Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise von seiner eigentlichen bestimmten Richtung abweichen*).
So entstehen dann (- der bloß krankhaf- ten, nicht in das Gebiethe der Naturgeschichte gehö- rigen Abweichungen, zu geschweigen -) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widerna- türliche**) Formen der organisirten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß bei zweyfache Sexual-Cha- rakter, der sonst in den beyden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschie- dener Gattung (zweyerley Species) einander befruch- ten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancherley Ur- sachen der allmählichen Ausartung, die Racen und Spielarten.
§. 12.
Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, an-
*) Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in einer Commentatio de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formatiui aberrationibus. Gott. 1813. 4. Mit Kupf.
**) Widernatürliche versteht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. - Man hat gemeint es sey bes- ser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natürlich ist.
§. 11.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise von seiner eigentlichen bestimmten Richtung abweichen*).
So entstehen dann (– der bloß krankhaf- ten, nicht in das Gebiethe der Naturgeschichte gehö- rigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widerna- türliche**) Formen der organisirten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß bei zweyfache Sexual-Cha- rakter, der sonst in den beyden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschie- dener Gattung (zweyerley Species) einander befruch- ten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancherley Ur- sachen der allmählichen Ausartung, die Racen und Spielarten.
§. 12.
Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, an-
*) Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in einer Commentatio de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formatiui aberrationibus. Gott. 1813. 4. Mit Kupf.
**) Widernatürliche versteht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint es sey bes- ser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natürlich ist.
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§. 11.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben
sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte
oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley
Weise von seiner eigentlichen bestimmten Richtung
abweichen *).
So entstehen dann (– der bloß krankhaf-
ten, nicht in das Gebiethe der Naturgeschichte gehö-
rigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch
ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widerna-
türliche **) Formen der organisirten Körper, nähmlich
die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß bei zweyfache Sexual-Cha-
rakter, der sonst in den beyden Geschlechtern getrennt
seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben
demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschie-
dener Gattung (zweyerley Species) einander befruch-
ten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancherley Ur-
sachen der allmählichen Ausartung, die Racen und
Spielarten.
§. 12.
Unter Mißgeburt versteht man, nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, an-
*) Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in
einer Commentatio de anomalis et vitiosis quibusdam nisus
formatiui aberrationibus. Gott. 1813. 4. Mit Kupf.
**) Widernatürliche versteht sich wieder nach dem allgemeinen
Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint es sey bes-
ser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber
das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung
selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natürlich ist.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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