A) Die verschiednen Arten von Gebirgen lassen sich im Ganzen auf folgende vier Haupt- classen zurückbringen:
I. Die Grund- oder Ur-Gebirge, die aus Granit bestehen, und zu welchen die Höchsten und größten Berg-Ketten auf unsrer Erde ge- hören. Sie zeigen keine Spur von einem Pe- trefact; oder von vulcanischen Laven u. a. dergl. Denkmahlen späterer Revolutionen; sondern ihre Substanz, der Granit, scheint mit unserm Pla- neten selbst von gleichen Alter zu seyn, und gleichsam die selbstständige innere Rinde desselben auszumachen.
II. Die Gang-Gebirge oder einfachen Thon-Gebirge die zunächst um jene Ur-Ge- birge herum liegen, meist mehr oder weniger schiefricht sind, und die mehresten Erzte, hin- gegen ebenfalls keine Petrefacten, halten. Sie bestehen meist aus Gneis (der zunächst an den Granit zu gränzen pflegt), aus grauer Wacke, aus ursprünglichem Thonschiefer u. s. w.
Auch schließen sich, wohl noch an diese die einfachen Kalk-Gebirge an, in welchen sich eben so wenig Versteinerungen zeigen.
III. Die Flöz-Gebirge, die auch ange- schwemmte, aufgesetzte oder zusammen gesetzte Gebirge genannt werden, und offenbar ungleich
§. 228.
A) Die verschiednen Arten von Gebirgen lassen sich im Ganzen auf folgende vier Haupt- classen zurückbringen:
I. Die Grund- oder Ur-Gebirge, die aus Granit bestehen, und zu welchen die Höchsten und größten Berg-Ketten auf unsrer Erde ge- hören. Sie zeigen keine Spur von einem Pe- trefact; oder von vulcanischen Laven u. a. dergl. Denkmahlen späterer Revolutionen; sondern ihre Substanz, der Granit, scheint mit unserm Pla- neten selbst von gleichen Alter zu seyn, und gleichsam die selbstständige innere Rinde desselben auszumachen.
II. Die Gang-Gebirge oder einfachen Thon-Gebirge die zunächst um jene Ur-Ge- birge herum liegen, meist mehr oder weniger schiefricht sind, und die mehresten Erzte, hin- gegen ebenfalls keine Petrefacten, halten. Sie bestehen meist aus Gneis (der zunächst an den Granit zu gränzen pflegt), aus grauer Wacke, aus ursprünglichem Thonschiefer u. s. w.
Auch schließen sich, wohl noch an diese die einfachen Kalk-Gebirge an, in welchen sich eben so wenig Versteinerungen zeigen.
III. Die Flöz-Gebirge, die auch ange- schwemmte, aufgesetzte oder zusammen gesetzte Gebirge genannt werden, und offenbar ungleich
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000024"><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0575"xml:id="pb555_0001"n="555"/><headrendition="#c">§. 228.</head><lb/><p><hirendition="#aq">A</hi>) Die verschiednen Arten von Gebirgen<lb/>
lassen sich im Ganzen auf folgende vier Haupt-<lb/>
classen zurückbringen:</p><p>I. Die Grund- oder Ur-Gebirge, die aus<lb/>
Granit bestehen, und zu welchen die Höchsten<lb/>
und größten Berg-Ketten auf unsrer Erde ge-<lbtype="inWord"/>
hören. Sie zeigen keine Spur von einem Pe-<lb/>
trefact; oder von vulcanischen Laven u. a. dergl.<lb/>
Denkmahlen späterer Revolutionen; sondern ihre<lb/>
Substanz, der Granit, scheint mit unserm Pla-<lb/>
neten selbst von gleichen Alter zu seyn, und<lb/>
gleichsam die selbstständige innere Rinde desselben<lb/>
auszumachen.</p><p>II. Die Gang-Gebirge oder einfachen<lb/>
Thon-Gebirge die zunächst um jene Ur-Ge-<lb/>
birge herum liegen, meist mehr oder weniger<lb/>
schiefricht sind, und die mehresten Erzte, hin-<lb/>
gegen ebenfalls keine Petrefacten, halten. Sie<lb/>
bestehen meist aus Gneis (der zunächst an den<lb/>
Granit zu gränzen pflegt), aus grauer Wacke,<lb/>
aus ursprünglichem Thonschiefer u. s. w.</p><p>Auch schließen sich, wohl noch an diese die<lb/>
einfachen Kalk-Gebirge an, in welchen sich<lb/>
eben so wenig Versteinerungen zeigen.</p><p>III. Die Flöz-Gebirge, die auch ange-<lb/>
schwemmte, aufgesetzte oder zusammen gesetzte<lb/>
Gebirge genannt werden, und offenbar ungleich<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[555/0575]
§. 228.
A) Die verschiednen Arten von Gebirgen
lassen sich im Ganzen auf folgende vier Haupt-
classen zurückbringen:
I. Die Grund- oder Ur-Gebirge, die aus
Granit bestehen, und zu welchen die Höchsten
und größten Berg-Ketten auf unsrer Erde ge-
hören. Sie zeigen keine Spur von einem Pe-
trefact; oder von vulcanischen Laven u. a. dergl.
Denkmahlen späterer Revolutionen; sondern ihre
Substanz, der Granit, scheint mit unserm Pla-
neten selbst von gleichen Alter zu seyn, und
gleichsam die selbstständige innere Rinde desselben
auszumachen.
II. Die Gang-Gebirge oder einfachen
Thon-Gebirge die zunächst um jene Ur-Ge-
birge herum liegen, meist mehr oder weniger
schiefricht sind, und die mehresten Erzte, hin-
gegen ebenfalls keine Petrefacten, halten. Sie
bestehen meist aus Gneis (der zunächst an den
Granit zu gränzen pflegt), aus grauer Wacke,
aus ursprünglichem Thonschiefer u. s. w.
Auch schließen sich, wohl noch an diese die
einfachen Kalk-Gebirge an, in welchen sich
eben so wenig Versteinerungen zeigen.
III. Die Flöz-Gebirge, die auch ange-
schwemmte, aufgesetzte oder zusammen gesetzte
Gebirge genannt werden, und offenbar ungleich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/575>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.