Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 184.

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rück-
sicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die
ebenfalls im Thierreich, zumahl bey den Insecten, Statt
hat, daß nähmlich manche nur isolirt und einsam leben,
dahingegen andere dicht beysammen bleiben, und theils
(wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie
das Sargaffo) weite Meerestrecken überziehen.

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen
doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die
Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens
durch Augen, und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nähmlich durch
Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den
Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist
im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche Gewächse
nähmlich vermehren sich von leibst auf diese Weise.
Bey vielen andern har es die Kunst durch Absenken
oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art
Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica) dessen
Zweige herab hängen, und sobald sie den Boden be-
rühren, von selbst Wurzel schlagen; so das ein einzi-
ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen,
dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind,
vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein
solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhängen-
den Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt,
und sein Schatten, den er Mittags wirft, über 1100
Fuß im Umfang hält.

§. 184.

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rück-
sicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die
ebenfalls im Thierreich, zumahl bey den Insecten, Statt
hat, daß nähmlich manche nur isolirt und einsam leben,
dahingegen andere dicht beysammen bleiben, und theils
(wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie
das Sargaffo) weite Meerestrecken überziehen.

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen
doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die
Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens
durch Augen, und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nähmlich durch
Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den
Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist
im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche Gewächse
nähmlich vermehren sich von leibst auf diese Weise.
Bey vielen andern har es die Kunst durch Absenken
oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art
Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica) dessen
Zweige herab hängen, und sobald sie den Boden be-
rühren, von selbst Wurzel schlagen; so das ein einzi-
ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen,
dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind,
vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein
solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhängen-
den Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt,
und sein Schatten, den er Mittags wirft, über 1100
Fuß im Umfang hält.

<TEI xml:lang="de-DE">
  <text xml:id="blume_hbnatur_000041">
    <group>
      <text xml:id="blume_hbnatur_000041_2" n="2">
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <pb facs="#f0453" xml:id="pb080_02_0001" n="80"/>
              <head rendition="#c">§. 184.</head><lb/>
              <p>Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rück-<lb/>
sicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die<lb/>
ebenfalls im Thierreich, zumahl bey den Insecten, Statt<lb/>
hat, daß nähmlich manche nur isolirt und einsam leben,<lb/>
dahingegen andere dicht beysammen bleiben, und theils<lb/>
(wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie<lb/>
das Sargaffo) weite Meerestrecken überziehen.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head rendition="#c">§. 185.</head><lb/>
              <p>Wir kommen zur <hi rendition="#g">Fortpflanzung</hi> der Ge-<lb/>
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen<lb/>
doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die<lb/>
Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens<lb/>
durch Augen, und endlich durch Samen.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head rendition="#c">§. 186.</head><lb/>
              <p>Die erste Art der Propagation, nähmlich durch<lb/>
Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den<lb/>
Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist<lb/>
im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche Gewächse<lb/>
nähmlich vermehren sich von leibst auf diese Weise.<lb/>
Bey vielen andern har es die Kunst durch <hi rendition="#g">Absenken</hi><lb/>
oder <hi rendition="#g">Ablegen</hi> nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art<lb/>
Feigenbaum (der Banianbaum, <hi rendition="#aq">ficus</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">indica</hi></hi>) dessen<lb/>
Zweige herab hängen, und sobald sie den Boden be-<lb/>
rühren, von selbst Wurzel schlagen; so das ein einzi-<lb/>
ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen,<lb/>
dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind,<lb/>
vorstellen könnte.</p>
              <p rendition="#indent-1 #small">Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein<lb/>
solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhängen-<lb/>
den Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt,<lb/>
und sein Schatten, den er Mittags wirft, über 1100<lb/>
Fuß im Umfang hält.</p>
            </div>
            <div n="2">
</div>
          </div>
        </body>
      </text>
    </group>
  </text>
</TEI>
[80/0453] §. 184. Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in Rück- sicht der Vegetation der Gewächse anmerkenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zumahl bey den Insecten, Statt hat, daß nähmlich manche nur isolirt und einsam leben, dahingegen andere dicht beysammen bleiben, und theils (wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder (wie das Sargaffo) weite Meerestrecken überziehen. §. 185. Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge- wächse, deren mannigfaltige Arten sich im Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Augen, und endlich durch Samen. §. 186. Die erste Art der Propagation, nähmlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto gewöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich vermehren sich von leibst auf diese Weise. Bey vielen andern har es die Kunst durch Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z. B. eine Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica) dessen Zweige herab hängen, und sobald sie den Boden be- rühren, von selbst Wurzel schlagen; so das ein einzi- ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind, vorstellen könnte. Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammenhängen- den Stämmen, der auf 370 Fuß im Durchschnitt, und sein Schatten, den er Mittags wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/453
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/453>, abgerufen am 23.11.2024.