Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab
(vrus, bonasus, und Bison der alten Welt;
denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich
die Stammrasse unseres Hornviehs zu bezeich-
nen), der in Polen, Litauen, Sibirien gefunden
wird, und ehedem auch in Deutschland war. -
Zu den merkwürdigsten Varietäten des Rindviehs
gehört z. B. die halbwilde weiße Rasse mit brau-
nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen,
und hin und wieder in Großbritannien: die mit
den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien:
die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von
England etc.

Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß
auch die indische (von den Hindus heilig ver-
ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu
(- v. Schreber tab. 298. -) eine bloße Va-
rietät dieser Gattung seyn solle.

In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht-
bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit
1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt.
Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch
Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel
für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Americanus. der nordamericanische Bison.
B. cornibus diuaricatis, iuba longissima,
dorso gibboso
.

v. Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt
Herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil-
dern Nordamericas. Im Winter ist es über den
ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen
wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab
(vrus, bonasus, und Bison der alten Welt;
denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich
die Stammrasse unseres Hornviehs zu bezeich-
nen), der in Polen, Litauen, Sibirien gefunden
wird, und ehedem auch in Deutschland war. –
Zu den merkwürdigsten Varietäten des Rindviehs
gehört z. B. die halbwilde weiße Rasse mit brau-
nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen,
und hin und wieder in Großbritannien: die mit
den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien:
die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von
England ꝛc.

Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß
auch die indische (von den Hindus heilig ver-
ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu
(– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Va-
rietät dieser Gattung seyn solle.

In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht-
bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit
1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt.
Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch
Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel
für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Americanus. der nordamericanische Bison.
B. cornibus diuaricatis, iuba longissima,
dorso gibboso
.

v. Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt
Herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil-
dern Nordamericas. Im Winter ist es über den
ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen
wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000029">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0134" xml:id="pb114_0001" n="114"/>
            <p rendition="#l1em">Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab<lb/>
(<hi rendition="#aq">vrus, bonasus</hi>, und Bison der alten Welt;<lb/>
denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich<lb/>
die Stammrasse unseres Hornviehs zu bezeich-<lb/>
nen), der in Polen, Litauen, Sibirien gefunden<lb/>
wird, und ehedem auch in Deutschland war. &#x2013;<lb/>
Zu den merkwürdigsten Varietäten des Rindviehs<lb/>
gehört z. B. die halbwilde weiße Rasse mit brau-<lb/>
nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen,<lb/>
und hin und wieder in Großbritannien: die mit<lb/>
den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien:<lb/>
die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von<lb/>
England &#xA75B;c.</p>
            <p rendition="#l1em">Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß<lb/>
auch die indische (von den Hindus heilig ver-<lb/>
ehrte) Buckelkuh, der <hi rendition="#aq">bos</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">indicus</hi></hi>, oder Zebu<lb/>
(&#x2013; v. Schreber <hi rendition="#aq">tab</hi>. 298. &#x2013;) eine bloße Va-<lb/>
rietät dieser Gattung seyn solle.</p>
            <p rendition="#l1em">In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-<lb/>
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt<lb/>
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht-<lb/>
bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit<lb/>
1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt.<lb/>
Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch<lb/><hi rendition="#aq">Dr</hi>. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel<lb/>
für die Kinderblattern bewährt worden.</p>
            <p rendition="#indent-2">2. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Americanus</hi></hi>. der nordamericanische Bison.<lb/><hi rendition="#aq">B. cornibus diuaricatis, iuba longissima,<lb/>
dorso gibboso</hi>.</p>
            <p rendition="#l2em">v. Schreber <hi rendition="#aq">tab</hi>. 296.</p>
            <p rendition="#l1em">Das größte Landthier der neuen Welt; lebt<lb/>
Herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil-<lb/>
dern Nordamericas. Im Winter ist es über den<lb/>
ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen<lb/>
wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0134] Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab (vrus, bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich die Stammrasse unseres Hornviehs zu bezeich- nen), der in Polen, Litauen, Sibirien gefunden wird, und ehedem auch in Deutschland war. – Zu den merkwürdigsten Varietäten des Rindviehs gehört z. B. die halbwilde weiße Rasse mit brau- nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England ꝛc. Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß auch die indische (von den Hindus heilig ver- ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu (– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Va- rietät dieser Gattung seyn solle. In den Mägen des Rindviehs finden sich zu- weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht- bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel für die Kinderblattern bewährt worden. 2. Americanus. der nordamericanische Bison. B. cornibus diuaricatis, iuba longissima, dorso gibboso. v. Schreber tab. 296. Das größte Landthier der neuen Welt; lebt Herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil- dern Nordamericas. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/134
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/134>, abgerufen am 21.11.2024.