Versteinerungen oder Petrefacten heissen abgestorbene organisirte Körper, die eine so un- gestörte bequeme Lage erhalten haben, daß sie anstatt zu verwesen und in die Erde zu zerfallen, ihre Bildung conservirt haben, und überdem mehr oder weniger mit fremden Erdarten durch- drungen und dadurch nur um so mehr verhär- tet sind.
§. 246.
Es versteht sich daher von selbst, daß man alle Steine hievon unterscheiden und verbannen muß, deren Bildung oder Zeichnung nur zu- fälliger Weise eine Aehnlichkeit mit einem or- ganisirten Körper hat, die folglich blosse Na- turspiele sind, an denen sich ehedem die Ein- bildungskraft übte und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. Zu solchen Na- turspielen gehören z. B. die Graptolithen, Buch- stabensteine, Kreuzsteine etc. die Ingwersteine, nemlich Mergelnüsse, die einer Ingwerwurzel
Sechzehnter Abschnitt. Von den Versteinerungen.
§. 245.
Versteinerungen oder Petrefacten heissen abgestorbene organisirte Körper, die eine so un- gestörte bequeme Lage erhalten haben, daß sie anstatt zu verwesen und in die Erde zu zerfallen, ihre Bildung conservirt haben, und überdem mehr oder weniger mit fremden Erdarten durch- drungen und dadurch nur um so mehr verhär- tet sind.
§. 246.
Es versteht sich daher von selbst, daß man alle Steine hievon unterscheiden und verbannen muß, deren Bildung oder Zeichnung nur zu- fälliger Weise eine Aehnlichkeit mit einem or- ganisirten Körper hat, die folglich blosse Na- turspiele sind, an denen sich ehedem die Ein- bildungskraft übte und die Unwissenheit und der Aberglaube sich weideten. Zu solchen Na- turspielen gehören z. B. die Graptolithen, Buch- stabensteine, Kreuzsteine ꝛc. die Ingwersteine, nemlich Mergelnüsse, die einer Ingwerwurzel
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000023"><body><divn="1"><pbfacs="#f0555"xml:id="pb543_0001"n="543"/><headrendition="#c">Sechzehnter Abschnitt.<lb/>
Von den Versteinerungen.</head><lb/><divn="2"><headrendition="#c">§. 245.</head><lb/><prendition="#no_indent">Versteinerungen oder Petrefacten heissen<lb/>
abgestorbene organisirte Körper, die eine so un-<lb/>
gestörte bequeme Lage erhalten haben, daß sie<lb/>
anstatt zu verwesen und in die Erde zu zerfallen,<lb/>
ihre Bildung conservirt haben, und überdem<lb/>
mehr oder weniger mit fremden Erdarten durch-<lb/>
drungen und dadurch nur um so mehr verhär-<lb/>
tet sind.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 246.</head><lb/><p>Es versteht sich daher von selbst, daß man<lb/>
alle Steine hievon unterscheiden und verbannen<lb/>
muß, deren Bildung oder Zeichnung nur zu-<lb/>
fälliger Weise eine Aehnlichkeit mit einem or-<lb/>
ganisirten Körper hat, die folglich blosse Na-<lb/>
turspiele sind, an denen sich ehedem die Ein-<lb/>
bildungskraft übte und die Unwissenheit und<lb/>
der Aberglaube sich weideten. Zu solchen Na-<lb/>
turspielen gehören z. B. die Graptolithen, Buch-<lb/>
stabensteine, Kreuzsteine ꝛc. die Ingwersteine,<lb/>
nemlich Mergelnüsse, die einer Ingwerwurzel<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[543/0555]
Sechzehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen.
§. 245.
Versteinerungen oder Petrefacten heissen
abgestorbene organisirte Körper, die eine so un-
gestörte bequeme Lage erhalten haben, daß sie
anstatt zu verwesen und in die Erde zu zerfallen,
ihre Bildung conservirt haben, und überdem
mehr oder weniger mit fremden Erdarten durch-
drungen und dadurch nur um so mehr verhär-
tet sind.
§. 246.
Es versteht sich daher von selbst, daß man
alle Steine hievon unterscheiden und verbannen
muß, deren Bildung oder Zeichnung nur zu-
fälliger Weise eine Aehnlichkeit mit einem or-
ganisirten Körper hat, die folglich blosse Na-
turspiele sind, an denen sich ehedem die Ein-
bildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Zu solchen Na-
turspielen gehören z. B. die Graptolithen, Buch-
stabensteine, Kreuzsteine ꝛc. die Ingwersteine,
nemlich Mergelnüsse, die einer Ingwerwurzel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/555>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.