Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Das größte aller bekannten Thiere, das über
100000 Pfund am Gewicht hält, ist theils ge-
gen den Nordpol, besonders um Grönland und.
Spitzbergen herum, außerdem aber auch in süd-
lichen Gegenden im Atlantischen Ocean, auch
um Schina herum und im stillen Meere, wo es
die alten Peruaner anbeteten, zu Hause. Die
heutiges Tages gefangen werden, sind selten
über sechzig bis siebenzig Fuß lang, in vori-
gen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig
nachgestellt worden, haben sie bey höhern Alter
auch eine Länge von 120 F. und drüber er-
reicht. Der ungeheure Kopf macht beynahe die
Hälfte des ganzen Thiers aus. Sein Fell ist
meist schwarz oder mit weiß verschiedentlich un-
termengt, gemarmelt etc. theils auch ganz
weiß oder gelblicht, Daumens dick, hin und
wieder dünnbehaart, und oft mit Seegewäch-
sen, Corallen und Muscheln besetzt. Den Kamt-
schadalischen Insulanern und den Nordwestlich-
sten Americanern giebt dieses ungeheure Thier
victus et amicus. Aus seinen Därmen machen
sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh-
sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre etc.
Die Europäer hingegen fangen den Walisisch
des Fischthrans und besonders der Barden we-
gen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das
Fischbein geben, und von denen die mittelsten
wohl zwanzig Fuß lang werden. Der beste Fang
ist im May[...], wo die Wallfische oft
w solcher Menge beysammen sind, daß sie we-
gen der Wasserstrahlen, die sie aus ihren Nak-
kenlöchern blasen, in der Ferne einer großen
Stadt mit rauchenden Schornsteinen äneln. In
der Breite vom 77 bis 79 Grad kan man um
die Zeit zuweilen auf viertehalbhundert Schiffe,

Das größte aller bekannten Thiere, das über
100000 Pfund am Gewicht hält, ist theils ge-
gen den Nordpol, besonders um Grönland und.
Spitzbergen herum, außerdem aber auch in süd-
lichen Gegenden im Atlantischen Ocean, auch
um Schina herum und im stillen Meere, wo es
die alten Peruaner anbeteten, zu Hause. Die
heutiges Tages gefangen werden, sind selten
über sechzig bis siebenzig Fuß lang, in vori-
gen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig
nachgestellt worden, haben sie bey höhern Alter
auch eine Länge von 120 F. und drüber er-
reicht. Der ungeheure Kopf macht beynahe die
Hälfte des ganzen Thiers aus. Sein Fell ist
meist schwarz oder mit weiß verschiedentlich un-
termengt, gemarmelt ꝛc. theils auch ganz
weiß oder gelblicht, Daumens dick, hin und
wieder dünnbehaart, und oft mit Seegewäch-
sen, Corallen und Muscheln besetzt. Den Kamt-
schadalischen Insulanern und den Nordwestlich-
sten Americanern giebt dieses ungeheure Thier
victus et amicus. Aus seinen Därmen machen
sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh-
sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre ꝛc.
Die Europäer hingegen fangen den Walisisch
des Fischthrans und besonders der Barden we-
gen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das
Fischbein geben, und von denen die mittelsten
wohl zwanzig Fuß lang werden. Der beste Fang
ist im May[…], wo die Wallfische oft
w solcher Menge beysammen sind, daß sie we-
gen der Wasserstrahlen, die sie aus ihren Nak-
kenlöchern blasen, in der Ferne einer großen
Stadt mit rauchenden Schornsteinen äneln. In
der Breite vom 77 bis 79 Grad kan man um
die Zeit zuweilen auf viertehalbhundert Schiffe,

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0165" xml:id="pb145_0001" n="145"/>
            <p rendition="#l1em">Das größte aller bekannten Thiere, das über<lb/>
100000                             Pfund am Gewicht hält, ist theils ge-<lb/>
gen den Nordpol,                             besonders um Grönland und.<lb/>
Spitzbergen herum, außerdem aber auch in                             süd-<lb/>
lichen Gegenden im Atlantischen Ocean,                             auch<lb/>
um Schina herum und im stillen Meere, wo es<lb/>
die alten                             Peruaner anbeteten, zu Hause. Die<lb/>
heutiges Tages gefangen werden,                             sind selten<lb/>
über sechzig bis siebenzig Fuß lang, in vori-<lb type="inWord"/>
gen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so                             häufig<lb/>
nachgestellt worden, haben sie bey höhern Alter<lb/>
auch eine                             Länge von 120 F. und drüber er-<lb/>
reicht. Der ungeheure                             Kopf macht beynahe die<lb/>
Hälfte des ganzen Thiers aus. Sein Fell                             ist<lb/>
meist schwarz oder mit weiß verschiedentlich un-<lb type="inWord"/>
termengt, gemarmelt &#xA75B;c. theils auch ganz<lb/>
weiß oder                             gelblicht, Daumens dick, hin und<lb/>
wieder dünnbehaart, und oft mit                             Seegewäch-<lb/>
sen, Corallen und Muscheln besetzt. Den                             Kamt-<lb/>
schadalischen Insulanern und den                             Nordwestlich-<lb/>
sten Americanern giebt dieses ungeheure                             Thier<lb/><hi rendition="#aq">victus et amicus</hi>. Aus seinen Därmen                             machen<lb/>
sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh-<lb/>
sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre &#xA75B;c.<lb/>
Die Europäer                             hingegen fangen den Walisisch<lb/>
des Fischthrans und besonders der                             Barden we-<lb/>
gen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die                             das<lb/>
Fischbein geben, und von denen die mittelsten<lb/>
wohl zwanzig                             Fuß lang werden. Der beste Fang<lb/>
ist im May<choice><sic> und Junius</sic><corr source="#pbIX_0001" type="corrigenda"/></choice>, wo die                             Wallfische oft<lb/>
w solcher Menge beysammen sind, daß sie we-<lb type="inWord"/>
gen der Wasserstrahlen, die sie aus ihren Nak-<lb type="inWord"/>
kenlöchern blasen, in der Ferne einer großen<lb/>
Stadt                             mit rauchenden Schornsteinen äneln. In<lb/>
der Breite vom 77 bis 79 Grad                             kan man um<lb/>
die Zeit zuweilen auf viertehalbhundert Schiffe,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0165] Das größte aller bekannten Thiere, das über 100000 Pfund am Gewicht hält, ist theils ge- gen den Nordpol, besonders um Grönland und. Spitzbergen herum, außerdem aber auch in süd- lichen Gegenden im Atlantischen Ocean, auch um Schina herum und im stillen Meere, wo es die alten Peruaner anbeteten, zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über sechzig bis siebenzig Fuß lang, in vori- gen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig nachgestellt worden, haben sie bey höhern Alter auch eine Länge von 120 F. und drüber er- reicht. Der ungeheure Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen Thiers aus. Sein Fell ist meist schwarz oder mit weiß verschiedentlich un- termengt, gemarmelt ꝛc. theils auch ganz weiß oder gelblicht, Daumens dick, hin und wieder dünnbehaart, und oft mit Seegewäch- sen, Corallen und Muscheln besetzt. Den Kamt- schadalischen Insulanern und den Nordwestlich- sten Americanern giebt dieses ungeheure Thier victus et amicus. Aus seinen Därmen machen sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh- sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre ꝛc. Die Europäer hingegen fangen den Walisisch des Fischthrans und besonders der Barden we- gen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden. Der beste Fang ist im May, wo die Wallfische oft w solcher Menge beysammen sind, daß sie we- gen der Wasserstrahlen, die sie aus ihren Nak- kenlöchern blasen, in der Ferne einer großen Stadt mit rauchenden Schornsteinen äneln. In der Breite vom 77 bis 79 Grad kan man um die Zeit zuweilen auf viertehalbhundert Schiffe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/165
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/165>, abgerufen am 15.05.2024.