Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läst
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts-
punkte bestimmen; entweder nemlich, in so ferne
sie auf die Haushaltung der Natur im großen,
auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß
haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit-
telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind,
wie wir unten sehen werden, die Insecten die
bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin-
gegen die Säugethiere. Die Verschiedenheit in
ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre
Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen
aus die mannichfaltigste Weise brauchbar. Aus
keiner andern Classe von Thieren hat er sich so
treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu
schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmit-
telbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung
so schlechterdings unentbehrlich als diese. -
Ganze Völker des Erdbodens können mit einer
einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre
dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die
Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Rennthier; die Aleuten mit
dem Wallfisch. - Gewissermaßen auch die Ein-
wohner der Lüneburger Heide mit dem Schaaf etc.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-
thiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vor-

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läst
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts-
punkte bestimmen; entweder nemlich, in so ferne
sie auf die Haushaltung der Natur im großen,
auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß
haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit-
telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind,
wie wir unten sehen werden, die Insecten die
bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin-
gegen die Säugethiere. Die Verschiedenheit in
ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre
Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen
aus die mannichfaltigste Weise brauchbar. Aus
keiner andern Classe von Thieren hat er sich so
treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu
schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmit-
telbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung
so schlechterdings unentbehrlich als diese. –
Ganze Völker des Erdbodens können mit einer
einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre
dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die
Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen ꝛc. mit dem Rennthier; die Aleuten mit
dem Wallfisch. – Gewissermaßen auch die Ein-
wohner der Lüneburger Heide mit dem Schaaf ꝛc.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-
thiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vor-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0071" xml:id="pb051_0001" n="51"/>
          <head rendition="#c">§. 50.</head><lb/>
          <p>Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läst<lb/>
sich hauptsächlich aus einem                         zweyfachen Gesichts-<lb/>
punkte bestimmen; entweder nemlich,                         in so ferne<lb/>
sie auf die Haushaltung der Natur im großen,<lb/>
auf den                         ganzen Gang der Schöpfung Einfluß<lb/>
haben; oder in so fern sie dem                         Menschen unmit-<lb/>
telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht                         sind,<lb/>
wie wir unten sehen werden, die Insecten die<lb/>
bey weiten                         wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin-<lb/>
gegen die                         Säugethiere. Die Verschiedenheit in<lb/>
ihrer Bildung, ihre große                         Gelehrigkeit, ihre<lb/>
Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen<lb/>
aus die                         mannichfaltigste Weise brauchbar. Aus<lb/>
keiner andern Classe von Thieren                         hat er sich so<lb/>
treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen                         zu<lb/>
schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmit-<lb/>
telbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung<lb/>
so schlechterdings                         unentbehrlich als diese. &#x2013;<lb/>
Ganze Völker des Erdbodens können mit                         einer<lb/>
einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre<lb/>
dringendsten                         Bedürfnisse befriedigen. So die<lb/>
Grönländer mit dem Seehund; die                         Lappen,<lb/>
Tungusen &#xA75B;c. mit dem Rennthier; die Aleuten mit<lb/>
dem                         Wallfisch. &#x2013; Gewissermaßen auch die Ein-<lb/>
wohner der                         Lüneburger Heide mit dem Schaaf &#xA75B;c.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 51.</head><lb/>
          <p>Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-<lb/>
thiere fürs                         Menschengeschlecht reducirt sich vor-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0071] §. 50. Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läst sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts- punkte bestimmen; entweder nemlich, in so ferne sie auf die Haushaltung der Natur im großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit- telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin- gegen die Säugethiere. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen aus die mannichfaltigste Weise brauchbar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmit- telbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so schlechterdings unentbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erdbodens können mit einer einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Rennthier; die Aleuten mit dem Wallfisch. – Gewissermaßen auch die Ein- wohner der Lüneburger Heide mit dem Schaaf ꝛc. §. 51. Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge- thiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/71
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/71>, abgerufen am 23.11.2024.