Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

27. Phoca . Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes primores superiores
6,
inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beiden Elementen leben zu können.*).

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the
seal
). P. capite laeui. auriculis nullis, cor-
pore griseo
.

v. Schreber tab. 84.

*) So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung
eines Seehund, Auges eine überaus melkwürdige
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind nach Willkür die Axe desselben zu ver-
längern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei,
medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere
an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist.
Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-
stall-Linse näher bringt etc. wie es die starke Bre-
chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus
dem dünnen medium der Luft in das dichtere des
Auges geben. Unter Wasser hingegen lassen die
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie-
der verlängert werde etc. - s. Commentationes so-
cietat. scient
. Gottingens. vol. VII.

27. Phoca . Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes primores superiores
6,
inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beiden Elementen leben zu können.*).

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the
seal
). P. capite laeui. auriculis nullis, cor-
pore griseo
.

v. Schreber tab. 84.

*) So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung
eines Seehund, Auges eine überaus melkwürdige
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind nach Willkür die Axe desselben zu ver-
längern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei,
medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere
an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist.
Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-
stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre-
chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus
dem dünnen medium der Luft in das dichtere des
Auges geben. Unter Wasser hingegen lassen die
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie-
der verlängert werde ꝛc. – s. Commentationes so-
cietat. scient
. Gottingens. vol. VII.
<TEI>
  <text xml:id="blume000027">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0117" xml:id="pb093_0001" n="93"/>
            <p rendition="#indent-1">27. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Phoca</hi></hi></hi>. <hi rendition="#aq">Pedes postici exporrecti, di-<lb/>
giti coaliti. Dentes <hi rendition="#i">primores</hi> superiores</hi> 6,<lb/><hi rendition="#aq">inferiores</hi> 4; <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">laniarii solitarii</hi></hi>.</p>
            <p rendition="#l1em">Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts<lb/>
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,<lb/>
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,<lb/>
um in beiden Elementen leben zu können.<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung<lb/>
eines Seehund, Auges eine überaus melkwürdige<lb/>
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im<lb/>
Stande sind nach Willkür die Axe desselben zu ver-<lb/>
längern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei,<lb/><hi rendition="#aq">medium</hi> von so verschiedner Dichtigkeit, durchs<lb/>
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft<lb/>
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den<lb/>
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die<lb/>
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere<lb/>
an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist.<lb/>
Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne<lb/>
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-<lb/>
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende<lb/>
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und<lb/>
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder<lb/>
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier<lb/>
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die<lb/>
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-<lb/>
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-<lb/>
stall-Linse näher bringt &#xA75B;c. wie es die starke Bre-<lb/>
chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus<lb/>
dem dünnen <hi rendition="#aq">medium</hi> der Luft in das dichtere des<lb/>
Auges geben. Unter Wasser hingegen lassen die<lb/>
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie-<lb/>
der verlängert werde &#xA75B;c. &#x2013; s. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Commentationes so-<lb/>
cietat. scient</hi></hi>. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Gottingens</hi></hi>. <hi rendition="#aq">vol</hi>. VII.</p></note>.</p>
            <p rendition="#indent-2">1. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Vitulina</hi></hi>. der Seehund, die Robbe, das<lb/>
Seekalb. (Fr. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">le veau marin</hi></hi>. Engl. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">the<lb/>
seal</hi></hi>). <hi rendition="#aq">P. capite laeui. auriculis nullis, cor-<lb/>
pore griseo</hi>.</p>
            <p rendition="#l2em">v. Schreber <hi rendition="#aq">tab</hi>. 84.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0117] 27. Phoca . Pedes postici exporrecti, di- giti coaliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii. Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können. *). 1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. capite laeui. auriculis nullis, cor- pore griseo. v. Schreber tab. 84. *) So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung eines Seehund, Auges eine überaus melkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind nach Willkür die Axe desselben zu ver- längern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei, medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin- gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter- grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry- stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre- chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus dem dünnen medium der Luft in das dichtere des Auges geben. Unter Wasser hingegen lassen die Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie- der verlängert werde ꝛc. – s. Commentationes so- cietat. scient. Gottingens. vol. VII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als 002D übernommen. Weiche Zeilentrennungen wurden über die Ergänzung eines Attributwertes von den harten Trennungen unterscheiden: lb type="inWord". Erstreckt sich die Worttrennung über einen Seitenumbruch steht das Element pb direkt hinter dem schließenden lb type="inWord" bzw. lb.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/117
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/117>, abgerufen am 26.11.2024.