Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.ganisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er *) Die Crystallisationen unterscheiden sich von den or- ganisirten Körpern selbst schon durch die geometri- sche Regularität ihrer fast immer geradlinichten Um- risse, die auf wenige Fundamentalformen reducir- bar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar viel- artigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtun- gen auch in unübersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebildet werden mußten. **) Von dieser Verbindung der beyden Principien, -
des mechanischen mit dem teleologischen, - die man sonst bey Erklärung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar gehalten, und worin gera- de das Auszeichnende im Begriffe von Bildungs- trieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Men- ge, deren ich manche in meinem Handbuch dersel- ben S. 65. und anderw., auch in Hrn. Hofrath Voigt's neuem Magazin B. II. S. 213. ange- führt habe. ganisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er *) Die Crystallisationen unterscheiden sich von den or- ganisirten Körpern selbst schon durch die geometri- sche Regularität ihrer fast immer geradlinichten Um- risse, die auf wenige Fundamentalformen reducir- bar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar viel- artigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtun- gen auch in unübersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebildet werden mußten. **) Von dieser Verbindung der beyden Principien, –
des mechanischen mit dem teleologischen, – die man sonst bey Erklärung der Entstehungsart organisirter Körper für unvereinbar gehalten, und worin gera- de das Auszeichnende im Begriffe von Bildungs- trieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Men- ge, deren ich manche in meinem Handbuch dersel- ben S. 65. und anderw., auch in Hrn. Hofrath Voigt’s neuem Magazin B. II. S. 213. ange- führt habe. <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000040"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0032" xml:id="pb028_0001" n="28"/> ganisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er<lb/> zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Um-<lb/> ständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt,<lb/> dann für eine in denselben nun zweckmäßig wir-<lb/> kende Lebenskraft, nähmlich den <hi rendition="#g">Bildungs-<lb/> trieb</hi> (<hi rendition="#aq">nisus formtiuus</hi>) zuerst empfänglich<lb/> wird; – für einen Trieb, der sich von aller<lb/> bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche<lb/> auch im unorganischen Reiche Crystallisationen<note place="foot" n="*)"><p>Die Crystallisationen unterscheiden sich von den or-<lb/> ganisirten Körpern selbst schon durch die geometri-<lb/> sche Regularität ihrer fast immer geradlinichten Um-<lb/> risse, die auf wenige Fundamentalformen reducir-<lb/> bar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere<lb/> und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar viel-<lb/> artigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtun-<lb/> gen auch in unübersehlich vielartige Formen (von<lb/> endlos variirenden Umrissen) gebildet werden mußten.</p></note><lb/> und dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß<lb/> er nach der endlos mannigfaltig verschiedenen Be-<lb/> stimmung der organisirten Körper und ihrer Thei-<lb/> le, die vielartig organisirbaren Zeugungsstoffe auf<lb/> eben so mannigfaltig aber zweckmäßig modificirte<lb/> Weise in bestimmte Gestalten zu formen vermag<lb/> – und so (– durch die Verbindung des Me-<lb/> chanischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in<lb/> diesem Triebe<note place="foot" n="**)"><p>Von dieser Verbindung der beyden Principien, –<lb/> des mechanischen mit dem teleologischen, – die man<lb/> sonst bey Erklärung der Entstehungsart organisirter<lb/> Körper für unvereinbar gehalten, und worin gera-<lb/> de das Auszeichnende im Begriffe von <hi rendition="#g">Bildungs-<lb/> trieb</hi> liegt; davon gibt zumahl die vergleichende<lb/> Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Men-<lb/> ge, deren ich manche in meinem Handbuch dersel-<lb/> ben S. 65. und anderw., auch in Hrn. Hofrath<lb/><hi rendition="#g">Voigt’s</hi> neuem Magazin B. II. S. 213. ange-<lb/> führt habe.</p></note> –) zuerst bey der <hi rendition="#g">Empfäng</hi>-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0032]
ganisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er
zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Um-
ständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt,
dann für eine in denselben nun zweckmäßig wir-
kende Lebenskraft, nähmlich den Bildungs-
trieb (nisus formtiuus) zuerst empfänglich
wird; – für einen Trieb, der sich von aller
bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche
auch im unorganischen Reiche Crystallisationen *)
und dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß
er nach der endlos mannigfaltig verschiedenen Be-
stimmung der organisirten Körper und ihrer Thei-
le, die vielartig organisirbaren Zeugungsstoffe auf
eben so mannigfaltig aber zweckmäßig modificirte
Weise in bestimmte Gestalten zu formen vermag
– und so (– durch die Verbindung des Me-
chanischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
diesem Triebe **) –) zuerst bey der Empfäng-
*) Die Crystallisationen unterscheiden sich von den or-
ganisirten Körpern selbst schon durch die geometri-
sche Regularität ihrer fast immer geradlinichten Um-
risse, die auf wenige Fundamentalformen reducir-
bar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere
und Gewächse eben wegen ihrer unübersehbar viel-
artigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtun-
gen auch in unübersehlich vielartige Formen (von
endlos variirenden Umrissen) gebildet werden mußten.
**) Von dieser Verbindung der beyden Principien, –
des mechanischen mit dem teleologischen, – die man
sonst bey Erklärung der Entstehungsart organisirter
Körper für unvereinbar gehalten, und worin gera-
de das Auszeichnende im Begriffe von Bildungs-
trieb liegt; davon gibt zumahl die vergleichende
Anatomie auffallend einleuchtende Beyspiele in Men-
ge, deren ich manche in meinem Handbuch dersel-
ben S. 65. und anderw., auch in Hrn. Hofrath
Voigt’s neuem Magazin B. II. S. 213. ange-
führt habe.
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