Gemeiniglich setzt man die Geschwindigkeit des Blutes, das in die große Schlagader ausströmt, so an, daß es mit jedem Pulsschlage, ungefähr acht Zoll durchläuft, welches ohngefehr in einer Minute fünfzig Fuß beträgt.
§. 68.
Die rothen Blutkügelchen scheinen zunächst an der Achse der Gefäße fortgerollt zu werden; auch sollen sie eine schnellere Bewegung haben, als die übrigen Theile des Blutes. Letzteres scheint mir aber auf keine ausgemachten Versuche zu beruhen, und nur von den gewöhnlichen hydraulischen Gese- tzen, die man sehr unschicklich auf den menschlichen Körper anwendet, hergenommen zu seyn; denn welche Ungereimtheit, die Bewegung des Blutes, das durch belebte Gefäße des thierischen Körpers hinströmt, auf die gemeinen Gesetze der Bewe- gung, womit das Wasser durch hydraulische Ma- schinen fließt, zurückführen wollen! Ich wenigstens habe diesen Vorzug der Blutkügelchen noch nie beobachtet.
§. 69.
Ich halte vielmehr dafür, daß diese Blutkü- gelchen mit den übrigen Theilen des Blutes zugleich fortbewegt, und noch weniger um ihre eigene Achse gerollet werden; auch glaube ich nicht, daß man, außer dieser fortschreitenden Bewegung des Blu- tes, von der itzt eben die Rede war, noch eine an- dere, innere annehmen dürfte; obgleich die ver- schiedenen Bestandtheile des Blutes, nachdem sie
Gemeiniglich setzt man die Geschwindigkeit des Blutes, das in die große Schlagader ausströmt, so an, daß es mit jedem Pulsschlage, ungefähr acht Zoll durchläuft, welches ohngefehr in einer Minute fünfzig Fuß beträgt.
§. 68.
Die rothen Blutkügelchen scheinen zunächst an der Achse der Gefäße fortgerollt zu werden; auch sollen sie eine schnellere Bewegung haben, als die übrigen Theile des Blutes. Letzteres scheint mir aber auf keine ausgemachten Versuche zu beruhen, und nur von den gewöhnlichen hydraulischen Gese- tzen, die man sehr unschicklich auf den menschlichen Körper anwendet, hergenommen zu seyn; denn welche Ungereimtheit, die Bewegung des Blutes, das durch belebte Gefäße des thierischen Körpers hinströmt, auf die gemeinen Gesetze der Bewe- gung, womit das Wasser durch hydraulische Ma- schinen fließt, zurückführen wollen! Ich wenigstens habe diesen Vorzug der Blutkügelchen noch nie beobachtet.
§. 69.
Ich halte vielmehr dafür, daß diese Blutkü- gelchen mit den übrigen Theilen des Blutes zugleich fortbewegt, und noch weniger um ihre eigene Achse gerollet werden; auch glaube ich nicht, daß man, außer dieser fortschreitenden Bewegung des Blu- tes, von der itzt eben die Rede war, noch eine an- dere, innere annehmen dürfte; obgleich die ver- schiedenen Bestandtheile des Blutes, nachdem sie
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000072"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0059"xml:id="pb041_0001"n="41"/>
Gemeiniglich setzt man die Geschwindigkeit des<lb/>
Blutes, das in die große Schlagader ausströmt,<lb/>
so an, daß es mit jedem Pulsschlage, ungefähr<lb/>
acht Zoll durchläuft, welches ohngefehr in einer<lb/>
Minute fünfzig Fuß beträgt.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 68.</head><lb/><p>Die rothen Blutkügelchen scheinen zunächst an<lb/>
der Achse der Gefäße fortgerollt zu werden; auch<lb/>
sollen sie eine schnellere Bewegung haben, als die<lb/>
übrigen Theile des Blutes. Letzteres scheint mir<lb/>
aber auf keine ausgemachten Versuche zu beruhen,<lb/>
und nur von den gewöhnlichen hydraulischen Gese-<lb/>
tzen, die man sehr unschicklich auf den menschlichen<lb/>
Körper anwendet, hergenommen zu seyn; denn<lb/>
welche Ungereimtheit, die Bewegung des Blutes,<lb/>
das durch belebte Gefäße des thierischen Körpers<lb/>
hinströmt, auf die gemeinen Gesetze der Bewe-<lb/>
gung, womit das Wasser durch hydraulische Ma-<lb/>
schinen fließt, zurückführen wollen! Ich wenigstens<lb/>
habe diesen Vorzug der Blutkügelchen noch nie<lb/>
beobachtet.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 69.</head><lb/><p>Ich halte vielmehr dafür, daß diese Blutkü-<lb/>
gelchen mit den übrigen Theilen des Blutes zugleich<lb/>
fortbewegt, und noch weniger um ihre eigene Achse<lb/>
gerollet werden; auch glaube ich nicht, daß man,<lb/>
außer dieser fortschreitenden Bewegung des Blu-<lb/>
tes, von der itzt eben die Rede war, noch eine an-<lb/>
dere, innere annehmen dürfte; obgleich die ver-<lb/>
schiedenen Bestandtheile des Blutes, nachdem sie<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[41/0059]
Gemeiniglich setzt man die Geschwindigkeit des
Blutes, das in die große Schlagader ausströmt,
so an, daß es mit jedem Pulsschlage, ungefähr
acht Zoll durchläuft, welches ohngefehr in einer
Minute fünfzig Fuß beträgt.
§. 68.
Die rothen Blutkügelchen scheinen zunächst an
der Achse der Gefäße fortgerollt zu werden; auch
sollen sie eine schnellere Bewegung haben, als die
übrigen Theile des Blutes. Letzteres scheint mir
aber auf keine ausgemachten Versuche zu beruhen,
und nur von den gewöhnlichen hydraulischen Gese-
tzen, die man sehr unschicklich auf den menschlichen
Körper anwendet, hergenommen zu seyn; denn
welche Ungereimtheit, die Bewegung des Blutes,
das durch belebte Gefäße des thierischen Körpers
hinströmt, auf die gemeinen Gesetze der Bewe-
gung, womit das Wasser durch hydraulische Ma-
schinen fließt, zurückführen wollen! Ich wenigstens
habe diesen Vorzug der Blutkügelchen noch nie
beobachtet.
§. 69.
Ich halte vielmehr dafür, daß diese Blutkü-
gelchen mit den übrigen Theilen des Blutes zugleich
fortbewegt, und noch weniger um ihre eigene Achse
gerollet werden; auch glaube ich nicht, daß man,
außer dieser fortschreitenden Bewegung des Blu-
tes, von der itzt eben die Rede war, noch eine an-
dere, innere annehmen dürfte; obgleich die ver-
schiedenen Bestandtheile des Blutes, nachdem sie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/59>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.