Oberägypten, wo Meilen lange Gebür-<lb/>
ge, das Nil Bette in der Gegend von Syene, die<lb/>
dortigen Inseln ꝛc. alles aus dem schönsten röthli-<lb/>
chen Granite bestehen: und woraus die ehrwürdi-<lb/>
gen Denkmale des Alterthums die Obelisken, die so<lb/>
genannte Säule des Pompejus bey Alexandrien,<lb/>
der vorgebliche Sarg des Cheops in der grossen<lb/>
Pyramide und so viel andere Kunstwerke verfer-<lbtype="inWord"/>
tiget worden. Denen aus unfern Zeiten blos die<lb/>
allgemein berühmte Basis zur Falconetischen<lb/>
Statue Czaar Peter des Grossen beygesellt wer-<lb/>
den kann, die bekanntlich aus dem einzigen un-<lb/>
geheuern Granit Blocke besteht, der in einem<lb/>
Sumpfe am Finnischen Meerbusen gefunden<lb/>
und seines Gewichts von drey Millionen Pfund<lb/>
ohngeachtet so glücklich transportirt worden.<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>Die schwerste Last die je von Menschen Händen be-<lb/>
wegt worden: der Vatikanische Obelisk den Fon-<lb/>
tana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil:<lb/>
nur 973537 35/40 Pfund.</p></note></p></div></div></div></body></text></TEI>
[507/0063]
Der Granit, von dessen Ursprung wir oben
(§. 222.) unsere Vermuthung geäussert haben,
ist ein Gemengsel von kleinen Stücken Quarz,
Feldspat und Glimmer, die alle in einzelnen
eckichten Brocken (nicht wie beym Porphyr in
einer weichen Grundmasse) zusammen gebacken
sind: daher angeschliffener Granit sich fast wie
ein Mosaik ausnimmt. Er deckt die höchsten
Bergketten der Erde, ist aber von verschiedener
Feine und Festigkeit. Zu den gemeinen Arten
gehören die Brecciae, die Wacken vom Brocken,
vom Ziegenrücken bey Goslar ꝛc. Der Geis-
bergerstein auf den Schweitzeralpen u. s. w.
Die vorzüglichsten hingegen sind die vom Sinai
und aus Oberägypten, wo Meilen lange Gebür-
ge, das Nil Bette in der Gegend von Syene, die
dortigen Inseln ꝛc. alles aus dem schönsten röthli-
chen Granite bestehen: und woraus die ehrwürdi-
gen Denkmale des Alterthums die Obelisken, die so
genannte Säule des Pompejus bey Alexandrien,
der vorgebliche Sarg des Cheops in der grossen
Pyramide und so viel andere Kunstwerke verfer-
tiget worden. Denen aus unfern Zeiten blos die
allgemein berühmte Basis zur Falconetischen
Statue Czaar Peter des Grossen beygesellt wer-
den kann, die bekanntlich aus dem einzigen un-
geheuern Granit Blocke besteht, der in einem
Sumpfe am Finnischen Meerbusen gefunden
und seines Gewichts von drey Millionen Pfund
ohngeachtet so glücklich transportirt worden. *)
*) Die schwerste Last die je von Menschen Händen be-
wegt worden: der Vatikanische Obelisk den Fon-
tana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil:
nur 973537 35/40 Pfund.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 2. Göttingen, 1780, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1780/63>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.