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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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*):

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die
seltensten von allen (- nähmlich unter Miß-
geburten in dem angegebenen Sinne. Oft
hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl-
gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide
in ganz verkehrter Lage gefunden -).

3) M. G., denen ganze Glieder mangeln. Mon-
stra per defectum
. Unter diesen die lehr-
reichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum
. Die gemeinsten (- selbst
nicht selten unter wilden Thieren. z. B. Ha-
sen -). Theils gar erblich, wie z. B. in den
sechsfingrigen Familien, und bey Hühnern mit
fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon-
strositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun-
gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Ge-
setzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte
Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjo-
chung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben
weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterwor-
fen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Haus-
schweinen so häufig, unter den wilden Schweinen
hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der
Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten
ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs
präformirt
eingeschachtelt gelegen, wohl schwer-
lich zusammen reimen läßt.

*) Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in
den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.

*):

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die
seltensten von allen (– nähmlich unter Miß-
geburten in dem angegebenen Sinne. Oft
hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl-
gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide
in ganz verkehrter Lage gefunden –).

3) M. G., denen ganze Glieder mangeln. Mon-
stra per defectum
. Unter diesen die lehr-
reichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum
. Die gemeinsten (– selbst
nicht selten unter wilden Thieren. z. B. Ha-
sen –). Theils gar erblich, wie z. B. in den
sechsfingrigen Familien, und bey Hühnern mit
fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon-
strositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun-
gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Ge-
setzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte
Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjo-
chung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben
weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterwor-
fen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Haus-
schweinen so häufig, unter den wilden Schweinen
hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der
Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten
ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs
präformirt
eingeschachtelt gelegen, wohl schwer-
lich zusammen reimen läßt.

*) Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in
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[32/0036] *): 1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein- zelner Glieder. Fabrica aliena. 2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen (– nähmlich unter Miß- geburten in dem angegebenen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl- gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage gefunden –). 3) M. G., denen ganze Glieder mangeln. Mon- stra per defectum. Unter diesen die lehr- reichsten. 4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon- stra per excessum. Die gemeinsten (– selbst nicht selten unter wilden Thieren. z. B. Ha- sen –). Theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingrigen Familien, und bey Hühnern mit fünf oder sechs Zehen. Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon- strositäten beweiset, daß auch selbst diese Abweichun- gen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Ge- setzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjo- chung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterwor- fen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Haus- schweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt gelegen, wohl schwer- lich zusammen reimen läßt. *) Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/36>, abgerufen am 06.05.2024.