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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie
und Botanik beliebt ist.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese
Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen
zuerst unternommen haben mag: - aber wohl weiß ich,
was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch

"quem penes arbitrium est, et jus, et
norma loquendi
"

bei andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: - daß
es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern
gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. - Genug indeß,
daß so viele philosophische Naturforscher und die größten
unserer naturkundigen Philosophen das verba valent si-
cut numi
besser befolgt, und sich also durch diese son-
derbare Umstempelung nicht irre führen lassen. - Und
warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim
Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, da-
für habe ich folgende Gründe:

1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kun-
dige, deutsche Naturforscher (- und wer es nicht weiß,
der kann es aus Adelung's Wörterbuch lernen -)
was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:

"Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge:"

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes
Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus
des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Ue-
bersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf
Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaftli-
chen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie
und Botanik beliebt ist.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese
Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen
zuerst unternommen haben mag: – aber wohl weiß ich,
was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch

quem penes arbitrium est, et jus, et
norma loquendi

bei andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: – daß
es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern
gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. – Genug indeß,
daß so viele philosophische Naturforscher und die größten
unserer naturkundigen Philosophen das verba valent si-
cut numi
besser befolgt, und sich also durch diese son-
derbare Umstempelung nicht irre führen lassen. – Und
warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim
Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, da-
für habe ich folgende Gründe:

1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kun-
dige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß,
der kann es aus Adelung's Wörterbuch lernen –)
was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:

„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge:“

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes
Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus
des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Ue-
bersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf
Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaftli-
chen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

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[IV/0006] gar manchen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik beliebt ist. Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: – aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch „quem penes arbitrium est, et jus, et norma loquendi“ bei andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: – daß es ihm hingegen in Deutschland nicht an Nachahmern gefehlt hat, ist eben nicht unerwartet. – Genug indeß, daß so viele philosophische Naturforscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valent si- cut numi besser befolgt, und sich also durch diese son- derbare Umstempelung nicht irre führen lassen. – Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beim Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, da- für habe ich folgende Gründe: 1. Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kun- dige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörterbuch lernen –) was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist: „Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat- tungen der Dinge:“ Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbeinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Ue- bersetzung lernen. Dem zu Folge wissen wir also in Anwendung auf Methodologie in der Naturgeschichte: Die Gattungen schafft die Natur: der Sy- stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaftli- chen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/6>, abgerufen am 23.11.2024.