Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andre durch Krankheit oder
Zufall entstellte Menschen, zum Muster des
Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Americaner*) die Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi-
gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.



II. QVADRVMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi-
schen den Wendezirkeln zu Hause**).

2. Simia . Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et manus fere
humanae. Dentes
primores incisores,
supra et infra 4.
laniarii solitarii, reli-
quis longiores
.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge-

*) Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und ma-
layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche
Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk
der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen
der schinesischen Frauenzimmer (- die Struthopo-
des
des Eudoxus beym Plinius -).
**) Histoire naturelle des Singes, peints d'apres nature
par J. B. Audebert. Par.
seit 1797. gr. Fol.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andre durch Krankheit oder
Zufall entstellte Menschen, zum Muster des
Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Americaner*) die Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi-
gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.



II. QVADRVMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi-
schen den Wendezirkeln zu Hause**).

2. Simia . Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et manus fere
humanae. Dentes
primores incisores,
supra et infra 4.
laniarii solitarii, reli-
quis longiores
.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge-

*) Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und ma-
layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche
Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk
der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen
der schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopo-
des
des Eudoxus beym Plinius –).
**) Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature
par J. B. Audebert. Par.
seit 1797. gr. Fol.
<TEI>
  <text xml:id="blume000027">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0090" xml:id="pb066_0001" n="66"/>
            <p rendition="#indent-1">Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-<lb/>
der sind klägliche sittliche Monstra, die man<lb/>
eben so wenig, als andre durch Krankheit oder<lb/>
Zufall entstellte Menschen, zum Muster des<lb/>
Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.</p>
            <p rendition="#indent-1">Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte<lb/>
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche<lb/>
Bartlosigkeit der Americaner<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-<lb/>
wuchs ist oben bey der mongolischen und ma-<lb/>
layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche<lb/>
Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk<lb/>
der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen<lb/>
der schinesischen Frauenzimmer (&#x2013; die <hi rendition="#aq">Struthopo-<lb/>
des</hi> des Eudoxus beym Plinius &#x2013;).</p></note> die Sirenen,<lb/>
Centauren, und alle Fabeln von gleichem<lb/>
Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi-<lb/>
gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">II. <hi rendition="#aq">QVADRVMANA.</hi> </head><lb/>
            <p>Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre<lb/>
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen<lb/>
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi-<lb/>
schen den Wendezirkeln zu Hause<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature</hi><lb/>
par J. B. <hi rendition="#k">Audebert</hi>. Par.</hi> seit 1797. gr. Fol.</p></note>.</p>
            <p rendition="#indent-1">2. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Simia</hi></hi></hi>. Affe. <hi rendition="#aq">Habitus plus minus an-<lb/>
thropomorphus, auriculae et manus fere<lb/>
humanae. Dentes</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">primores</hi></hi> <hi rendition="#aq">incisores,<lb/>
supra et infra 4.</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">laniarii</hi></hi> <hi rendition="#aq">solitarii, reli-<lb/>
quis longiores</hi>.</p>
            <p rendition="#l1em">Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-<lb/>
licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0090] Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin- der sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andre durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf. Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner *) die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi- gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten. II. QVADRVMANA. Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi- schen den Wendezirkeln zu Hause **). 2. Simia . Affe. Habitus plus minus an- thropomorphus, auriculae et manus fere humanae. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reli- quis longiores. Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn- licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge- *) Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar- wuchs ist oben bey der mongolischen und ma- layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopo- des des Eudoxus beym Plinius –). **) Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. B. Audebert. Par. seit 1797. gr. Fol.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als 002D übernommen. Weiche Zeilentrennungen wurden über die Ergänzung eines Attributwertes von den harten Trennungen unterscheiden: lb type="inWord". Erstreckt sich die Worttrennung über einen Seitenumbruch steht das Element pb direkt hinter dem schließenden lb type="inWord" bzw. lb.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/90
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/90>, abgerufen am 21.11.2024.