Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr
verschieden. Beym Ochsen-Ziegen- und Ga-
zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie
eine Scheide über einem knöchernen Zapfen
oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner
der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß
mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls
solide, aber von mehr knochenartiger Textur,
und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und
werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und
neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz
bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins
(coccyx), und von mannigfaltiger Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen
Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh-
ren; vielen Meerkatzen und einigen andern
amerikanischen und neu holländischen Thie-
ren statt einer Hand, um sich daran halten,
oder damit fassen zu können (cauda prehensi-
lis
, Rollschwanz); den Springhasen zum
Springen (cauda saltatoria), dem Kängu-
ruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten
Stellung und zur Verteidigung etc.

besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr
verschieden. Beym Ochsen-Ziegen- und Ga-
zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie
eine Scheide über einem knöchernen Zapfen
oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner
der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß
mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls
solide, aber von mehr knochenartiger Textur,
und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und
werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und
neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz
bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins
(coccyx), und von mannigfaltiger Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen
Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh-
ren; vielen Meerkatzen und einigen andern
amerikanischen und neu holländischen Thie-
ren statt einer Hand, um sich daran halten,
oder damit fassen zu können (cauda prehensi-
lis
, Rollschwanz); den Springhasen zum
Springen (cauda saltatoria), dem Kängu-
ruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten
Stellung und zur Verteidigung ꝛc.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000031">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" xml:id="pb055_0001" n="55"/>
besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr<lb/>
verschieden. Beym Ochsen-Ziegen- und Ga-<lb/>
zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie<lb/>
eine Scheide über einem knöchernen Zapfen<lb/>
oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner<lb/>
der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß<lb/>
mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym<lb/>
Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls<lb/>
solide, aber von mehr knochenartiger Textur,<lb/>
und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und<lb/>
werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und<lb/>
neue an ihrer Statt reproducirt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 47.</head><lb/>
          <p>Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-<lb/>
resten Säugethieren durch den Schwanz<lb/>
bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins<lb/>
(<hi rendition="#aq">coccyx</hi>), und von mannigfaltiger Bildung<lb/>
und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen<lb/>
Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh-<lb/>
ren; vielen Meerkatzen und einigen andern<lb/>
amerikanischen und neu holländischen Thie-<lb/>
ren statt einer Hand, um sich daran halten,<lb/>
oder damit fassen zu können (<hi rendition="#aq">cauda prehensi-<lb/>
lis</hi>, Rollschwanz); den Springhasen zum<lb/>
Springen (<hi rendition="#aq">cauda saltatoria</hi>), dem Kängu-<lb/>
ruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten<lb/>
Stellung und zur Verteidigung &#xA75B;c.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0073] besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr verschieden. Beym Ochsen-Ziegen- und Ga- zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt. §. 47. Die Oeffnung des Afters wird bey den meh- resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh- ren; vielen Meerkatzen und einigen andern amerikanischen und neu holländischen Thie- ren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensi- lis, Rollschwanz); den Springhasen zum Springen (cauda saltatoria), dem Kängu- ruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung und zur Verteidigung ꝛc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/73
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/73>, abgerufen am 23.11.2024.