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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro-
blematische Fossil, ist meist Honiggelb; durchschei-
nend; glasglanzend; sehr spröde, von kleinmusche-
ligem Bruch; immer crystallisirt, häufigst als dop-
pelt-vierseitige Pyramide, und zeigt beym Reiben
Harzelectricität. Gewicht = 1666. Gehalt (nach
Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine eigene Säure,
die den vegetabilischen ähnelt, 39 Wasser. Fund-
ort (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bitumi-
nosem Holz und dergl. Holzerde, bey Artern im
Mansfeldischen.

2. Bernstein, Agtstein. Succinum, elec-
trum, lyncurium, glessum
Tacit. (Fr. suc-
cin, ambre jaune, carabe
.)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und
vom durchsichtigen bis ins völlig undurchsichtige;
selten wasserhell, meist öhlklar*), theils Glasglanz,
theils Wachsglanz; muscheliger Bruch; theils in
besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte
Tropfen. Läßt sich drehen, poliren etc. Gewicht
eines durchsichtigen Weingelben = 1083. Enthält
eine eigene Säure (Fr. acide succinique); ist ver-
muthlich als Folge einer der frühern Erdrevolutio-
nen**) aus Baumharz entstanden; halt nicht selten
fremde Körper eingeschlossen; zumahl Wald-In-
secten etc. Fundort vorzüglichst Samland in Ost-

*) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer
wasserhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er
angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut;
dagegen springen brennende Stückchen von diesem
in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwie-
derum nicht mit dem Copal geschiecht.
**) In einer überaus instructiven Suite zur Naturge-
schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von
Finkenstein Schönburg
meine Sammlung be-
reichert hat, finden sich unter andern manche voll-
kommen deutliche, aber theils unbekannte - theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl
Staphylini, Blattae, etc.

Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro-
blematische Fossil, ist meist Honiggelb; durchschei-
nend; glasglanzend; sehr spröde, von kleinmusche-
ligem Bruch; immer crystallisirt, häufigst als dop-
pelt-vierseitige Pyramide, und zeigt beym Reiben
Harzelectricität. Gewicht = 1666. Gehalt (nach
Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine eigene Säure,
die den vegetabilischen ähnelt, 39 Wasser. Fund-
ort (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bitumi-
nosem Holz und dergl. Holzerde, bey Artern im
Mansfeldischen.

2. Bernstein, Agtstein. Succinum, elec-
trum, lyncurium, glessum
Tacit. (Fr. suc-
cin, ambre jaune, carabé
.)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und
vom durchsichtigen bis ins völlig undurchsichtige;
selten wasserhell, meist öhlklar*), theils Glasglanz,
theils Wachsglanz; muscheliger Bruch; theils in
besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte
Tropfen. Läßt sich drehen, poliren ꝛc. Gewicht
eines durchsichtigen Weingelben = 1083. Enthält
eine eigene Säure (Fr. acide succinique); ist ver-
muthlich als Folge einer der frühern Erdrevolutio-
nen**) aus Baumharz entstanden; halt nicht selten
fremde Körper eingeschlossen; zumahl Wald-In-
secten ꝛc. Fundort vorzüglichst Samland in Ost-

*) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer
wasserhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er
angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut;
dagegen springen brennende Stückchen von diesem
in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwie-
derum nicht mit dem Copal geschiecht.
**) In einer überaus instructiven Suite zur Naturge-
schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von
Finkenstein Schönburg
meine Sammlung be-
reichert hat, finden sich unter andern manche voll-
kommen deutliche, aber theils unbekannte – theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl
Staphylini, Blattae, etc.
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[627/0631] Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro- blematische Fossil, ist meist Honiggelb; durchschei- nend; glasglanzend; sehr spröde, von kleinmusche- ligem Bruch; immer crystallisirt, häufigst als dop- pelt-vierseitige Pyramide, und zeigt beym Reiben Harzelectricität. Gewicht = 1666. Gehalt (nach Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine eigene Säure, die den vegetabilischen ähnelt, 39 Wasser. Fund- ort (theils zwischen natürlichem Schwefel) in bitumi- nosem Holz und dergl. Holzerde, bey Artern im Mansfeldischen. 2. Bernstein, Agtstein. Succinum, elec- trum, lyncurium, glessum Tacit. (Fr. suc- cin, ambre jaune, carabé.) Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom durchsichtigen bis ins völlig undurchsichtige; selten wasserhell, meist öhlklar *), theils Glasglanz, theils Wachsglanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich drehen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen Weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure (Fr. acide succinique); ist ver- muthlich als Folge einer der frühern Erdrevolutio- nen **) aus Baumharz entstanden; halt nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumahl Wald-In- secten ꝛc. Fundort vorzüglichst Samland in Ost- *) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasserhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwie- derum nicht mit dem Copal geschiecht. **) In einer überaus instructiven Suite zur Naturge- schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von Finkenstein Schönburg meine Sammlung be- reichert hat, finden sich unter andern manche voll- kommen deutliche, aber theils unbekannte – theils tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl Staphylini, Blattae, etc.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/631>, abgerufen am 17.06.2024.