den ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig geschieden wird. Sie füttern die Bienen- Larven mit Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen ver- sehen, von dem sie aber meist nur Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen können, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen. - Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (- und zwar wie es scheint im Fluge -) zu paaren. Manche ster- ben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbie- nen in der so genannten Dronenschlacht umge- bracht. Die so reichlich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeif- fen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen ge- baut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. - In der Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde etc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt. - Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wärme des menschlichen Körpers*).
*) Von den unzähligen Schriften, worin die Ge- schichte der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur fünfe statt aller an:Swammerdambibl. nat. pag. 369.Reaumurmem. etc. vol. V. p. 207.J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. pag. 128.Hubernouvelles observations sur les abeil- les. Geneve 1792. 8.und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer- kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bonnetoeuvr. vol. V. P. I. p. 61.Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns- würdigen Thiere, die mir Bonner schriftlich mit- getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B. bekannt gemacht.
den ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig geschieden wird. Sie füttern die Bienen- Larven mit Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen ver- sehen, von dem sie aber meist nur Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen können, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen. – Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren. Manche ster- ben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbie- nen in der so genannten Dronenschlacht umge- bracht. Die so reichlich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeif- fen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen ge- baut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt. – Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wärme des menschlichen Körpers*).
*) Von den unzähligen Schriften, worin die Ge- schichte der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur fünfe statt aller an:Swammerdambibl. nat. pag. 369.Reaumurmém. ꝛc. vol. V. p. 207.J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. pag. 128.Hubernouvelles observations sur les abeil- les. Genève 1792. 8.und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer- kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bonnetoeuvr. vol. V. P. I. p. 61.Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns- würdigen Thiere, die mir Bonner schriftlich mit- getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B. bekannt gemacht.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000030"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><prendition="#l1em"><pbfacs="#f0412"xml:id="pb388_0001"n="388"/>
den ältern abgenommen, und das Wachs vom<lb/>
Honig geschieden wird. Sie füttern die Bienen-<lb/>
Larven mit Blumenstaub, halten den Stock<lb/>
rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus.<lb/>
Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen ver-<lb/>
sehen, von dem sie aber meist nur Ein Mahl<lb/>
in ihrem Leben Gebrauch machen können, da<lb/>
sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen,<lb/>
und ihn in der Wunde stecken lassen. – Die<lb/>
männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen<lb/>
Stocke) haben keine andere Bestimmung, als<lb/>
sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es<lb/>
scheint im Fluge –) zu paaren. Manche ster-<lb/>
ben gleich darauf, die übrigen müssen nachher<lb/>
verhungern, oder werden von den Arbeitsbie-<lb/>
nen in der so genannten Dronenschlacht umge-<lb/>
bracht. Die so reichlich befruchtete Königinn<lb/>
legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeif-<lb/>
fen, von denen schon vorläufig die für die<lb/>
Dronen bestimmten größer als die übrigen ge-<lbtype="inWord"/>
baut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach<lb/>
etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so<lb/>
trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke,<lb/>
sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die<lb/>
Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc.<lb/>
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu<lb/>
machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige<lb/>
Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung<lb/>
zu befördern gelernt. – Obgleich einzelne Bienen<lb/>
so wenig Wärme haben als andere kalkblütige<lb/>
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen<lb/>
bis zur Wärme des menschlichen Körpers<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>Von den unzähligen Schriften, worin die Ge-<lbtype="inWord"/>
schichte der Bienen abgehandelt worden, führe<lb/>
ich nur fünfe statt aller an:</p><p><hirendition="#aq"><hirendition="#k">Swammerdam</hi></hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">bibl. nat</hi></hi>. <hirendition="#aq">pag.</hi> 369.</p><p><hirendition="#aq"><hirendition="#k">Reaumur</hi></hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">mém</hi></hi>. <hirendition="#aq">ꝛc. vol.</hi> V. <hirendition="#aq">p.</hi> 207.</p><p><hirendition="#aq">J. <hirendition="#k">Hunter</hi></hi> in den <hirendition="#i"><hirendition="#aq">philos. Transact</hi></hi>. 1792.<lb/><hirendition="#aq">P.</hi> I. <hirendition="#aq">pag</hi>. 128.</p><p><hirendition="#aq"><hirendition="#k">Huber</hi></hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">nouvelles observations sur les abeil-<lb/>
les</hi></hi>. <hirendition="#aq">Genève</hi> 1792. 8.</p><p>und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer-<lb/>
kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke<lb/>
durch Ableger, <hirendition="#aq"><hirendition="#k">Bonnet</hi></hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">oeuvr</hi></hi>. <hirendition="#aq">vol.</hi> V. <hirendition="#aq">P.</hi> I. <hirendition="#aq">p.</hi> 61.</p><p>Eine genaue Beschreibung und Abbildung der<lb/>
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur<lb/>
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-<lb/>
würdigen Thiere, die mir Bonner schriftlich mit-<lb/>
getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B.<lb/>
bekannt gemacht.</p></note>.</p></div></div></div></body></text></TEI>
[388/0412]
den ältern abgenommen, und das Wachs vom
Honig geschieden wird. Sie füttern die Bienen-
Larven mit Blumenstaub, halten den Stock
rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus.
Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen ver-
sehen, von dem sie aber meist nur Ein Mahl
in ihrem Leben Gebrauch machen können, da
sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen,
und ihn in der Wunde stecken lassen. – Die
männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen
Stocke) haben keine andere Bestimmung, als
sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es
scheint im Fluge –) zu paaren. Manche ster-
ben gleich darauf, die übrigen müssen nachher
verhungern, oder werden von den Arbeitsbie-
nen in der so genannten Dronenschlacht umge-
bracht. Die so reichlich befruchtete Königinn
legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeif-
fen, von denen schon vorläufig die für die
Dronen bestimmten größer als die übrigen ge-
baut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach
etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so
trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke,
sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die
Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc.
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu
machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige
Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung
zu befördern gelernt. – Obgleich einzelne Bienen
so wenig Wärme haben als andere kalkblütige
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen
bis zur Wärme des menschlichen Körpers *).
*) Von den unzähligen Schriften, worin die Ge-
schichte der Bienen abgehandelt worden, führe
ich nur fünfe statt aller an:
Swammerdam bibl. nat. pag. 369.
Reaumur mém. ꝛc. vol. V. p. 207.
J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. pag. 128.
Huber nouvelles observations sur les abeil-
les. Genève 1792. 8.
und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer-
kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke
durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.
Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mir Bonner schriftlich mit-
getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B.
bekannt gemacht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/412>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.