Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen *)
Versteht sich nämlich dieß alles so - das die in
den verschiednen Welttheilen verbreiteten Völker- schaften nach der stärkern und längern Einwirkung der verschiednen Climate und anderer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel Rasse ausge- artet sind, - oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der cauca- sischen Mittel Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nämlich an dem beeißten Feuerlande nochmals in die mongo- lische Gestaltung, zurückfällt - Eben so ist ge- genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu Holland und auf den neuen Hebriden etc. zur malayischen Rasse übergeht. Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver- mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zu- sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung. Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen *)
Versteht sich nämlich dieß alles so – das die in
den verschiednen Welttheilen verbreiteten Völker- schaften nach der stärkern und längern Einwirkung der verschiednen Climate und anderer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel Rasse ausge- artet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der cauca- sischen Mittel Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nämlich an dem beeißten Feuerlande nochmals in die mongo- lische Gestaltung, zurückfällt – Eben so ist ge- genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht. Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver- mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zu- sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung. <TEI> <text xml:id="blume000027"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0088" xml:id="pb064_0001" n="64"/> <p rendition="#indent-1">Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen<lb/> physiologischen Gründen die caucasische als die<lb/> sogenannte Stamm- oder Mittel Rasse an-<lb/> genommen werden. Die beiden Extreme,<lb/> worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-<lb/> lische, anderseits die äthiopische. Die andern zwey<lb/> Rassen machen die Uebergänge. Die america-<lb/> nische den, zwischen der caucasischen und mon-<lb/> golischen. Die malayische den, zwischen jener<lb/> Mittel-Rasse und der äthiopischen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Versteht sich nämlich dieß alles so – das die in<lb/> den verschiednen Welttheilen verbreiteten Völker-<lb/> schaften nach der stärkern und längern Einwirkung<lb/> der verschiednen Climate und anderer obgedachten<lb/> Ursachen der Degeneration, entweder um desto<lb/> weiter von der Urgestalt der Mittel Rasse ausge-<lb/> artet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum<lb/> mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten,<lb/> Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polarvölker der<lb/> mongolischen Rasse, sehr auffallend von der cauca-<lb/> sischen Mittel Rasse abgeartet; da hingegen die<lb/> (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern<lb/> Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich<lb/> derselben wiederum mehr nähert; und nur am<lb/> südlichsten Ende ihres Welttheils, nämlich an<lb/> dem beeißten Feuerlande nochmals in die mongo-<lb/> lische Gestaltung, zurückfällt – Eben so ist ge-<lb/> genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen<lb/> Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der<lb/> Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in<lb/> dem schon mildern Neu Holland und auf den<lb/> neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.</p><p>Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-<lb/> mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zu-<lb/> sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst<lb/> einer Erwähnung.</p></note>.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0088]
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen
physiologischen Gründen die caucasische als die
sogenannte Stamm- oder Mittel Rasse an-
genommen werden. Die beiden Extreme,
worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-
lische, anderseits die äthiopische. Die andern zwey
Rassen machen die Uebergänge. Die america-
nische den, zwischen der caucasischen und mon-
golischen. Die malayische den, zwischen jener
Mittel-Rasse und der äthiopischen *).
*) Versteht sich nämlich dieß alles so – das die in
den verschiednen Welttheilen verbreiteten Völker-
schaften nach der stärkern und längern Einwirkung
der verschiednen Climate und anderer obgedachten
Ursachen der Degeneration, entweder um desto
weiter von der Urgestalt der Mittel Rasse ausge-
artet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum
mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten,
Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polarvölker der
mongolischen Rasse, sehr auffallend von der cauca-
sischen Mittel Rasse abgeartet; da hingegen die
(wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern
Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich
derselben wiederum mehr nähert; und nur am
südlichsten Ende ihres Welttheils, nämlich an
dem beeißten Feuerlande nochmals in die mongo-
lische Gestaltung, zurückfällt – Eben so ist ge-
genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen
Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der
Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in
dem schon mildern Neu Holland und auf den
neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.
Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zu-
sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst
einer Erwähnung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Weitere Informationen:Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Anmerkungen zur Transkription: Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert. In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:
Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit
Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |