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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch Rüh-
ren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft Feuch-
tigkeit an, und zerfällt früher oder später. Nach dem
vorwaltenden Bestandtheile werden die Abarten be-
nannt [Kalkmergel, Thonmergel*) etc.], und auch
ihr Gebrauch zur Verbesserung verschiedener Arten
von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch; zer-
fällt nicht an der Luft, sondern verhärtet vielmehr.
Fast immer voll Reste und Spuren vegetabilischer
Körper, die davon incrustirt worden; besonders Blät-
terabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf (letzteres zu-
mahl im röhrförmigen so genannten Beinwell
oder Beinbrech, osteocolla); aber auch in man-
chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern cal-
cinirte See-Conchylien (s. oben S. 545 u. f.) etc.
Bildet hin und wieder große Lager von niederem
aufgeschwemmtem Lande; in welchem sich häufig
die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, u. a.
tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zo-
nen in so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk etc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch: auch in mancherley
besonderer Gestalt, als Mergelgüsse, so genannte
Ingwersteine etc.; hat erdigen Bruch. Uebergang in
dichten Kalkstein.

Besondere Erwähnung verdient der bey Jena
brechende, durch Reiben phosphorescirende
Sandmergelstein
**): und der wegen seiner
eigenen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus
Helmontii
(Fr. Des de van-Helmont.

*) Zu welchem auch der Nilschlamm gehört.
**) S. Voigts neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.

Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch Rüh-
ren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft Feuch-
tigkeit an, und zerfällt früher oder später. Nach dem
vorwaltenden Bestandtheile werden die Abarten be-
nannt [Kalkmergel, Thonmergel*) ꝛc.], und auch
ihr Gebrauch zur Verbesserung verschiedener Arten
von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch; zer-
fällt nicht an der Luft, sondern verhärtet vielmehr.
Fast immer voll Reste und Spuren vegetabilischer
Körper, die davon incrustirt worden; besonders Blät-
terabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf (letzteres zu-
mahl im röhrförmigen so genannten Beinwell
oder Beinbrech, osteocolla); aber auch in man-
chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern cal-
cinirte See-Conchylien (s. oben S. 545 u. f.) ꝛc.
Bildet hin und wieder große Lager von niederem
aufgeschwemmtem Lande; in welchem sich häufig
die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, u. a.
tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zo-
nen in so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch: auch in mancherley
besonderer Gestalt, als Mergelgüsse, so genannte
Ingwersteine ꝛc.; hat erdigen Bruch. Uebergang in
dichten Kalkstein.

Besondere Erwähnung verdient der bey Jena
brechende, durch Reiben phosphorescirende
Sandmergelstein
**): und der wegen seiner
eigenen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus
Helmontii
(Fr. Dés de van-Helmont.

*) Zu welchem auch der Nilschlamm gehört.
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[594/0598] Mehr oder weniger los oder zusammengebacken; mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch Rüh- ren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft Feuch- tigkeit an, und zerfällt früher oder später. Nach dem vorwaltenden Bestandtheile werden die Abarten be- nannt [Kalkmergel, Thonmergel *) ꝛc.], und auch ihr Gebrauch zur Verbesserung verschiedener Arten von Boden bestimmt. 2) Mergeltuff, Tuchstein. Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch; zer- fällt nicht an der Luft, sondern verhärtet vielmehr. Fast immer voll Reste und Spuren vegetabilischer Körper, die davon incrustirt worden; besonders Blät- terabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf (letzteres zu- mahl im röhrförmigen so genannten Beinwell oder Beinbrech, osteocolla); aber auch in man- chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern cal- cinirte See-Conchylien (s. oben S. 545 u. f.) ꝛc. Bildet hin und wieder große Lager von niederem aufgeschwemmtem Lande; in welchem sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, u. a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zo- nen in so großer Menge ausgegraben werden. 3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc. Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumahl letzterer oft dendritisch: auch in mancherley besonderer Gestalt, als Mergelgüsse, so genannte Ingwersteine ꝛc.; hat erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein. Besondere Erwähnung verdient der bey Jena brechende, durch Reiben phosphorescirende Sandmergelstein **): und der wegen seiner eigenen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés de van-Helmont. *) Zu welchem auch der Nilschlamm gehört. **) S. Voigts neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/598>, abgerufen am 17.06.2024.