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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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Die Klauen sind, zumal bey dieser und der
folgenden Gattung nicht durchaus, sondern nur
vorne gespalten. Allein die Beschaffenheit der
Schaalen des Fusses selbst, und die ganze Oe-
konomie dieser Thiere, rechtfertigen den Plaß,
den wir ihnen unter andern bisulcis anweisen.
Das Kameel findet sich noch hin und wieder in
Asien, zumal in den Wüsteneyen zwischen China
und Indien, wild, ist aber für den ganzen Ori-
ent das wichtigste Hausthier. Es kan zehn
und mehrere*) Centner tragen, und in ei-
nem sanften Trabe zwölf Meilen in einem Tage
zurücklegen. Es kan lange hungern, und frißt
wie der Esel unnützes Futter, nemlich dornich-
tes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge
wächst, für kein anderes Säugethier zur Nah-
rung taugt, und nur dem Kameele, das des-
halb mit hornichten Lippen und Zahnfleisch ver-
sehen ist, geniesbar wird. Auch den Durst kan
dieses Thier mehrere Tage lang erdulden, säuft
aber dafür ungeheuer viel auf einmal, und be-
hält gleichsam zum Vorrath eine Menge Wasser
in besondern Zellen seines Magens. Es ist ein
sanftmüthiges folgsames Thier, was doch zur
Brunstzeit leicht wütend wird, und dann selbst
seine Führer und Herren verkennt. Beide, so-
wol diese, als die folgende Gattung haben eine
grosse Schwiele vorn an der Brust, vier kleine
an den Vorderfüssen, und zwey dergleichen an
den Hinterfüssen, die ihnen zum Aufstemmen
dienen, wenn sie müde sind, und sich niederle-
gen; und die schon bey den ungebornen Kamee-
len zu sehen sind, mithin nicht, wie berümte
Männer geglaubt haben, erst in der Folge durch

*) Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande
zwanzig Centner zu tragen.

Die Klauen sind, zumal bey dieser und der
folgenden Gattung nicht durchaus, sondern nur
vorne gespalten. Allein die Beschaffenheit der
Schaalen des Fusses selbst, und die ganze Oe-
konomie dieser Thiere, rechtfertigen den Plaß,
den wir ihnen unter andern bisulcis anweisen.
Das Kameel findet sich noch hin und wieder in
Asien, zumal in den Wüsteneyen zwischen China
und Indien, wild, ist aber für den ganzen Ori-
ent das wichtigste Hausthier. Es kan zehn
und mehrere*) Centner tragen, und in ei-
nem sanften Trabe zwölf Meilen in einem Tage
zurücklegen. Es kan lange hungern, und frißt
wie der Esel unnützes Futter, nemlich dornich-
tes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge
wächst, für kein anderes Säugethier zur Nah-
rung taugt, und nur dem Kameele, das des-
halb mit hornichten Lippen und Zahnfleisch ver-
sehen ist, geniesbar wird. Auch den Durst kan
dieses Thier mehrere Tage lang erdulden, säuft
aber dafür ungeheuer viel auf einmal, und be-
hält gleichsam zum Vorrath eine Menge Wasser
in besondern Zellen seines Magens. Es ist ein
sanftmüthiges folgsames Thier, was doch zur
Brunstzeit leicht wütend wird, und dann selbst
seine Führer und Herren verkennt. Beide, so-
wol diese, als die folgende Gattung haben eine
grosse Schwiele vorn an der Brust, vier kleine
an den Vorderfüssen, und zwey dergleichen an
den Hinterfüssen, die ihnen zum Aufstemmen
dienen, wenn sie müde sind, und sich niederle-
gen; und die schon bey den ungebornen Kamee-
len zu sehen sind, mithin nicht, wie berümte
Männer geglaubt haben, erst in der Folge durch

*) Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande
zwanzig Centner zu tragen.
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[111/0123] Die Klauen sind, zumal bey dieser und der folgenden Gattung nicht durchaus, sondern nur vorne gespalten. Allein die Beschaffenheit der Schaalen des Fusses selbst, und die ganze Oe- konomie dieser Thiere, rechtfertigen den Plaß, den wir ihnen unter andern bisulcis anweisen. Das Kameel findet sich noch hin und wieder in Asien, zumal in den Wüsteneyen zwischen China und Indien, wild, ist aber für den ganzen Ori- ent das wichtigste Hausthier. Es kan zehn und mehrere *) Centner tragen, und in ei- nem sanften Trabe zwölf Meilen in einem Tage zurücklegen. Es kan lange hungern, und frißt wie der Esel unnützes Futter, nemlich dornich- tes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, für kein anderes Säugethier zur Nah- rung taugt, und nur dem Kameele, das des- halb mit hornichten Lippen und Zahnfleisch ver- sehen ist, geniesbar wird. Auch den Durst kan dieses Thier mehrere Tage lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf einmal, und be- hält gleichsam zum Vorrath eine Menge Wasser in besondern Zellen seines Magens. Es ist ein sanftmüthiges folgsames Thier, was doch zur Brunstzeit leicht wütend wird, und dann selbst seine Führer und Herren verkennt. Beide, so- wol diese, als die folgende Gattung haben eine grosse Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüssen, und zwey dergleichen an den Hinterfüssen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederle- gen; und die schon bey den ungebornen Kamee- len zu sehen sind, mithin nicht, wie berümte Männer geglaubt haben, erst in der Folge durch *) Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande zwanzig Centner zu tragen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/123>, abgerufen am 21.05.2024.