Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

***). Da aber von der
bestimmten Bildung der organisirten Körper, be-
sonders der Thiere, die behörige und für den Gang
der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer
Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung
in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zu-
stande meines Wissens niemals eine Paarung und
Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt
worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mei-
stentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande
sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher
gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul-
thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Ca-
narienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den
Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche
Befruchtung verschiedener Gattungen Bastarde her-
vorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen
tragen (- s. oben Seite 13. -). Hingegen be-
dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba-
starden aus der Vermischung vom Rindvieh und
Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hüh-
nern, oder vollends gar von Menschen und Vieh,
jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die
von einer und eben derselben Species sich mit einander
gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort
Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gat-
tung übersetzt wird. (- davon mit mehren in der Vor-
rede. -)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe-

***) verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;
wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten etc.
(§. 15.)

***). Da aber von der
bestimmten Bildung der organisirten Körper, be-
sonders der Thiere, die behörige und für den Gang
der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer
Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung
in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zu-
stande meines Wissens niemals eine Paarung und
Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt
worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mei-
stentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande
sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher
gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul-
thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Ca-
narienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den
Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche
Befruchtung verschiedener Gattungen Bastarde her-
vorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen
tragen (– s. oben Seite 13. –). Hingegen be-
dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba-
starden aus der Vermischung vom Rindvieh und
Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hüh-
nern, oder vollends gar von Menschen und Vieh,
jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die
von einer und eben derselben Species sich mit einander
gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort
Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gat-
tung übersetzt wird. (– davon mit mehren in der Vor-
rede. –)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe-

***) verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;
wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc.
(§. 15.)
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000034">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><note anchored="true" place="foot" n="***)"><p><pb facs="#f0039" xml:id="pb021_0002" n="21"/>
verschiedenen <hi rendition="#g">Rassen</hi> der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;<lb/>
wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die <hi rendition="#g">Mulatten</hi> &#xA75B;c.<lb/>
(§. 15.)</p></note>. Da aber von der<lb/>
bestimmten <hi rendition="#g">Bildung</hi> der organisirten Körper, be-<lb/>
sonders der Thiere, die behörige und für den Gang<lb/>
der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer<lb/>
Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung<lb/>
in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den<lb/>
rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zu-<lb/>
stande meines Wissens niemals eine Paarung und<lb/>
Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt<lb/>
worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mei-<lb/>
stentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande<lb/>
sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher<lb/>
gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul-<lb/>
thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Ca-<lb/>
narienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den<lb/>
Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche<lb/>
Befruchtung verschiedener Gattungen Bastarde her-<lb/>
vorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen<lb/>
tragen (&#x2013; s. oben Seite 13. &#x2013;). Hingegen be-<lb/>
dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba-<lb/>
starden aus der Vermischung vom Rindvieh und<lb/>
Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hüh-<lb/>
nern, oder vollends gar von Menschen und Vieh,<lb/>
jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.</p>
          <p rendition="#small"><hi rendition="#g">Anm</hi>. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,<lb/>
daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die<lb/>
von einer und eben derselben Species sich mit einander<lb/>
gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort<lb/><hi rendition="#aq">Species</hi> im Deutschen am allernatürlichsten durch <hi rendition="#g">Gat</hi>-<lb/>
tung übersetzt wird. (&#x2013; davon mit mehren in der Vor-<lb/>
rede. &#x2013;)</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 15.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Rassen</hi> und <hi rendition="#g">Spielarten</hi> (<hi rendition="#aq">varietates</hi>) sind<lb/>
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0039] ***). Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, be- sonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freien Natur-Zu- stande meines Wissens niemals eine Paarung und Vermischung unter zweyerlei Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mei- stentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul- thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Ca- narienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bei den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedener Gattungen Bastarde her- vorgebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben Seite 13. –). Hingegen be- dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Ba- starden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hüh- nern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung. Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freien Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gat- tung übersetzt wird. (– davon mit mehren in der Vor- rede. –) §. 15. Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen spe- ***) verschiedenen Rassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden; wie z. B. selbst im Menschen-Geschlechte die Mulatten ꝛc. (§. 15.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/39
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/39>, abgerufen am 21.11.2024.