Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter Körper, nähmlich zu den Gewächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.) festgesetzten Be- griffen schon dadurch von den Thieren auffallend un- terscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungs- saft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflan- zen bey weiten der allgemeinste ist, worin sie (höch- stens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln etc.) sämmtlich mit einander überein kommen.
§. 159.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse über- haupt auch darin von der der allermehresten Thiere ih- rer verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blätter, Blüthen etc. nicht so bestimmt, sondern im Ganzen ungleich veränderlicher ist*).
§. 160.
Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt, was
*)Extensio minus definita.
Zehnter Abschnitt. Von den Pflanzen.
§. 158.
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder organisirter Körper, nähmlich zu den Gewächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.) festgesetzten Be- griffen schon dadurch von den Thieren auffallend un- terscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungs- saft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflan- zen bey weiten der allgemeinste ist, worin sie (höch- stens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln ꝛc.) sämmtlich mit einander überein kommen.
§. 159.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse über- haupt auch darin von der der allermehresten Thiere ih- rer verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blätter, Blüthen ꝛc. nicht so bestimmt, sondern im Ganzen ungleich veränderlicher ist*).
§. 160.
Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt, was
*)Extensio minus definita.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0443"xml:id="pb421_0001"n="421"/><headrendition="#c"><hirendition="#g">Zehnter Abschnitt</hi>.<lb/><hirendition="#g">Von den Pflanzen</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><headrendition="#c">§. 158.</head><lb/><p>Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder<lb/>
organisirter Körper, nähmlich zu den <hirendition="#g">Gewächsen</hi>,<lb/>
die sich nach den oben (§. 3 und 4.) festgesetzten Be-<lb/>
griffen schon dadurch von den Thieren auffallend un-<lb/>
terscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungs-<lb/>
saft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung,<lb/>
und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen,<lb/>
die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflan-<lb/>
zen bey weiten der allgemeinste ist, worin sie (höch-<lb/>
stens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des<lb/>
Nostocks, der Trüffeln ꝛc.) sämmtlich mit einander<lb/>
überein kommen.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 159.</head><lb/><p>Uebrigens ist die <hirendition="#g">Bildung</hi> der Gewächse über-<lb/>
haupt auch darin von der der allermehresten Thiere ih-<lb/>
rer verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die<lb/>
Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blätter,<lb/>
Blüthen ꝛc. nicht so bestimmt, sondern im Ganzen<lb/>
ungleich veränderlicher ist<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p><hirendition="#aq">Extensio minus definita.</hi></p></note>.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 160.</head><lb/><p>Um so einförmiger scheint hingegen ihr <hirendition="#g">innerer<lb/>
Bau</hi>, als welcher nichts von alle dem zeigt, was<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[421/0443]
Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen.
§. 158.
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder
organisirter Körper, nähmlich zu den Gewächsen,
die sich nach den oben (§. 3 und 4.) festgesetzten Be-
griffen schon dadurch von den Thieren auffallend un-
terscheiden, daß sie ihren sehr homogenen Nahrungs-
saft ohne irgend merkliche, willkürliche Bewegung,
und zwar hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen,
die daher auch unter allen äußern Theilen der Pflan-
zen bey weiten der allgemeinste ist, worin sie (höch-
stens bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des
Nostocks, der Trüffeln ꝛc.) sämmtlich mit einander
überein kommen.
§. 159.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse über-
haupt auch darin von der der allermehresten Thiere ih-
rer verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die
Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blätter,
Blüthen ꝛc. nicht so bestimmt, sondern im Ganzen
ungleich veränderlicher ist *).
§. 160.
Um so einförmiger scheint hingegen ihr innerer
Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt, was
*) Extensio minus definita.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/443>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.