Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

daß man, dem natürlichen System unbeschadet,
schon davon die Charactere der Ordnungen und
Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten
Ornithologen haben daher auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen oder des an-
dern von den genannten Theilen gegründet; Klein
z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring aus
die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna-
bels u. s. w. Linne nimmt in dem Plan seines
Systems der Vögel auch auf die Bildung meh-
rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den
ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich
in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben:
wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen,
Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung
verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in
zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr
Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge-
lassen werden durften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linneischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu-
theilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen
starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken

daß man, dem natürlichen System unbeschadet,
schon davon die Charactere der Ordnungen und
Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten
Ornithologen haben daher auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen oder des an-
dern von den genannten Theilen gegründet; Klein
z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring aus
die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna-
bels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines
Systems der Vögel auch auf die Bildung meh-
rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den
ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich
in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben:
wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen,
Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung
verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in
zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr
Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge-
lassen werden durften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu-
theilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen
starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000026">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0169" xml:id="pb147_0001" n="147"/>
daß man, dem natürlichen System unbeschadet,<lb/>
schon davon die Charactere der Ordnungen und<lb/>
Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten<lb/>
Ornithologen haben daher auch ihre Classification<lb/>
auf die Verschiedenheit des einen oder des an-<lb/>
dern von den genannten Theilen gegründet; Klein<lb/>
z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring aus<lb/>
die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in<lb/>
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna-<lb/>
bels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines<lb/>
Systems der Vögel auch auf die Bildung meh-<lb/>
rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den<lb/>
ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich<lb/>
in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben:<lb/>
wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen,<lb/>
Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung<lb/>
verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in<lb/>
zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr<lb/>
Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge-<lb/>
lassen werden durften.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 80.</head><lb/>
          <p>Ich habe mir also hier einige Abänderung<lb/>
von dem Linnéischen System erlaubt, und die<lb/>
ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu-<lb/>
theilen versucht.</p>
          <div n="3">
            <head rendition="#c"><hi rendition="#aq">A</hi>) Landvögel.</head><lb/>
            <p rendition="#indent-1">I. <hi rendition="#aq">Accipitres</hi>. Die Raubvögel: mit krummen<lb/>
starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0169] daß man, dem natürlichen System unbeschadet, schon davon die Charactere der Ordnungen und Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten Ornithologen haben daher auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen oder des an- dern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring aus die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna- bels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung meh- rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge- lassen werden durften. §. 80. Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu- theilen versucht. A) Landvögel. I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/169
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/169>, abgerufen am 26.11.2024.