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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

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"nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur
."
Nun glaube ich
zwar in diesem Buche solche äußere Charactere
der Humanität angegeben zu haben, wodurch
sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen
Affen (wie man sie nennt); so wie überhaupt von
allen andern Säugethieren unverkennbar aus-
zeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch
hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Ver-
legenheit gekommen seyn, Menschen und Affen
etwa zu verwechseln. - Außerdem aber können
ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen
manche theils auffallende und unerwartete Aehn-
lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch
die deßen ohngeachtet unverkennbare Verschieden-
heit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürste.
Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in
warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben
so natürlicher Weise die Säugthiere zu jenen
und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je
deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ih-
rem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind,
als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. -
So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlech-
ter, wie z. B. die Sepien, die sich von den
übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen,
und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit
den Fischen haben. Aber niemand wird meinen,
deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der
Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf-
gehoben werden. - Und eben so wenig wird
jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das
Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu
verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse
Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat.
Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe-
gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa-
rum gyrans etc
., die, so merkwürdig sie auch an
sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben
angegebnen Character der Animalität eingreifen.
So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei-
ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,
den oben bestimmten Character der Vegetabilität

nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur
.”
Nun glaube ich
zwar in diesem Buche solche äußere Charactere
der Humanität angegeben zu haben, wodurch
sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen
Affen (wie man sie nennt); so wie überhaupt von
allen andern Säugethieren unverkennbar aus-
zeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch
hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Ver-
legenheit gekommen seyn, Menschen und Affen
etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können
ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen
manche theils auffallende und unerwartete Aehn-
lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch
die deßen ohngeachtet unverkennbare Verschieden-
heit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürste.
Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in
warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben
so natürlicher Weise die Säugthiere zu jenen
und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je
deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ih-
rem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind,
als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. –
So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlech-
ter, wie z. B. die Sepien, die sich von den
übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen,
und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit
den Fischen haben. Aber niemand wird meinen,
deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der
Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf-
gehoben werden. – Und eben so wenig wird
jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das
Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu
verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse
Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat.
Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe-
gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa-
rum gyrans etc
., die, so merkwürdig sie auch an
sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben
angegebnen Character der Animalität eingreifen.
So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei-
ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,
den oben bestimmten Character der Vegetabilität

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[7/0031] „nullum characterem hactenus eruere potui, vnde Homo a Simia internoscatur.” Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charactere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie überhaupt von allen andern Säugethieren unverkennbar aus- zeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Ver- legenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehn- lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die deßen ohngeachtet unverkennbare Verschieden- heit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürste. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugthiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ih- rem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlech- ter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf- gehoben werden. – Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe- gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa- rum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Character der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei- ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten Character der Vegetabilität

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Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

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  • Kolumnentitel
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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/31>, abgerufen am 03.12.2024.