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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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Gemeiniglich setzt man die Geschwindigkeit des
Blutes, das in die große Schlagader ausströmt,
so an, daß es mit jedem Pulsschlage, ungefähr
acht Zoll durchläuft, welches ohngefehr in einer
Minute fünfzig Fuß beträgt.

§. 68.

Die rothen Blutkügelchen scheinen zunächst an
der Achse der Gefäße fortgerollt zu werden; auch
sollen sie eine schnellere Bewegung haben, als die
übrigen Theile des Blutes. Letzteres scheint mir
aber auf keine ausgemachten Versuche zu beruhen,
und nur von den gewöhnlichen hydraulischen Gese-
tzen, die man sehr unschicklich auf den menschlichen
Körper anwendet, hergenommen zu seyn; denn
welche Ungereimtheit, die Bewegung des Blutes,
das durch belebte Gefäße des thierischen Körpers
hinströmt, auf die gemeinen Gesetze der Bewe-
gung, womit das Wasser durch hydraulische Ma-
schinen fließt, zurückführen wollen! Ich wenigstens
habe diesen Vorzug der Blutkügelchen noch nie
beobachtet.

§. 69.

Ich halte vielmehr dafür, daß diese Blutkü-
gelchen mit den übrigen Theilen des Blutes zugleich
fortbewegt, und noch weniger um ihre eigene Achse
gerollet werden; auch glaube ich nicht, daß man,
außer dieser fortschreitenden Bewegung des Blu-
tes, von der itzt eben die Rede war, noch eine an-
dere, innere annehmen dürfte; obgleich die ver-
schiedenen Bestandtheile des Blutes, nachdem sie

Gemeiniglich setzt man die Geschwindigkeit des
Blutes, das in die große Schlagader ausströmt,
so an, daß es mit jedem Pulsschlage, ungefähr
acht Zoll durchläuft, welches ohngefehr in einer
Minute fünfzig Fuß beträgt.

§. 68.

Die rothen Blutkügelchen scheinen zunächst an
der Achse der Gefäße fortgerollt zu werden; auch
sollen sie eine schnellere Bewegung haben, als die
übrigen Theile des Blutes. Letzteres scheint mir
aber auf keine ausgemachten Versuche zu beruhen,
und nur von den gewöhnlichen hydraulischen Gese-
tzen, die man sehr unschicklich auf den menschlichen
Körper anwendet, hergenommen zu seyn; denn
welche Ungereimtheit, die Bewegung des Blutes,
das durch belebte Gefäße des thierischen Körpers
hinströmt, auf die gemeinen Gesetze der Bewe-
gung, womit das Wasser durch hydraulische Ma-
schinen fließt, zurückführen wollen! Ich wenigstens
habe diesen Vorzug der Blutkügelchen noch nie
beobachtet.

§. 69.

Ich halte vielmehr dafür, daß diese Blutkü-
gelchen mit den übrigen Theilen des Blutes zugleich
fortbewegt, und noch weniger um ihre eigene Achse
gerollet werden; auch glaube ich nicht, daß man,
außer dieser fortschreitenden Bewegung des Blu-
tes, von der itzt eben die Rede war, noch eine an-
dere, innere annehmen dürfte; obgleich die ver-
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[41/0059] Gemeiniglich setzt man die Geschwindigkeit des Blutes, das in die große Schlagader ausströmt, so an, daß es mit jedem Pulsschlage, ungefähr acht Zoll durchläuft, welches ohngefehr in einer Minute fünfzig Fuß beträgt. §. 68. Die rothen Blutkügelchen scheinen zunächst an der Achse der Gefäße fortgerollt zu werden; auch sollen sie eine schnellere Bewegung haben, als die übrigen Theile des Blutes. Letzteres scheint mir aber auf keine ausgemachten Versuche zu beruhen, und nur von den gewöhnlichen hydraulischen Gese- tzen, die man sehr unschicklich auf den menschlichen Körper anwendet, hergenommen zu seyn; denn welche Ungereimtheit, die Bewegung des Blutes, das durch belebte Gefäße des thierischen Körpers hinströmt, auf die gemeinen Gesetze der Bewe- gung, womit das Wasser durch hydraulische Ma- schinen fließt, zurückführen wollen! Ich wenigstens habe diesen Vorzug der Blutkügelchen noch nie beobachtet. §. 69. Ich halte vielmehr dafür, daß diese Blutkü- gelchen mit den übrigen Theilen des Blutes zugleich fortbewegt, und noch weniger um ihre eigene Achse gerollet werden; auch glaube ich nicht, daß man, außer dieser fortschreitenden Bewegung des Blu- tes, von der itzt eben die Rede war, noch eine an- dere, innere annehmen dürfte; obgleich die ver- schiedenen Bestandtheile des Blutes, nachdem sie

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/59>, abgerufen am 24.11.2024.