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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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I. BIMANVS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro-
minulum. Dentes aequaliter approximati;
incisores inferiores erecti.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von
den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vor-
züglich sein aufrechter Gang (als wozu sein
ganzer Wuchs und Bildung, besonders aber seine
beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner
Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsoh-
len, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch
zweyer vollkommenen Hände; ferner sein
prominirendes Kinn und die aufrechte
Stellung seiner untern Schneidezähne
.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in
der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens)
noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem
männlichen und allen übrigen Thieren abgehen,
nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer
bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen
besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen
Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn-
zeichen
der verletzten jungfräulichen Integri-
tät anzusehen, und wenigstens in der Form und La-
ge noch bey keinem andern weiblichen Thiere be-
merkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be-
trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig
Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttrie-
be
aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Da-



I. BIMANVS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro-
minulum. Dentes aequaliter approximati;
incisores inferiores erecti.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von
den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vor-
züglich sein aufrechter Gang (als wozu sein
ganzer Wuchs und Bildung, besonders aber seine
beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner
Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsoh-
len, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch
zweyer vollkommenen Hände; ferner sein
prominirendes Kinn und die aufrechte
Stellung seiner untern Schneidezähne
.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in
der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens)
noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem
männlichen und allen übrigen Thieren abgehen,
nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer
bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen
besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen
Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn-
zeichen
der verletzten jungfräulichen Integri-
tät anzusehen, und wenigstens in der Form und La-
ge noch bey keinem andern weiblichen Thiere be-
merkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be-
trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig
Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttrie-
be
aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Da-

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[71/0075] I. BIMANVS. 1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro- minulum. Dentes aequaliter approximati; incisores inferiores erecti. 1. Sapiens. Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vor- züglich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung, besonders aber seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsoh- len, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer vollkommenen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne. Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Busens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn- zeichen der verletzten jungfräulichen Integri- tät anzusehen, und wenigstens in der Form und La- ge noch bey keinem andern weiblichen Thiere be- merkt ist. Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen be- trifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttrie- be aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Da-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/75>, abgerufen am 21.11.2024.